Erste Kostenschätzung:Olympia 2018 - die Milliardenspiele

Eine erste Schätzung für die Kosten von Olympia 2018 in München liegt vor. Die Planer rechnen mit circa drei Milliarden Euro.

H. Effern u. J. Bielicki

Wer bei den Olympischen Winterspielen 2018 dabei sein will, muss zahlen. Zwischen 32 Euro (für die Vorrunde der Curling-Eisstockschützen) und 293 Euro (für das Eishockey-Finale) sollen nach ersten Planungen der Münchner Olympiabewerber die Preise für die Eintrittskarten liegen.

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Die Kosten für die Spiele selbst aber bewegen sich in anderen finanziellen Dimensionen: Nach ersten offiziellen Schätzungen der Münchner Olympia-Planer werden sie zwischen 2,9 und 3,5 Milliarden Euro kosten - falls das Internationale Olympische Komitee (IOC) beschließen sollte, dass die Wettkämpfe von 9. bis zum 25. Februar 2018 tatsächlich in München, Garmisch und Schönau stattfinden. Das geht aus den Eckdaten für das erste Bewerbungsdokument hervor, das München im März beim IOC einreichen muss. Der Entwurf dieses so genannten Mini Bid Books (das der Süddeutschen Zeitung vorliegt) und begleitende Eckdatenpapiere enthalten, so heißt es dort, "eine erste grobe und soweit möglich plausible Schätzung" der Kosten für die Winterspiele.

Danach kalkulieren die Olympia-Planer das Budget für die reine Organisation der Spiele auf 1,18 Milliarden Euro. Das Geld dafür soll aus den vom IOC eingenommenen Gebühren für Fernsehlizenzen, von Sponsoren und aus dem Verkauf der Eintrittskarten kommen. Größtenteils auf den Steuerzahler kommen dagegen die Aufwendungen für Sportstätten, Olympische Unterkünfte und Verkehrswege zu.

Zwischen 1,66 und 2,33 Milliarden Euro müssen nach dem Kostenszenario der Planer in die olympische Infrastruktur fließen. Größte Brocken dabei sind der Neubau und Ausbau von Straßen und Bahntrassen rund um Garmisch und im Oberland, die beiden Olympischen Dörfer in München und Garmisch und zwei neue Sporthallen im Olympiapark. Die Kosten werden sich Bund, Freistaat und die beteiligten Kommunen teilen. Den Bau der Unterkünfte für Athleten, Trainer und Medienschaffende, die nach den Spielen als Wohnungen auf den Markt kommen, sollen zum überwiegenden Teil private Träger finanzieren.

Bevor die Bewerbungsunterlagen im März ans IOC geschickt werden, geht der Entwurf des 49-seitigen Mini Bid Books nun auf eine Tour durch die Gremien von Politik und Sportverbänden. Am kommenden Mittwoch wollen Münchens Stadtrat und der Marktgemeinderat Garmisch-Partenkirchen dem olympischen Drei-Milliarden-Projekt zustimmen. Zweifel daran gibt es nicht.

Verkehr

An schönen Wochenende kann derzeit jeder Besucher Garmisch-Partenkirchens im Stau miterleben, dass die Straßen einem olympischen Ansturm keinesfalls gewachsen sind. Abhilfe schaffen wollen die Planer mit drei großen Bauprojekten. Um die Busse und Autos ohne Stau an den Rand von Garmisch-Partenkirchen heranzuführen, soll der Zubringer vom Autobahnende in Eschenlohe vierspurig ausgebaut werden. Alleine dazu werden schon zwei Tunnels benötigt. Gleich am Ende der Autobahn soll die vierspurige Straße in den Auerberg führen, weil im engen Tal nicht genügend Platz ist. Und auch das Dorf Oberau soll in einem der Bergstöcke umfahren werden. Der neue Straßenabschnitt, der an den Farchanter Tunnel anschließen soll, kostet etwa 220 Millionen Euro. Da durch den Ausbau der Bundesstraße 2 der Stau lediglich an den Ortsrand von Garmisch-Partenkirchen verlegt würde, sollen dort zwei weitere Umfahrungen beginnen. Östlich an Partenkirchen vorbei soll ein Tunnel durch den Wank, westlich ein solcher durch den Kramer gebaut werden. Alle drei Projekte stehen zwar schon jetzt im Bundesverkehrswegeplan, die Finanzierung des Wanktunnels und die Umfahrung Oberau standen bis dato allerdings noch in weiter Ferne. Nun soll der Verkehr dort bereits 2017 fließen können.

Rund 20 Minuten schneller als bisher soll es künftig auch mit dem Zug von München nach Garmisch gehen. Ausgebaut wird dafür die Strecke von Tutzing nach Murnau. Aber auch die Trassen von Murnau nach Uffing und von Freilassing nach Berchtesgaden, also nahe an die olympische Bob- und Rodelbahn am Königssee, soll die Bahn bis spätestens 2017 modernisieren. Ingesamt sollen rund 100 Millionen Euro in den Ausbau der Schienenstrecken fließen.

München selbst sieht sich bereits jetzt in Sachen Verkehr gut für Olympia gerüstet. Der Olympiapark, in dessen Hallen alle Eislaufbewerbe starten sollen, ist mit der U-Bahn, aber auch mit Bussen, die auf dem Großparkplatz am Olympiastadion parken können, bestens zu erreichen. Geplant ist, die Tramlinie 20/21, die das nahe der Dachauer Straße gelegenen Olympische Dorf erschließt, für 22 Millionen Euro auszubauen. Der Föhringer Ring, auf dem die olympischen Funktionäre zu ihren Hotels am Arabellapark fahren, soll durchgehend vier Spuren bekommen, was 13 Millionen Euro kostet.

