Evangelisches Dekanat:Der Kirche geht das Geld aus

Weil das Dekanat knapp bei Kasse ist, müssen die evangelischen Gemeinden sich wohl mehr um ihre Gebäude kümmern

Von Jakob Wetzel

Die evangelische Kirche in München steht vor einem Umbruch: Weil im Dekanat das Geld fehlt, werden wohl künftig die einzelnen Kirchengemeinden stärker als bisher selbst für die Instandhaltung ihrer Gebäude sorgen müssen. Entsprechende Verhandlungen kündigte die Dekanatssynode am Dienstag an. Zudem sollen mehr kirchliche Objekte als bisher vermietet oder auf eine andere, rentable Weise genutzt werden - auch wenn das bedeutet, dass die Kirchengemeinden dafür zurückstecken müssen. Im Juni 2016 will die evangelische Kirche dann ein neues Finanzierungssystem für ihre Immobilien beschließen.

Es stehe ein "Paradigmenwechsel" bevor, sagte Stefan Neukamm, der Leiter der Bauabteilung im Kirchengemeindeamt. Das gehe nicht von heute auf morgen, und es könnten auch nicht alle Lasten den einzelnen Gemeinden aufgebürdet werden. Aber außerhalb des Dekanatsbezirks München würden sich die einzelnen Gemeinden schon heute stärker beteiligen. Und wie bisher Grundstücke oder Gebäude zu verkaufen, um dringend notwendige Sanierungen zu finanzieren, sei nicht mehr möglich. "Das Tafelsilber ist weg", sagte Neukamm. "Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir sicher und belastbar in die Zukunft kommen."

Bislang gilt: Wird eine evangelische Kirche im Raum München saniert, trägt die Landeskirche ein Drittel der Kosten, ein Drittel bezahlt die Gemeinde, das letzte Drittel der Dekanatsbezirk. Diese "Gewohnheit", heißt es in einer Vorlage, der die Synode als Diskussionsgrundlage zustimmte, könne nun aber "nicht mehr gewährleistet werden", und zwar schon im Jahr 2016. Wie dringende Sanierungsarbeiten bezahlt werden sollen, müsse nun jeweils im Einzelfall entschieden werden.

Die Kirchengemeinden werden in demselben Papier "dringend aufgefordert", für Gebäudesanierungen Geld zurückzulegen, falls noch nicht geschehen. Im kommenden Jahr soll zudem schwerpunktmäßig in "Ertragsobjekte" investiert werden. Konkret überlegt die Kirche etwa, einen Berater einzustellen, um die Vermietung kirchlicher Räume zu "optimieren". Der Dekanatsbezirk könne den Gemeinden womöglich auch mit einer Art Vermietungsmanagement unter die Arme greifen, regte Stadtdekanin Barbara Kittelberger an.

Offen ist indes, wie die Optimierungspläne der Kirche mit ihrem Anliegen zu vereinbaren sind, Gemeinderäume möglichst kostenlos für die Flüchtlingshilfe bereitzustellen. "Da verschlechtern wir uns ja, um helfen zu können", sagte Hans-Alexander von Benckendorff vom Prodekanat Süd. Tatsächlich könne es da einen "Zielkonflikt" geben, sagte Kittelberger. Man müsse im Einzelfall entscheiden. In den kommenden Monaten sollen nun zunächst die sechs Prodekanate und die evangelischen Dienste über die Vorschläge diskutieren. Mit Blick auf den Haushalt 2017 soll dann laut Kittelberger "erste Klarheit" darüber herrschen, wie die Gebäude der Kirche langfristig gesichert werden können.

Das Münchner Stadtdekanat sorgt sich seit Jahren um seine Immobilien. Viele Kirchen stammen aus den Sechzigerjahren und müssen jetzt saniert werden. Die Zahl der Kirchenmitglieder dagegen sinkt; noch dazu schiebt das Dekanat einen Sanierungsstau in Höhe von 24 bis 25 Millionen Euro vor sich her. "Wir haben das nie richtig abbauen können", sagte Kittelberger.

Zuletzt bewertete deshalb ein Ausschuss den Immobilienbestand; im Dezember 2012 beschloss die Synode eine "Gebäudekonzeption", die unter anderem vorsieht, dass sich Gemeinden und evangelische Einrichtungen Räume teilen sollen. Nun aber geht es ans Grundsätzliche.

Denn bislang weckt jede weitere Baumaßnahme, die nötig wird, neue Sorgen. In der Sitzung am Dienstag erfuhren die Synodalen etwa, dass die evangelische Johanneskirche am Preysingplatz in Haidhausen für 150 000 Euro saniert werden muss. Das Dach der Kirche weise Bombenschäden aus dem Zweiten Weltkrieg auf, sagte der Vorsitzende des Bauausschusses der Synode, Stephan Botta. Für den Winter müssten bereits Notmaßnahmen getroffen werden. Wesentlich mehr Geld als gedacht muss die evangelische Kirche zudem für die Sophienkirche in der Messestadt Riem ausgeben. In dem erst 2005 geweihten Gebäude hatte sich nach den Regenfällen zu Pfingsten die Halterung eines Deckenleuchters gelockert. Bei der Kontrolle der übrigen Befestigungen wurden offenbar erhebliche Schäden festgestellt. Details könne er noch nicht nennen, sagte Botta. Er rechne aber mit Sanierungskosten in Höhe von einer Million Euro. Zunächst sei nun wichtig, dass das Weihnachtsprogramm in der Kirche stattfinden könne, sagte Stadtdekanin Kittelberger. Man dürfe nicht vergessen, dass es nicht einfach um Gebäude gehe, sondern "dass wir ja Gemeinden haben".

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