Fachkräfte anwerben:Die Ankunft erleichtern

Fachkräfte anwerben: "Eine wertschätzende Kultur des Umgangs": Siegfried Benker 2015 bei einem Stadtrundgang für neue Mitarbeiterinnen.

"Eine wertschätzende Kultur des Umgangs": Siegfried Benker 2015 bei einem Stadtrundgang für neue Mitarbeiterinnen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Lockere Treffen, Stadtführungen, Mitarbeiterwohnungen: Damit wirbt Münchenstift um ausländische Altenpfleger

Von Wiebke Harms

Der Chef geht vorweg. Statt der Geschäfte des städtischen Seniorenheimträgers Münchenstift führt Siegfried Benker am Dienstagvormittag ein Dutzend Mitarbeiter durch die Stadt. Die Altenpfleger lernen Münchens Geschichte kennen, um die alten Männer und Frauen besser zu verstehen, um die sie sich täglich kümmern. "In München geborene Bewohner haben die Geschichte dieses Viertels miterlebt", sagt Benker auf dem Königsplatz.

Die Stadtrundgänge sind Teil eines Konzepts, mit dem Münchenstift seinen Mitarbeitern aus dem Ausland nicht nur den Einstieg beim neuen Arbeitgeber, sondern auch die Ankunft in München erleichtern will. Die neue Willkommenskultur im Altenheim setzt sich aus etwa 175 Fortbildungsterminen zusammen, bei denen die Mitarbeiter Deutsch lernen, sich mit kulturellen Unterschieden und Gemeinsamkeiten auseinandersetzen und ländertypische Besonderheiten der Altenpflege erfahren.

"Pflege und Altenpflege sind ohne Zuwanderung nicht mehr zu organisieren", sagt der Münchenstift-Geschäftsführer Benker. Auch sein Unternehmen ist auf Altenpfleger aus dem Ausland angewiesen. Rund 60 Prozent der etwa 1900 Mitarbeiter haben einen Migrationshintergrund und auch künftig will Münchenstift ausländische Fachkräfte anwerben - und dauerhaft halten. Denn in Altenheimen wechseln die Mitarbeiter häufig. Altenpfleger ist ein stressiger Beruf, der enge Takt der Arbeit lässt wenig Zeit, um Neue einzuarbeiten. Im Haus in der Rümannstraße erarbeiten Mitarbeiter unter Anleitung der Gesellschaft für Ausbildungsforschung und Berufsentwicklung (GAB) ein Einarbeitungskonzept, das Rücksicht auf kulturelle Unterschiede nimmt. "Das sind Fragen, für die noch nicht so richtig Lösungen existieren", sagt Jost Buschmeyer von der GAB. Beispielsweise spiele das Informelle in anderen Ländern eine größere Rolle. Darum soll schon die Einarbeitung Raum für lockere Treffen zwischen Kollegen lassen. "Zuwanderung ist eine schwere Entscheidung", sagt Benker. Um sie zu erleichtern, begrüßen Mitarbeiter von Münchenstift die Neuen, sobald sie in Deutschland ankommen und helfen ihnen mit Amtsgängen. Der Altenheimträger hilft außerdem mit Mitarbeiterwohnungen.

Sich anfangs nicht auch noch darum kümmern zu müssen, habe ihr sehr geholfen, sagt Maja Beganovic. Sie sprach kaum Deutsch, als sie aus Bosnien nach Deutschland kam. Ihre Schwester musste beim Vorstellungsgespräch für sie sprechen. Den Job im Haus in der Rümannstraße hat sie trotzdem bekommen. Inzwischen arbeitet sie dort als stellvertretende Pflegedienstleitung. Anfangs bereiteten ihr besonders die Dokumentation und das Schreiben von Pflegedienstplanungen Probleme. Münchenstift gibt an, dass besonders viele neue Mitarbeiter aus Bosnien und Kroatien kommen. So auch Antonela Kisic, die eine kleine Zeitungsannonce nach München lockte. In Deutschland werden Krankenschwestern gesucht, las sie während der Nachtschicht im Krankenhaus. Am nächsten Morgen ging sie zum kroatischen Arbeitsamt. "Dann landen Sie in einem kleinen Dorf und kommen dort fünf Jahre lang nicht mehr weg", warnte sie dort ein Mitarbeiter. "Immer noch besser als in Kroatien zu bleiben", sagte Kisic.

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