Erstattung von Kita-Gebühren bei Streik:Klingt gut, bringt aber nix

Nicht mehr als ein Trostpflaster: Dass die Rathaus-Mehrheit in München die Kita-Beiträge in der Streik-Zeit zurückzahlen will, hilft den Eltern kaum weiter. Vor allem weil niemand an die Zeit nach dem Ausstand denkt.

Ein Kommentar von Christian Krügel

"Wir zahlen streikgeplagten Eltern die Kita-Gebühren zurück!" Solche Botschaften verkündet jeder Kommunalpolitiker seinen Wählern gerne, weshalb die Initiative der Münchner SPD auch nur allzu verständlich ist. Sie ist trotzdem politischer und finanzieller Unfug, nicht mehr als ein Trostpflaster für verärgerte Eltern, das die wahren Schmerzen über die Kinderbetreuung kein bisschen lindert.

Klar: Wer für sein Geld keine Leistung bekommt, sollte es grundsätzlich zurückbekommen. Konkret brächte das aber pro Tag und Eltern gerade mal irgendwas zwischen drei und zehn Euro, im Extremfall vielleicht 20. Die machen den eigentlichen Mehraufwand aber nicht wett, der den Müttern und Vätern wegen des Streiks entsteht: der Stress etwa, einen Ersatz für die Kinderbetreuung zu organisieren; oder der Ärger, mit dem Arbeitgeber kurzfristig Urlaub oder Teilzeit zu vereinbaren. Das kostet die Eltern mehr Nerven als Geld - das sie übrigens bei einer Rückzahlung wohl auch erst etliche Wochen nach dem Streik wieder bekämen.

Was Politiker stattdessen tun sollten

Wenn die Kommunalpolitiker den Eltern wirklich etwas Gutes tun wollen, dann sollten sie sich jetzt um die Zeit nach dem Streik kümmern. Denn wenn die Erzieherinnen sich mehr Gehalt erkämpfen, werden die Personalkosten für die Kommunen steigen. Und natürlich werden die Stadt München und alle Gemeinden im Umland einen Teil dieser Kosten wieder auf die Kita-Gebühren umlegen, sprich: auf die Eltern abwälzen. Sie zahlen mit dafür, dass Erzieherinnen von ihren Kommunen und Kita-Betreibern adäquat entlohnt werden. Das wäre tatsächlich ein politisches Versprechen: "Liebe Eltern, auch wenn die Gehälter steigen, die Gebühren bleiben stabil." Doch das wird gewiss nicht geschehen.

München und das Umland sind die reichste Region Deutschlands. Und trotzdem ist es bislang nicht gelungen, hier Erzieherinnen so gut zu bezahlen, dass sich ihr Beruf vom Krisen- zum Wunschjob wandelt. Die Stadt zahlt Erzieherinnen jetzt zwar Zulagen. Doch ein gemeinsames Konzept zwischen Stadt und Umland, eine politische Idee, das Problem dauerhaft zu lösen, fehlt noch immer.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: