Fachkräftemangel:Abiturienten als Erzieher

Fachkräftemangel: Eine Erzieherin kümmert sich um Kita-Kinder.

Eine Erzieherin kümmert sich um Kita-Kinder.

(Foto: Stephan Rumpf)

Modellversuch ist ein Erfolg und soll nun verlängert werden

Von Melanie Staudinger

Fehlende Erzieher, kürzere Öffnungszeiten, Zusammenlegung von Gruppen - aus dem Bereich der Kindertagesstätten sind gute Nachrichten selten geworden. Der Personalmangel dringt in alle Bereiche und trifft nahezu alle Einrichtungstypen, egal ob die Stadt oder ein freier Träger dafür verantwortlich sind. Bis Ende Juni, so erfuhren die Eltern einer Kita im Stadtteil Sendling-Westpark kürzlich, müssten die Krippen- und Kindergartenkinder täglich bereits um 16 Uhr geholt werden. Eine Notgruppe gibt es nicht. Und in den anstehenden Pfingstferien ist die Betreuung noch weiter eingeschränkt: Wenn möglich sollten die Eltern ihre Kinder gleich daheim lassen, ausreichend Personal ist nur für eine Krippen- und eine Kindergartengruppe da. Und das ist nur ein Beispiel von vielen.

Mitten in dieser für Familien anstrengenden Zeit präsentiert das städtische Bildungsreferat nun eine positive Entwicklung: Es ist gelungen, mehr Abiturienten für den Erzieherberuf zu begeistern. Der im vergangenen Jahr gestartete Modellversuch mit dem etwas sperrigen Titel "Erzieherausbildung mit optimierten Praxisphasen" soll nun verlängert und für die Eichtungen der freien Träger wie Caritas, Diakonie oder Arbeiterwohlfahrt geöffnet werden. Diesem Plan des Bildungsreferats muss der Bildungsausschuss an diesem Mittwoch allerdings noch zustimmen.

Der Modellversuch, den das Kultusministerium bayernweit an mehreren Standorten gestartet hat, bietet vor allem zwei Anreize für Abiturienten, die sich für den Erzieherberuf interessieren. Zum einen verkürzt sich die Ausbildungsdauer im Vergleich zur herkömmlichen Lehre von fünf auf drei Jahre, zum anderen erhalten die Praktikanten die ganze Zeit über ein Gehalt. Im Schuljahr 2016/17 richtete das Bildungsreferat daher zwei Klassen an der städtischen Fachakademie für Sozialpädagogik im Wechselrhythmus ein. Eine Woche ist die erste Klasse in der Schule und die zweite in den jeweiligen Einrichtungen, in der darauffolgenden Woche wird getauscht. So findet nicht nur ein durchgängiger Schulbetrieb statt: Auch den beteiligten Einrichtungen sind jeweils zwei Praktikantinnen als Tandem zugewiesen. So ist auch dort die Auszubildendenstelle durchgängig besetzt.

Die Erzieher-Azubis sind in städtischen Krippen ebenso eingesetzt wie in Kindergärten und Horten oder Tagesheimen, damit sie ein möglichst großes Spektrum der Kinderbetreuung kennenlernen. Insgesamt kooperieren während des Schulversuchs, der bis zum Schuljahr 2020/21 läuft, 75 Einrichtungen mit der Fachakademie. Bisher allerdings sind nur städtische Kitas als Kooperationspartner zugelassen, weil die Abstimmungsprozesse sehr umfangreich seien, wie Stadtschulrätin Beatrix Zurek in der Sitzungsvorlage für den Bildungsausschuss schreibt. Nach Abschluss der Probephase allerdings sei es vorstellbar, dass die städtische Fachakademie auch mit freien Trägern und Elterninitiativen zusammenarbeite. Dies sei jedoch erst von September 2019 an möglich. Die Personalkosten für die Ausbildung können sich die Träger von der Stadt über deren freiwilliges Zuschusssystem der Münchner Förderformel erstatten lassen. Das Bildungsreferat rechnet fest damit, dass sich mit dem Modell langfristig mehr Erzieher gewinnen lassen.

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