Expansionskurs:Messe erwartet Rekordjahr

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Geschäftsführer Klaus Dittrich will mehr als 400 Millionen Euro Umsatz erzielen. Gut ein Fünftel davon kommt aus dem Auslandsgeschäft, das weiter wachsen soll

Von Katja Riedel

Die Messe München erwartet 2016 das umsatzstärkste Jahr ihrer Geschichte - trotz politischer Krisen weltweit und damit verbundenen Risiken in ihrem wichtigen Auslandsgeschäft. Diese Botschaft verkündete Messechef Klaus Dittrich am Freitag bei der Jahresbilanz-Pressekonferenz der Gesellschaft.

Mehr als 400 Millionen Euro Umsatz will die Münchner Messegesellschaft, deren Gesellschafter die Stadt und der Freistaat sind, im kommenden Geschäftsjahr erzielen. Davon kommt gut ein Fünftel aus dem Auslandsgeschäft, auf das die Messe München inzwischen stark setzt und das sie weiter ausbauen will. Welchen genauen Ertrag eigene und zugekaufte Messen in Südafrika, China, Indien und anderen Wachstumsmärkten mittlerweile erzielen, ließen Dittrich und Auslandsgeschäftsführer Stefan Rummel offen. Zwar benötigten diese Veranstaltungen mitunter starke Anschubinvestitionen, manche Veranstaltung sei aber vom ersten Tag an mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen worden. Die aktuelle negative Entwicklung der Wirtschaft in China lasse ihn "trotz allem ruhig schlafen", gab sich der Messe-Geschäftsführer betont gelassen. Richtig sei, dass die Messewirtschaft stark an die wirtschaftliche Entwicklung gekoppelt sei. Und richtig sei auch, dass in China nicht mehr Wachstumsraten von zwanzig Prozent und mehr zu erzielen seien. Die Münchner Messegesellschaft habe sich in ihrem wichtigen Chinageschäft aber bereits auf ein kleineres Plus eingestellt.

Zur Baumaschinen-Messe im April, die nur alle drei Jahre stattfindet, erwartet die Messe München in Riem mehr als 500 000 Gäste. (Foto: Darren Jacklin/Bauma)

Zuletzt hatte die Messe München für einen zweistelligen Millionenbetrag die Moskauer Baumaschinenmesse CTT gekauft und plant nun, weitere russische Messen zu kaufen. Auch in Iran, wo derzeit ein Wettrennen um einen nahezu unerschlossenen und rohstoffreichen Wirtschaftsraum stattfindet, plant die Tochter IMAG allein für 2016 sechs Messen in Teheran. Dies ist nicht ohne Risiko, setzt die Messe dabei doch darauf, dass die angekündigten Lockerungen der Wirtschaftssanktionen tatsächlich umgesetzt werden. "Ich glaube, dass dieses Risiko unserer Internationalisierungsstrategie gerechtfertigt ist - und es ist auch überschaubar", sagte Klaus Dittrich. Schließlich dienten die Investitionen im Ausland unter anderem dazu, die Weltleitmessen am Standort München zu halten und zu stärken. Dieser Plan sei in den vergangenen Jahren aufgegangen. So seien Aussteller und Besucher aus jenen Ländern, in denen die Münchner eigene Ableger etablierten, infolgedessen auch nach München gekommen. Zudem investiere man "außer in Shanghai nirgendwo in Beton", das Risiko sei demnach gering.

Ein Rekordjahr soll 2016 vor allem deshalb werden, weil die profitabelste Veranstaltung in diesem Jahr nicht nur in München stattfindet, sondern zudem noch an drei weiteren Standorten: in Moskau, Shanghai und Neu-Delhi. In Bauma-Jahren bleiben allein in München laut Ifo-Institut statt der sonst durchschnittlichen 2,6 gleich 3,6 Milliarden Euro in der Region: über Steuern, Hotels, Gastronomie, Taxis und den Handel. Die flächenmäßig größte Messe der Welt, die alle drei Jahre stattfindet, dauert von 11. bis 17. April, erwartet werden mehr als 500 000 Gäste. Im kommenden Jahr plant die Messe, erstmals ohne Zuschüsse ihrer Gesellschafter auszukommen. Diese waren seit dem Neubau des Messegeländes auf dem ehemaligen Flugplatz Riem notwendig, für den die damals noch deutlich umsatzschwächere Messegesellschaft 1,3 Milliarden Euro verwendet hat. Dazu gehört auch ein Darlehen über 500 Millionen Euro. Von diesem Jahr an kann die Messe die dafür anfallenden Zinsen aus den eigenen Erträgen finanzieren und so von Freistaat und Landeshauptstadt unabhängig werden. Den Einkauf der Moskauer CTT hat die Messegesellschaft bereits allein aus Auslandserträgen gestemmt. Ob und wie die Messe das Darlehen langfristig abbezahlt, ist noch offen. Denkbar sei auch, Teile davon in Eigenkapital umzuwandeln, hierbei liege die Quote um ein Vielfaches unter jenem anderer deutscher Messegesellschaften.

In diesem Sommer wird die Messe eine weitere große Investition bereits beginnen: Auf dem Gelände werden zwei neue Messehallen und ein Konferenzbereich gebaut, für 105,8 Millionen Euro. Diesen Neubau finanziert die Messe komplett aus eigener Kraft. Der Bau soll zwei Jahre lang dauern, die Messe wird danach über 18 Hallen mit einer Fläche von insgesamt 200 000 Quadratmetern verfügen. Hinzu kommen 400 000 Quadratmeter Freifläche, die etwa bei der Bauma komplett mit riesigen Kränen und Baumaschinen belegt sein werden.

© SZ vom 09.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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