Europameisterschaft:Essen, trinken, feiern - ganz ohne Fußball

Es ist schwierig, zur EM dem Public Viewing in Lokalen zu entgehen. Doch es gibt Oasen ohne grölende Fans

Von Elisa Britzelmeier

Mit Fußballereignissen ist es für den Nicht-Fan ein bisschen wie mit Weihnachten und Geburtstagen: auf einmal sind sie da. Immer früher als erwartet und immer ziemlich ungelegen. Nun ist plötzlich wieder Europameisterschaft, an jeder Ecke hängen Plakate fürs Public Viewing, während für den Nicht-Fan die andere Dings, äh, WM gerade erst vorbei ist. Das Problem mit diesen Turnieren ist: Selbst fern von Großleinwänden ist man kaum vor ihnen sicher. Sobald es losgeht, räumt jedes noch so kleine Speiselokal sein letztes verfügbares Tischchen raus und stellt einen Fernseher drauf. Ums Olympiastadion und die Leopoldstraße macht man vorsorglich einen Bogen und Biergarten kann man ohnehin vergessen. Was also tun, um dem Wahn zu entgehen? Zuhause bleiben? Ins Kino, Theater oder zum Yoga? Nicht nötig, denn nicht alle Lokale in München machen beim EM-Theater mit. Neun Tipps für fußballfreie Zonen.

Café Kosmos: Das Kosmos an der Dachauer Straße 7 ist dafür bekannt, dass es sich zur Wiesn dem Trachtentrend verweigert. Während der EM ist es ähnlich - die Bar macht ihr Ding. Kein Fernseher, keine Leinwand. Dafür Drinks. Es gibt sogar Astra. Wer keinen Alkohol trinkt, sollte die Münchner Orangenlimo Pali probieren. Die Betreiber interessieren sich nicht für Fußball und glauben, dass es genug Gleichgesinnte gibt. Da dürften sie recht haben. Das Kosmos ist immer voll.

Gäste sitzen vor dem Lokal "Hey Luigi" in München, 2014

Das Hey Luigi im Münchner Glockenbachviertel gilt als eine der letzten Bastionen für diejenigen, die gerne aufs Fußballschauen verzichten.

(Foto: Stephan Rumpf)

Südstadt: Die Südstadt an der Thalkirchner Straße 29 wirbt explizit damit, fußballfreie Zone zu sein. Stattdessen gibt es: Burger, Schnitzel, Veganes, Bier aus Niederbayern. Und Stimmung ganz ohne Fanchöre - mit DJs und Indiekonzerten.

Hey Luigi: "Kein Brot - keine Spiele", so bewirbt man bei Hey Luigi die neueste Salatkreation. Beim Hipster-Italiener im Glockenbachviertel (Holzstraße 29) kann man sich auf wechselnde Tagesgerichte statt Fußball freuen. Bestimmt auch mit Brot.

Biergarten am Viktualienmarkt: Ja, es gibt ihn, den Biergarten ohne Großbildleinwand. Am Viktualienmarkt ist sowieso immer viel los, da braucht man die EM nicht auch noch. Die Alternative: der Biergarten am Flaucher. Weil das Wetter zu unstet ist, zeigt man hier kein Spiel. Bei schönem Wetter ist aber trotzdem geöffnet - und weit weg vom grölenden Zentrum ist man auch.

Zigarrenlounge im Vierjahreszeiten: Sonst käme man vielleicht nicht sofort auf die Idee, aber: Im Hotel Vierjahreszeiten (Maximilianstraße 17) findet sich einer der wenigen Orte, an denen geraucht werden darf. Und der ist so abgeschieden, dass Fußball hier auch keine Chance hat. Getränke holt man sich an der Lobbybar. Sollte jemand im Fußballtrikot anwesend sein - er wird ohnehin im Rauch verschwinden.

EURO 2016 - Public Viewing  - München

Im Olympiapark können Fans beim Public Viewing mitfiebern. Das Open-Air-Kino im Westpark dagegen verzichtet auf die Spiele der EM.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Österia: In der Österia in der Au (Taubenstraße 2) gibt es Essen und Wein, wie in einer italienischen Osteria, nur auf Österreichisch. Der EM setzt man hier "Essen statt Glotzen" entgegen: An jedem Spieltag mit österreichischer oder deutscher Beteiligung bekommt man zwei Drei-Gänge-Menüs zum Preis von einem. Es gibt also auch für Nicht-Fans Gründe, darauf zu hoffen, dass Deutschland weiterkommt.

Kino im Westpark: Am Olympiasee und im Viehhof laufen die Spiele - im Open-Air-Kino im Westpark dagegen nicht. Bei "Kino, Mond und Sterne" sind während der nächsten Deutschlandspiele zu sehen: "Dirty Grandpa" und "Deadpool".

Favorit Bar: Die Favorit Bar in der Altstadt (Damenstiftstraße 12) ist komplett fußballfreie Zone. Hier lässt sich auch bestens das derzeitige Wetter aushalten: auf einer der geschwungenen Siebzigerjahre-Sitzbänke oder lässig am Tresen lehnend. Probieren: Das französische Picon Bière schmeckt ein bisschen wie Radler, nur mit Orange und nicht ganz so süß.

Corleone Bar: Im Corleone steht man eher, als das man sitzt, und die Bar direkt am Sendlinger-Tor-Platz (Nummer 7) ist so winzig, dass für Fußball kein Platz ist. Statt EM-Übertragung wird Kunst an die Wand projiziert, dazu setzt das Corleone auf wechselnde DJs. Prinzipiell hat man hier aber nichts gegen Fußball.

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