Erster Prozesstag:Wildmoser streitet alle Vorwürfe ab

Am ersten Tag des Schmiergeld-Prozesses hat sich der Angeklagte Karl-Heinz Wildmoser jun. bei allen Beteiligten entschuldigt - auch bei seinem Vater. Ein früherer Geschäftspartner belastete ihn jedoch schwer.

Von Stephan Handel

Über eine Stunde dauert Wildmosers Erklärung, die er mit den Worten beginnt, es sei ihm "sehr wichtig, mich bei allen Beteiligten zu entschuldigen, bei den Fans und Mitgliedern des TSV 1860, bei den Verantwortlichen des FC Bayern, bei meinen Mitarbeitern, besonders aber bei meiner Frau, meiner Familie und bei meinem Vater, dessen Reputation durch mein Verhalten erheblich in Frage gestellt wurde."

Dann listet er minutiös auf, warum die Vorwürfe der Staatanwaltschaft seiner Meinung nach falsch seien.

In der Anklageschrift steht: Wildmoser habe im Jahr 2002 als Geschäftsführer der Allianz Arena München Stadion GmbH und als Geschäftsführer der TSV München von 1860 - Geschäftsführungs-GmbH von dem österreichischen Baukonzern Alpine 2,8 Millionen Euro bekommen, damit er das Unternehmen mit geheimen Informationen aus dem Ausschreibungsverfahren versorgt.

Nicht versteuert

Darin sieht die Anklage den Tatbestand der besonders schweren Untreue und der Bestechlichkeit erfüllt, außerdem eine Steuerhinterziehung, weil Wildmoser die Alpine-Zahlungen nicht versteuert habe.

Alles falsch, sagt Wildmosers Verteidiger Wolf-Rüdiger Bub gleich nach Verlesung der Anklageschrift: Die Staatsanwaltschaft habe "einen rechtlich entscheidenden Teil ihres eigenen Ermittlungsergebnisses" unter den Tisch fallen lassen.

Insbesondere sei von Bedeutung, dass Wildmoser jun. seinen jetzigen Mitangeklagten Stefan Dung, ein langjähriger Schulfreund, schon im Sommer 2001 getroffen und mit ihm über das Stadion gesprochen habe. Dung war zu dieser Zeit Immobilienmakler und habe mit der Alpine eine "Rahmenvereinbarung" geschlossen: Wenn er der Firma Aufträge vermittelt, bekommt er eine Provision.

Wildmoser sagte in seiner Erklärung weiter, er habe Interesse daran gehabt, dass sich das renommierte Architektenbüro Herzog-de Meuron an der Ausschreibung beteiligt. Deshalb habe er bei einem Treffen mit Dung und Verantwortlichen der Alpine diesen geraten, sich an diese Architekten zu wenden.

Mit Dung habe er vereinbart, dass die zu erwartende Provision halbe-halbe aufgeteilt werden solle. Zu dieser Zeit sei er jedoch noch nicht Geschäftsführer bei den Löwen gewesen, die Stadion-GmbH habe noch nicht einmal existiert. Deshalb sei der Geldfluss auch keine Bestechung gewesen, sondern die vereinbarte, rechtmäßige Provision.

Vor allem habe er keine geheimen Informationen an die Alpine weitergegeben: "Was ich denen gesagt habe, wussten sie schon alles." Es sei bei mehreren Gesprächen um Fragen der Preisgestaltung und um Verbesserung der Planungen gegangen. Herzog-de Meuron und damit Alpine haben am 8. Februar 2002 den Zuschlag zum Bau des Stadions in Fröttmaning erhalten.

"Schwerer Fehler von mir"

Die geschäftliche Verbindung zur Alpine bei seiner Bestellung zum Stadion-Geschäftsführer verschwiegen zu haben - "das war ein schwerer Fehler von mir", sagte Wildmoser. Warum die Zahlungen später über Scheinrechnungen und Scheinaufträge erledigt wurde, obwohl sie doch seiner Meinung nach rechtmäßig waren, das erklärte der Angeklagte zunächst nicht.

Dann kommt Stefan Dung dran: Er berichtet, dass Wildmoser und er bei einem Treffen mit Alpine-Verantwortlichen am 10. Dezember 2001 tatsächlich über einzelne Posten in den Angeboten sprachen und dabei auch die jeweiligen Preise des Mitbewerbers genannt wurden.

Entscheidender aber dürfte eine weitere Aussage Dungs sein: Ein Alpine-Manager soll am 28. Januar 2002 im Beisein Wildmosers gesagt haben, in dem endgültigen Angebot seien "5,5 Millionen Mark Vergütung berücksichtigt".

Wenn Wildmoser tatsächlich gewusst hat, dass die Alpine seine Provision sozusagen von seinem Arbeitgeber, der Stadion GmbH, bezahlen lässt - dann wird es schwer, den Vorwurf der Untreue zu widerlegen.

Der Prozess ist auf zunächst zehn Verhandlungstage angesetzt. Ob Karl-Heinz Wildmoser sen. als Zeuge gehört wird, ist bislang noch nicht klar.

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