Eröffnung am Gärtnerplatz:DJ-Pult auf der Ladentheke

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Die Schaufenster des Ladens sind sorgfältig mit Zeitungen verklebt. Im Verborgenen gestalten Valentino Betz und Marvin Schuhmann ihren Plattenladen.

(Foto: Ann-Sophie Wanninger)

Zurück zum Vinyl: Die beiden Münchner DJs Marvin & Valentino eröffnen im Gärtnerplatzviertel einen Plattenladen. Bei Instore-Sessions soll sich hier am Nachmittag die Club-Szene treffen und Musik hören - entspannt und vernissageartig.

Von Laura Höss

Ein Wohnhaus in der Klenzestraße. Die Schaufenster des Ladens im Erdgeschoss sind sorgfältig mit Zeitungen verklebt, nicht die kleinste Nachlässigkeit erlaubt dem Vorbeigehenden einen Blick ins Innere. Einzig ein Aufkleber an der Tür lässt erahnen, dass es sich hier nicht um brachliegende Büroflächen handelt. "Public Possessions" steht auf dem kleinen Sticker, so der Namen des Ladens, der hier am Samstag eröffnen soll.

Ein Plattenladen wird es sein, benannt nach der gleichnamigen Plattenfirma von Valentino Betz und Marvin Schuhmann. Die beiden Männer, Mitte 20, besser bekannt als Marvin & Valentino, bereichern als DJs mit ihrem Sound, der zwischen Disco, House und Techno changiert, seit 2008 die Münchner Club-Szene. Angefangen haben sie in der Ersten Liga, inzwischen sind sie mit regelmäßigen Sessions im Charlie und Kong eine feste Größe in der Münchner Club- und Musikszene.

Der Skate-Laden lockt gleich nebenan

Die Idee des eigenen Plattengeschäfts existiert schon lange, erzählen sie. Bisher scheiterte es jedoch immer wieder am passenden Ort. Im Dezember stießen sie schließlich auf den Laden in der Klenzestraße. Robinson Kuhlmann, Besitzer der Robinson Bar und Freund der beiden, hatte die Räume entdeckt. Er wird am Samstag ebenfalls seinen Skate-Laden nebenan eröffnen. Die beiden Räume sind dann nur durch ein Gitter getrennt, das sich öffnen lässt. So sieht man immer, was noch nebenan passiert und kann leicht zwischen den beiden Läden hin- und herwechseln.

In ihrem Geschäft wollen Marvin Schuhmann und Valentino Betz vor allem kontemporäre Club-Sounds, aber auch Vintage-LPs und Jazz- und Funkplatten anbieten. Eben "die Musik, die wir selbst gern hören und spielen", wie Marvin es formuliert, zusammen mit ihren eigenen Releases und die Künstler ihres Labels "Public Possessions".

Vier bis fünf Platten sollen pro Jahr erscheinen, in einer kleiner Auflage von 300 bis 500 Stück. Der Münchner Beni Brachtel, der unter dem Namen Bartellow jazzig-groovige Elektroklänge produziert, ist einer ihrer Künstler. Aber auch internationale Musiker, wie etwa die Australier Matthew Brown oder Bell Towers, sind im Repertoire des Labels.

Ihre Künstlerauswahl beschränken sie nicht lokal, es gehe ihnen eher darum, "dass die Qualität der Musik stimmt", findet Valentino. "Aber klar will man auch die Münchner unter einen Hut bringen", fügt Marvin hinzu.

In ihrem Plattenladen wollen sie dies nun alles verbinden. Ein Ort, an dem sie ihr Label präsentieren, der zugleich aber auch Treffpunkt der Szene und Verkaufsfläche für die Musik ist, die sie lieben und die in München aus ihrer Sicht noch fehlt.

Betritt man diesen Ort, der von Samstag an Heimat Münchner Musikinteressierter mit einer Affinität zu Elektro sein soll, empfängt einen ein paar Tage vor der Eröffnung jedoch noch die typische Renovierungsatmosphäre: Drei nackte Glühbirnen erhellen den Raum, auf dem Boden verteilt liegen Werkzeug, Holzplatten, Kartons mit Schallplatten. Der Tresen steht schon, ebenso wie zwei Plattenregale.

Alle Elemente sind aus demselben hellen Holz gearbeitet, schlicht und stylish wird es aussehen, das erkennt man bereits. "Für das Innendesign haben wir mit einem Architekten zusammengearbeitet", erklärt Valentino und zeigt auf die Regalwand hinter sich. "Giacomo Nüsslein, selbst noch Student an der TU, hat unsere Gestaltungsideen genau umsetzen können. Ohne ihn wäre das nicht möglich gewesen."

Neben Tagesgeschäft und Label wollen die beiden hier auch zwei- bis dreimal im Monat kleine Instore-Sessions veranstalten. "Der Plan ist, dass man die Leute, die am Abend im Bobbeaman oder Charlie auflegen, am Nachmittag in familiärer Atmosphäre treffen und sich unterhalten kann, ein paar Platten hört, ganz entspannt, vernissageartig", sagt Marvin.

Diese Instore-Sessions haben sich bereits in vielen Großstädten etabliert. In München wollen sie dafür eng mit den Clubs zusammenarbeiten, die für ihr außergewöhnliches Booking bekannt sind. Aber auch jeder, der sonst Lust hat, mal im Plattenladen aufzulegen, könne auf sie zukommen.

Ein Konzept, das funktionieren kann, darin sind sich die beiden sicher. Auf die obligatorische Frage, ob denn so etwas anachronistisches wie ein Laden, der ausschließlich Vinyl verkauft, in Zeiten der Digitalisierung überhaupt noch tragbar ist, reagieren sie zuversichtlich. "Klar, Schallplatten sind nicht das Allermodernste, aber sie waren nie weg. Und mit dem Gesamtkonzept, dem Label im Hintergrund und den Instore-Sessions glaube ich schon, dass der Laden auf längere Sicht laufen kann", sagt Valentino.

Die Eröffnungsfeier wird gleichzeitig die erste dieser Sessions sein. Um dafür den Klang in dem kleinen Geschäft noch zu perfektionieren, kam eigens ein Tontechniker, der die Soundanlage exakt auf die geplante Einrichtung angepasst hat.

Damit kann es, was die Musik angeht, am Samstag keine Probleme mehr geben. "Außer vielleicht mit den Nachbarn", sagt Valentino, halb im Scherz, halb besorgt. "Aber auch das wird man dann sehen."

Dieser Text ist erschienen auf www.sz-jugendseite.de.

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