Eröffnungsfeier:In München entsteht das bundesweit erste Ankunftszentrum für junge Flüchtlinge

Lesezeit: 2 min

Gemeinsam mit Uli Hoeneß besichtigten OB Dieter Reiter (rechts) und Regierungspräsident Christoph Hillenbrand (links) das Ankunftszentrum. (Foto: Stephan Rumpf)
  • Die Stadt München eröffnet am 18. April das bundesweit erste Ankunftszentrum für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.
  • In dem ehemaligen Bürogebäude können 180 junge Asylsuchende kurzfristig unterkommen.
  • Die Einrichtung vereinigt Unterkunft, medizinische Versorgung und psychologische Betreuung.

Von Inga Rahmsdorf

Improvisation, das ist ein großes Schlagwort, seit die Zahl der Flüchtlinge in Deutschland stark gestiegen ist. Das neue Young Refugee Center in München zeigt, dass nun der nächste Schritt ansteht: aus den Erfahrungen der vergangenen Monate zu lernen und daraus neue Konzepte zu entwickeln. In dem Ankunftszentrum für Minderjährige soll künftig alles zentral unter einem Dach organisiert sein.

Die Stadt München eröffnet am 18. April das bundesweit erste Ankunftszentrum für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, das Young Refugee Center (YRC). In einem ehemaligen Bürogebäude an der Marsstraße, nicht weit entfernt vom Hauptbahnhof, bietet das Zentrum Platz für insgesamt 180 junge Asylsuchende. Sie sollen jeweils nur wenige Tage dort bleiben. Es ist die erste Station in Deutschland, an der sie etwas zur Ruhe kommen können und von wo aus sie an die jeweils zuständigen Jugendämter weiterverteilt werden.

Flüchtlinge
:Bei Bellevue di Monaco geht es los

Die Sozialgenossenschaft unterschreibt einen Erbpachtvertrag für die Häuser in der Müllerstraße. Damit kann das wohl ungewöhnlichste Integrationsprojekt Bayerns starten.

Von Thomas Anlauf

Etwa 10 000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sind im vergangenen Jahr in München angekommen. Mehr als in jeder anderen deutschen Stadt. Erst seit November 2015 werden sie bundesweit Jugendämtern zugeteilt, zuvor sind sie weitgehend in München geblieben. Eine große Herausforderung, die das Stadtjugendamt gut gemeistert habe, dabei aber auch an seine Grenzen gestoßen sei, sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) bei der Eröffnungsfeier des Young Refugee Centers am Donnerstagnachmittag.

"Wir wollen die jungen Menschen nicht nur unterbringen, sondern ihnen auch ein erstes Stück Heimat bieten", so Reiter. Gerade in den ersten Stunden nach ihrer Ankunft bräuchten sie Menschen, die ihnen ein Gefühl von Sicherheit geben.

Zu der Eröffnungsfeier aren Stadträte, Mitarbeiter des Sozialreferates, Vertreter von Wohlfahrtsverbänden, der Regierungspräsident von Oberbayern, Christoph Hillenbrand, und auch der ehemalige Präsident des FC Bayern München, Uli Hoeneß, gekommen. Er sei der Einladung gefolgt, weil der Fußballclub eng zusammenarbeite mit der Stadt bei der Hilfe für Flüchtlinge, sagte Hoeneß.

Wie die Versorgung funktionieren soll

Bisher wurden alleinreisende Minderjährige zunächst in der Bayernkaserne untergebracht, allerdings konnten dort nicht alle Aufgaben erledigt werden. Nun alle Anlaufstellen an einem Ort zentral unterzubringen, das macht es nicht nur einfacher und übersichtlicher für die jungen Menschen, sondern auch für die Behörden. So arbeiten in dem neuen Ankunftszentrum nicht nur Ärzte, sondern auch Sozialpädagogen und Psychologen, die die Jugendlichen betreuen sowie Mitarbeiter des Kreisverwaltungsreferates, die sie registrieren.

Auch ein Büro der Ausländerbehörde ist dort, in dem die Asylsuchenden im Ausländerzentralregister angemeldet werden. Haben sie keine gültigen Ausweispapiere, erfolgt dort auch die Alterseinschätzung durch Gespräche und Untersuchungen.

Wer neu ankommt, der muss durch den rechten der beiden Eingänge das Haus betreten. Von dort aus führt eine Treppe direkt in den ersten Stock, zur medizinischen Untersuchung. Bevor ein junger Flüchtling andere Jugendlichen in seinem Zimmer oder auf dem Flur anstecken könnte, soll er von Ärzten untersucht werden.

Das Konzept für das siebenstöckige Gebäude ist ziemlich gut durchdacht. Kommt ein Kind mitten in der Nacht an, kann es sich erst einmal in einem Raum im Erdgeschoss ausruhen und erhält nebenan in der Cafeteria Essen und Getränke. In den oberen Etagen sind Schlafräume, Gemeinschaftszimmer und Küchen, in denen die Jugendlichen in Gruppen untergebracht werden. Mädchen und Kinder unter 14 Jahre schlafen getrennt auf einem eigenen Flur.

Ein Gitter im Treppenhaus stellt sicher, dass kein Jugendlicher sich in einem Panikanfall hinunterstürzen kann, ebenfalls aus Sicherheitsgründen lassen sich alle Fenster nur kippen und nicht komplett öffnen. Jede Etage ist in einer anderen Farbe gestrichen, um den Jugendlichen die Orientierung zu erleichtern. Piktogramme an den Türen verweisen auf die Küchen-, Schlaf-, Warte- oder Ruheräume.

Das Konzept des Young Refugee Centers, das vom Architekturteam Modal M entworfen worden ist, soll auf der kommenden Biennale in Venedig vorgestellt werden.

© SZ vom 09.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ-Dienst
:SZ München-News per WhatsApp, Telegram oder Insta

Wissen, was München bewegt: Der WhatsApp-Kanal der Süddeutschen Zeitung bietet einen schnellen und bequemen Nachrichtenservice für die Stadt. Abonnieren Sie ihn kostenlos.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: