Ernüchterung:Vom Lärm aufgeschreckt

Ernüchterung: Lauter als früher: Die Bewohner der Häuser am Max-Seidl-Weg fordern einen effizienten Lärmschutz.

Lauter als früher: Die Bewohner der Häuser am Max-Seidl-Weg fordern einen effizienten Lärmschutz.

(Foto: Stephan Rumpf)

Auch nach dem Bau des Südwest-Tunnels ist die Verkehrsbelastung am Luise-Kiesselbach-Platz hoch. Bei einem Ortstermin haben Anwohner, Lokalpolitiker und Vertreter der Stadtverwaltung nach Lösungen gesucht

Von Berthold Neff, Sendling/Westpark

Große Hoffnungen hat man im Viertel, das der Mittlere Ring lange Jahre brutal durchschnitt, auf den neuen Südwest-Tunnel gesetzt. Die Röhre im Untergrund sollte weniger Lärm und bessere Luft zur Folge haben. In den zweieinhalb Jahren seit der Eröffnung ist die anfängliche Euphorie jedoch einer gewissen Ernüchterung gewichen. Fast in jeder Sitzung des Bezirksausschusses (BA) führen Bürger Klage über eine Zunahme des Verkehrs an der Oberfläche - und nun gehen die Stadtteilpolitiker das Problem an.

Besonders betroffen sind offenbar die Anwohner des Max-Seidl-Wegs. Denn ziemlich nah an ihren Häusern rauscht der an der Oberfläche verbliebene Verkehr am Luise-Kiesselbach-Platz entlang. Er wälzt sich, aus dem Heckenstallertunnel kommend, über eine Ampel Richtung Garmischer Autobahn. Ende September schilderte Anwohner Sebastian Uhl beredt in der Sitzung der Lokalpolitiker die Belastung durch die Autolawine, die mittlerweile sogar noch näher an die Häuser herangerückt ist als vor dem Bau des Tunnels. Zudem seien die Fahrbahnen erhöht, außerdem fehle das lärmschluckende Grün.

Ein SPD-Antrag griff das Problem auf, und Günter Keller (SPD), der Vorsitzende des Bezirksausschusses, setzte einen Ortstermin an, um mit den Bürgern und Vertretern der zuständigen Referate nach einer Lösung zu suchen. Dass dies nicht ganz einfach sein wird, wurde den Beteiligten an Ort und Stelle schnell deutlich. Mehrere BA-Mitglieder wiesen auf die besondere Situation der Häuser am Max-Seidl-Weg/Ecke Mainburger Straße hin. Andere Wohnbauten, die den Emissionen des Verkehrs ähnlich stark ausgesetzt seien, habe man mit Lärmschutzwänden geschützt. Das Baureferat wiederum verwies auf Berechnungen vor dem Tunnelbau, wonach passive Lärmschutzmaßnahmen (etwa Schallschutzfenster) ausreichten. Im Übrigen sei eine Lärmschutzwand an dieser Stelle im Tunnelbudget nicht vorgesehen und müsste also aus dem städtischen Etat finanziert werden. Platz genug für eine solche Konstruktion ist jedoch vorhanden, der Streifen zwischen Fahrbahn und Radweg würde dafür wohl reichen.

Das sehen die BA-Mitglieder ähnlich und haben einen Fünf-Punkte-Plan beschlossen. Sie wollen für jedes der betroffenen Häuser die Lärmberechnungen sehen und außerdem aufgeschlüsselt bekommen, welche Angebote für passiven Lärmschutz den Anwohnern gemacht wurden. Die Bepflanzung der Fläche zwischen den Häusern und der Fahrbahn soll so schnell wie möglich in Angriff genommen werden. Damit soll unter anderem verhindert werden, dass Kinder beim Spielen aus dem verkehrsberuhigten Innenbereich der Häuser auf die Fahrbahn laufen. All dies soll mit den Anwohnern Anfang 2018 in einer Sondersitzung zweier Unterausschüsse beraten werden.

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