Ermittlung in der Altstadt-Inspektion:Polizist veruntreut 40 000 Euro

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Es geht um Falschaussagen und Gewalt im Prozess gegen zwei suspendierte Beamte der Altstadt-Wache an der Hochbrückenstraße. (Foto: Catherina Hess)

Ein Münchner Polizist hat 40 000 Euro veruntreut, die Beschuldigte bei seiner Inspektion als Sicherheitsleistung eingezahlt hatten. Der 41-jährige Beamte wurde inzwischen suspendiert - nachdem er sich selbst angezeigt hat.

Von Bernd Kastner, München

Ein Polizeibeamter der Altstadt-Inspektion soll knapp 40 000 Euro aus der Polizeikasse veruntreut haben. Entsprechende Informationen der Süddeutschen Zeitung bestätigte die Staatsanwaltschaft. Dort läuft seit April ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Untreue gegen den 41-jährigen Polizeiobermeister. Das Polizeipräsidium hat ihn vom Dienst suspendiert.

Es war laut Peter Preuß, Sprecher der Staatsanwaltschaft, der Beamte selbst, der die Ermittlungen anstieß: Er habe sich selbst angezeigt und sei auch weitgehend geständig. Vorausgegangen sei dem eine Kassenprüfung in der Polizeiinspektion 11, bei der Unregelmäßigkeiten aufgefallen seien. Der Polizist arbeitete als sogenannter Kassenbeamter.

Seine Aufgabe ist, die bei der Inspektion eingehenden Beträge an die zuständige Stelle weiterzuleiten. Meist handelt es sich dabei um Sicherheitsleistungen in Straf- oder Ordnungswidrigkeitsverfahren, die etwa an die Landesjustizkasse oder die Stadt München weitergeleitet werden müssen. Verhängt wird diese Sanktion in der Regel, wenn die Tat keinen Haftbefehl für Untersuchungshaft rechtfertigt, der mutmaßliche Täter aber keinen festen Wohnsitz in Deutschland hat. Die Sicherheitsleistung, die meist in bar bezahlt wird, kann später mit einer Geldstrafe oder -buße verrechnet werden.

Wie das Geld abgezweigt wurde

Der beschuldigte Polizist soll über einen Zeitraum von "etlichen Monaten", so Preuß, Geld für sich abgezweigt haben, statt es zu überweisen. Wenn eine Mahnung der Empfängerkasse gekommen sei, habe er neu eingegangenes Geld genommen, um eine ältere Forderung zu begleichen. "So schob sich ein immer größerer Fehlbetrag in die Zukunft", erklärt Preuß. Die Zahl der Fälle, in denen der Polizist in die Kasse griff, dürfte im hohen zweistelligen Bereich liegen. Etwa die Hälfte der ausstehenden Forderungen dürfte der Mann nach einer Mahnung beglichen haben. Genaue Zahlen lägen aber noch nicht vor, die Ermittlungen laufen noch.

Es geht um Falschaussagen und Gewalt im Prozess gegen zwei suspendierte Beamte der Altstadt-Wache an der Hochbrückenstraße. (Foto: Catherina Hess)

Für jeden einzelnen Vorgang gebe es mehrere Durchschläge. Jene, die für die internen Akten bestimmt waren, habe der Beamte offenbar beiseite geschafft, um seine Tat zu verschleiern. Da aber die Empfängerkasse über den zu erwarteten Eingang informiert werde, sei das fehlende Geld dort aufgefallen. Deshalb seien auch zahlreiche Mahnungen bei der PI 11 eingegangen. Das Motiv des mutmaßlich untreuen Beamten, der nicht vorbestraft sei, sei noch nicht geklärt, heißt es. Offenbar habe er das abgezweigte Geld für private Anschaffungen verwendet.

Wie es für den Mann weitergeht

Laut Polizeisprecher Wolfgang Wenger habe man den Mann noch im April suspendiert, im September zudem sein Gehalt gekürzt. Dies deutet darauf hin, dass seine Entlassung angestrebt wird. Das Präsidium habe laut Wenger nicht von sich aus die Öffentlichkeit über den Fall informiert, da man erst das Ergebnis der Ermittlungen habe abwarten wollen. Das eingeleitete Disziplinarverfahren ruhe, solange die Staatsanwaltschaft ermittle.

Die Inspektion 11 ist mit mehr als 200 Mitarbeitern eine der größten Dienststellen in Bayern und so etwas wie die Vorzeigewache der Münchner Polizei. Sie diente Fernsehserien wie einst der "Polizeiinspektion 1" mit Walter Sedlmayr und aktuell der Reihe "München 7" von Franz-Xaver Bogner als Kulisse. Ihr Gebäude in der Hochbrückenstraße 7 wurde zwei Jahre lang saniert und erst vor kurzem neu bezogen. In der Zwischenzeit war die Inspektion im Polizeipräsidium in der Ettstraße untergebracht.

© SZ vom 06.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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