Fahrpreise für Busse und Bahnen:Umstrittene MVV-Einteilung in Ringe und Zonen bleibt

MVV Münchner U-Bahn

MVV Münchner U-Bahn U-Bahnhof Sendlinger Tor; Münchner U-Bahn, MVV. Freitag, 4. Januar 2013.

(Foto: Jakob Berr)
  • Das Tarifsystem des Münchner Verkehrsverbundes (MVV) soll erneuert werden, deutlich früher als erwartet.
  • Dabei soll das schwer verständliche Preissystem überarbeitet werden.
  • Die Grundstruktur bleibt aber bestehen und auch die umstrittene Einteilung in Ringe und Zonen.

Von Christian Krügel

Das Tarifsystem des Münchner Verkehrsverbundes (MVV) wird wohl deutlich früher als erwartet reformiert, dafür aber weit weniger stark verändert, als viele Fahrgäste und Politiker das fordern. Bereits in zwei Jahren soll das komplexe Preissystem durch ein neues und verständlicheres abgelöst werden.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung dürfte dabei aber die umstrittene Einteilung in Ringe und Zonen erhalten bleiben. Mehr als fraglich ist die Einführung eines simplen elektronischen Tickets, bei dem der Fahrgast nur für die Strecke zahlt, die er auch wirklich fährt.

Seit Langem lästern Fahrgäste über das Tarifsystem für die Busse und Bahnen im Großraum München. Es sei zu kompliziert und zu undurchschaubar, zudem gerade in den Stadtrandgemeinden oft ungerecht. Die Fahrpreise des MVV staffeln sich derzeit nach einem Ringsystem, das konzentrisch um die Stadtmitte wächst.

Das führt dazu, dass Fahrgäste oft unverhältnismäßig mehr zahlen müssen, wenn sie an einer Station einsteigen, die nur knapp jenseits des sogenannten Innenraums liegt. Beispiele für solche Tarifsprünge gibt es viele, der Bezirksausschuss Feldmoching etwa fordert, Oberschleißheim in den Innenraum aufzunehmen, um Auto-Pendlerverkehr in die Stadt zu verhindern.

Die Erwartungen an eine MVV-Preisreform gehen aber noch weiter. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) etwa möchte ein Senioren-Ticket, das unabhängig von bestimmten Tageszeiten gilt. In einigen Landkreisen gibt es die Forderung nach einem Sozialticket für Ärmere.

Der Ebersberger Landrat Robert Niedergesäß (CSU), der zugleich Sprecher der MVV-Landkreise ist, forderte nicht weniger als das "modernste Tarifsystem" Europas, als die Gesellschafter des Verkehrsverbunds offiziell den Auftrag für eine Reform gaben. In den vergangenen Monaten tüftelten externe Gutachterbüros an Preis- und Tarifmodellen, im Oktober und November wird der MVV dem Münchner Stadtrat und den Kreistagen darüber einen Sachstandsbericht vorlegen und sich grünes Licht für die Umsetzung geben lassen.

Bislang steht vor allem fest, was es nicht geben wird

Dabei könnte es einige enttäuschte Gesichter geben. Denn wie die SZ erfuhr, setzen die Experten nicht auf eine Revolution, sondern eher auf eine Evolution des Tarifsystems. Dabei steht bislang vor allem fest, was es nicht geben wird. Verworfen wurde demnach ein Modell, bei dem es - ähnlich wie in Paris - einen Ticketpreis gibt, egal wie weit die Fahrt geht. Auch das Beispiel aus Wien soll nicht nach München importiert werden, wonach sich die Kosten auch an der Uhrzeit orientieren.

Das brächte mehr Ungerechtigkeit für die Fahrgäste, heißt es aus dem Umfeld des MVV. Am gerechtesten sei noch immer das derzeitige Ringesystem. Es solle die "wichtigste Säule" bleiben, müsse aber kräftig modifiziert werden. So sollen die beklagten Kostensprünge an den Tarifgrenzen abgebaut werden, zumindest im Bartarif, also bei den Einzel- und Streifenfahrkarten.

Weniger Reformbedarf sehen die Gutachter demnach bei den Zeitkarten: Auch im europäischen Vergleich seien die Monats- und Jahreskarten in München durchaus günstig. Dafür dürfte der MVV den Kommunalpolitikern mehrere Vorschläge machen, wie sie soziale Komponenten bei den Preisen einbauen könnten, heißt es aus dem Kreis der MVV-Gesellschafter. Am Ende sei das eine politische Entscheidung: Jede Ermäßigung kann für den MVV Einnahmenverluste in Millionenhöhe bedeuten, die kompensiert werden müssten.

An einem Millionenbetrag "im dreistelligen Bereich" könnte auch die Einführung eines modernen E-Ticketing-Systems scheitern, wie es heißt. So viel müsste offenbar investiert werden, um die unterschiedlichen digitalen Abrechnungssysteme zusammenzuführen und ein flexibles mobiles Ticketingsystem im MVV aufzubauen, das noch dazu alle Anforderungen des Datenschutzes erfüllt. Dem Vernehmen nach soll den Kommunalpolitikern deshalb vorgeschlagen werden, 2018/19 erst einmal mit einem groß angelegten Pilotversuch mit bis zu 20 000 Kunden zu starten.

Diese könnten ihre Tickets im sogenannten "Be in, be out"-Verfahren bezahlen: Das private Smartphone meldet, wo jemand ein- und ausgestiegen ist; am Ende des Monats errechnet der MVV, ob der Fahrgast mit Einzelfahrkarten oder einem Monatstickets günstiger unterwegs war.

MVV-Geschäftsführer Alexander Freitag will sich zu Details des Berichts, der den Gremien demnächst vorgelegt wird, noch nicht äußern. Er bestätigt aber, dass ein erster Schritt der Tarifreform bereits in zwei Jahren umgesetzt werden soll. Das sei ehrgeizig genug, denn zum einen erwartet er langwierige politische Diskussion, zum anderen müsse das Konzept genau durchgerechnet und durchdacht werden. "Eines darf in keinem Fall passieren", sagt Freitag, "unser System darf nicht noch komplizierter werden".

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