Sportstätten

Der spektakulärste Neubau für die Olympischen Spiele soll an der Stelle des ehemaligen Radstadion entstehen. Rund 100Millionen Euro soll eine neue Sporthalle kosten. In ihr, so die Planung, können während der Spiele bis zu 11000 Zuschauer die Eishockeyspiele bejubeln. Auf rund 50 Millionen Euro wird eine zweite Eishockeyhalle für 7000 Zuschauer kommen. Sie soll das derzeitige Eiszentrum am Olympiaturm ersetzen. Beide Hallen werden dem Olympiapark nach den Spielen mit reduzierter Zuschauerkapazität erhalten bleiben. Dagegen soll das Stadion für die Eisschnellläufer nur für die Dauer der Spiele auf dem Sportgelände der Technischen Universität neben dem heutigen Olympiadorf stehen. Die rund 40 Millionen teure Halle soll nach den Wettkämpfen wieder abgebaut und anderswo weiterverwendet werden.

In Garmisch-Partenkirchen stehen die Sportstätten schon weitgehend. Für olympische Spiele muss allein eine neue Kleinschanze gebaut werden. Sie soll zwischen acht und zwölf Millionen Euro kosten. Da die Gemeinde Garmisch-Partenkirchen finanziell extrem unter Druck steht, müsste das Geld dafür wohl hauptsächlich vom Freistaat und vom Bund kommen. Unklar ist vorerst auch, wo die für Skitrassen an Gudi- und Hausberg veranschlagten drei bis vier Millionen Euro aufgetrieben werden.

Erstmals legen die Organisatoren nun auch Kostenschätzungen für ihr Umweltkonzept vor, das ein wichtiger Bestandteil des Sportstättenkonzepts ist: Die Ausgleichsprojekte für die Umwelt sollen zwischen 36 und 54 Millionen Euro kosten.

Olympische Dörfer

Wenigstens in München bereitet die Finanzierung des Olympischen Dorfes den Planern kaum Sorgen. Rund 3500 Athleten und Betreuer sollen in einem neuen, 22 Hektar großen Stadtquartier zwischen Olympiapark und Dachauer Straße Platz finden. Nach den Spielen könnten Münchner Bürger in die rund 770 Wohnungen einziehen, entweder als Mieter oder als Käufer. Das bedeutet auch, dass öffentliche und private Bauträger einen Großteil der sich auf einen dreistelligen Millionenbetrag belaufenden Baukosten übernehmen werden. Gleiches soll mit den Wohnhäusern des am Leonrodplatz geplanten Media-Dorfes geschehen, in dem während der Spiele bis zu 1500 Journalisten arbeiten können. Weitere 1500 Medienschaffende werden in temporäre Modulbauten am Messegelände in Riem einziehen. In den Messehallen wird sich, wie schon während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006, das Rundfunk- und Pressezentrum ausbreiten.

In Garmisch-Partenkirchen soll ein zweites olympisches Dorf entstehen, das sogenannte "Snow-Village". Auf etwa 13 Hektar sollen Unterkünfte für 2500 Athleten und Funktionäre entstehen. Nur wenige Meter weiter soll an der St.Martin-Straße ein noch größeres Dorf gebaut werden: Dort sollen dann 2018 in etwa 3700 Zimmern Journalisten unterkommen. Dieser Komplex wird, so die weitere Planung, nach den Spielen wieder abgebaut, die Kosten würde daher das Organisationskomitee tragen.

Für die Athletenunterkünfte und eine neue Halle samt dazugehörenden Serviceflächen sind im günstigsten Fall 176 Millionen Euro veranschlagt, im teuersten Fall 233 Millionen. Für jene Teile, die Garmisch-Partenkirchen als Kongresszentrum, Wohnungen für Einheimische und als Feriendorf oder Hotelanlage behalten will, muss eine private Finanzierung gefunden werden. Für die bessere Erreichbarkeit des Athleten- und Mediendorfes muss die St. Martin-Straße verlängert und wohl vierspurig ausgebaut werden. Die Kosten werden auf fünf bis acht Millionen Euro geschätzt.

Organisation

Auch die Kosten für die Spiele selbst sind nicht zu unterschätzen: Auf 1,18 Milliarden Euro beläuft sich der Organisationsetat, facholympisch gerne als OCOG-Budget abgekürzt. Um dessen Finanzierung machen sich die Politiker unter den olympischen Bewerbern allerdings weniger Sorgen. Zwar müssen Bund, Freistaat und beteiligte Kommunen dem IOC garantieren, Lücken in diesem Etat zu decken. Doch bei den Spielen der vergangenen Jahrzehnte ist es nie zu solchen Lücken gekommen. An Einnahmen erwarten Münchens Olympiaplaner für die Spiele 2018 rund 390 Millionen Euro von nationalen Sponsoren, 160 Millionen aus dem Verkauf von Eintrittskarten, 30 Millionen aus dem Vertrieb olympischer Souvenirs und weitere 170 Millionen aus anderen Quellen. Knapp eine halbe Milliarde Euro trägt das IOC selber aus seinen Einkünften bei, die es aus dem Verkauf von Fernsehlizenzen und von dessen Sponsoren bekommt.

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