Fahndung:Verbindung gesucht

Gibt es eine Spur zum Isarmord? Darauf achtet die Polizei immer noch bei vielen Fällen

Von Martin Bernstein

Drei Jahre nach einer Körperverletzung in einer U-Bahn hat die Polizei am Mittwoch mit einem Fahndungsfoto nach dem Täter gesucht. Ein nicht alltäglicher Vorgang. Und noch weniger alltäglich ist, dass die Suche sich nach wenigen Stunden weitgehend erledigt hatte, weil es Hinweise darauf gibt, wer der Gesuchte ist. Hintergrund der Aktion ist ein Fall, mit dem der mittlerweile wohl ermittelte Mann nach SZ-Informationen nichts zu tun hat: der sogenannte Isarmord an Domenico L.

Die beiden Angriffe hatten im Mai vor drei Jahren binnen 19 Tagen stattgefunden - und beide erfolgten offenbar ohne Motiv, aus heiterem Himmel. In solchen Fällen wird die Münchner Polizei grundsätzlich hellhörig: Das bestätigt Markus Kraus, Chef der Mordkommission. Man schaue sich derartige Fälle immer genau an. Einen direkten Zusammenhang zur Fahndung nach dem Isarmörder habe es aber nicht gegeben.

Auch die Staatsanwaltschaft München I bestätigte das. Automatisch werden aber ähnlich gelagerte, offensichtlich motivlose Gewaltdelikte daraufhin abgeklopft, ob es Verbindungen zum Isarmord geben könnte. Zunächst ermittelten 30 Beamte in der Sonderkommission Cornelius, noch immer gibt es eine sechsköpfige Ermittlungsgruppe zu dem ungeklärten Fall. Ein bis heute unbekannter Mann hatte am 28.

Mai 2013 die Freundin des 31-jährigen Italieners Domenico L. angespuckt, als das Paar auf dem Isarradweg am Patentamt an ihm vorbeifuhr. Daraufhin drehte Domenico L. um und fuhr zu dem Unbekannten zurück, um ihn zur Rede zu stellen. Während des Wortgefechts stach der Unbekannte mit einem Messer mehrfach auf den jungen Mann ein. Domenico L. starb wenig später im Krankenhaus. Seither sucht die Münchner Polizei nach dem Isarmörder.

Rund 15 000 Personen hat die Mordkommission seit damals überprüft. Mehrere Hundert Hinweise wurden abgearbeitet - erfolglos. Auch mit der DNA, die der Mörder am Tatort hinterlassen hat, war trotz Tausender Speichelproben nichts anzufangen. Immerhin: Dem am Mittwoch gesuchten U-Bahn-Schläger kam das jetzt möglicherweise zu Gute.

Seine DNA stimmt nicht mit der des Isarmörders überein. Der Mann war am Mittwoch mit Lichtbild gesucht worden, weil er am 8. Mai vor drei Jahren in einer U4 andere Fahrgäste lautstark angepöbelt und schließlich am Max-Weber-Platz einen U-Bahn-Fahrer, der auf dem Nachhauseweg war und sich eingemischt hatte, ins Gesicht geschlagen hatte.

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