Eröffnung Richard-Strauss-Tunnel:Ring frei

Nach sechs Jahren Bauzeit: Von Montag an dürfen die Autos durch die neue Röhre im Osten fahren - mit maßvoller Geschwindigkeit.

Dominik Hutter

Ein paar Zahlenspiele vorweg: Der in den Wänden verbaute Stahl wiegt 21.000 Tonnen und damit doppelt so viel wie der Eiffelturm. Die 170.000 Kubikmeter Beton reichen für einen massiven 39-mal-39-Meter-Klotz von der Höhe des Hypo-Hochhauses. Und mit dem Erdaushub, 440.000 Kubikmeter, ließen sich 175 olympische Wettkampfschwimmbecken füllen. Der neue Richard-Strauss-Tunnel ist die bislang größte Röhre am Mittleren Ring - und die erste mit zwei Etagen. Das 325-Millionen-Euro-Loch wird nach sechsjähriger Bauzeit an diesem Samstag eingeweiht.

Eröffnung Richard-Strauss-Tunnel: Der neue Richard-Strauss-Tunnel ist die bislang größte Röhre am Mittleren Ring - und die erste mit zwei Etagen.

Der neue Richard-Strauss-Tunnel ist die bislang größte Röhre am Mittleren Ring - und die erste mit zwei Etagen.

(Foto: Foto: Rumpf)

Die Autos dürfen allerdings erst zum Berufsverkehr am Montag in die Tiefe. Nach der offiziellen Einweihung am Samstag wird die Röhre gründlich gereinigt, außerdem müssen die Fahrbahnmarkierungen an der Oberfläche angepasst werden.

Tempo 60

Die 1500 Meter lange Hauptröhre, in der Tempo 60 erlaubt ist, beginnt unmittelbar südlich des 2006 eröffneten Effnertunnels und führt zweispurig zur Leuchtenbergunterführung. Kurz vor dem Tunnelende zweigt rechts ein einspuriger, etwa 500 Meter langer Seitentunnel zur Passauer Autobahn A94 ab und überquert dabei die Hauptröhre. In der Gegenrichtung ist der Tunnel zunächst zwei-, nach Einfädelung des Seitenarms dreispurig. Auf Höhe Denninger Straße gibt es eine Rampe an die Oberfläche. Die Röhre erfüllt die neuesten Sicherheitsstandards: mit automatischen Rauch-und Kohlenmonoxidsensoren, Videoüberwachung sowie Nottüren im 60-Meter-Abstand.

Zur Sicherheitsausstattung gehören auch sechs automatische Tempomessanlagen, die mit zwölf Kameras verbunden sind. Die Existenz dieser Geräte hat erwartungsgemäß lautes Wehklagen bei der unter dem Namen "Mobil in Deutschland" organisierten PS-Lobby provoziert. Tenor: Der arme Schnellfahrer wird abgezockt - denn ein Tunnel, für dessen Sicherheit Blitzer vonnöten sind, dürfe wegen baulicher Mängel eigentlich nicht eröffnet werden.

Tunnel nicht unfallträchtiger

Bei den Behörden hat diese Argumentation Kopfschütteln ausgelöst, zumal es kein naturgegebenes Schicksal sei, von einer Radarfalle geblitzt zu werden. "Das hat jeder Autofahrer selbst im Gasfuß", findet Dieter Bauer, Verkehrs-Vizechef im Polizeipräsidium München. Die Anlagen seien bewusst in den Einfädelbereichen und den schmalen Seitenröhren montiert worden, die wegen der umliegenden Häuser nicht großzügiger ausgelegt werden konnten und daher auf Tempo 50 begrenzt sind. An den heikleren Stellen also.

Zwar sind Tunnel nicht unbedingt unfallträchtiger als oberirdische Straßenabschnitte, betont Bauer. Die Folgen eines Crashs seien aber in den engen Röhren umso gravierender - vor allem, wenn ein Feuer ausbricht. Das Blitzlicht der Kameras ist übrigens, wie auch schon bei den Radargeräten im Aubinger Autobahntunnel, nicht zu sehen - damit niemand erschrickt. Die Polizei weiß noch nicht genau, wie viele der Richard-Strauss-Kameras parallel scharf geschaltet werden. Sicher ist aber: Blitzgefahr herrscht immer. Nur ganz am Anfang gibt es noch eine Schonfrist.

Der Tunnel, dessen offizielle Einweihungsfeier am Samstag um 11Uhr am Böhmerwaldplatz beginnt, soll das Straßennetz bis hin zum Altstadtring großräumig entlasten.

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