Erich Hallhuber:Der letzte Applaus

Kollegen und Freunde haben auf dem Ostfriedhof Abschied von dem Schauspieler genommen.

Von Christian Mayer

Der Holzsarg ist mit Sonnenblumen geschmückt, die Angehörigen Erich Hallhubers haben auf opulenten Blumenschmuck und Fotos verzichtet. Nur mit Mühe finden die Trauergäste, darunter Regisseur Franz Xaver Bogner und Schauspielerkollegen wie Axel Milberg, Jörg Hube, Michaela May, Udo Wachtveitl oder Veronica Ferres in der kleinen Aussegnungshalle am Ostfriedhof Sitzplätze. Klugerweise haben Hallhubers Freunde darauf geachtet, dass der Medienrummel kanalisiert wird und die Trauerfeier trotz des Andrangs in einem würdevollen Rahmen bleibt - ganz im Sinne des Verstorbenen, der kein Freund von Selbstinszenierungen abseits der Bühne war und immer einen schlichten Abschied gewünscht hatte.

Bevor die Redner ans Pult treten, erklingt ein Streichquintett von Franz Schubert. Eine Reverenz an den Musikliebhaber, Sänger und Klavierspieler Erich Hallhuber. Das erste Wort hat der Oberbürgermeister, der Hallhuber noch zwei Tage vor seinem überraschenden und rätselhaften Tod am 18. September bei einer Kunstauktion traf. "Er war erholt und voller Lebensfreude", sagt Christian Ude, der den Seriendarsteller ("Café Meineid", "Löwengrube") auf keinen Fall auf seine Fernsehrollen oder seine Auftritte als Bruder Barnabas auf dem Nockherberg reduzieren möchte. "Hallhuber war ein ernsthafter, perfektionistischer Künstler. Und ein politisch engagierter Mensch, der oft hellhöriger auf nazistische Umtriebe reagierte als die Staatsorgane. Ude würdigt auch sein Engagement im Kuratorium für das jüdische Gemeindezentrum. "Unvorstellbar, dass er die Grundsteinlegung am 9. November nicht mehr erleben kann."

Kammerspiele-Intendant Frank Baumbauer, seit der gemeinsamen Zeit am Residenztheater mit Hallhuber befreundet, versagt fast die Stimme, als er ihre letzte Begegnung in einem toskanischen Urlaubsort im Sommer schildert - ein schöner Nachmittag mit stundenlangen Gesprächen und einem "fröhlichen, schnellen Abschied", von dem keiner ahnen konnte, dass er endgültig war. Nach Baumbauer treten die Schauspieler Miroslav Nemec und Rita Russek an den Sarg, die beiden engsten Vertrauten des Verstorbenen. Beide erinnern an früher, sie waren ein unzertrennliches Trio. Nemec, der mit Hallhuber vor Jahren in einer Wohngemeinschaft lebte und bei gemeinsamen Brecht- und Kästnerabenden oft mit ihm auftrat, trägt eines seiner Lieblingsgedichte vor: ein Sommergedicht, das sich Hallhuber gerne vorlesen ließ. Rita Russek bedankt sich für das Geschenk, viele Jahre in Hallhubers Nähe erlebt zu haben. "Wir können unser Stück nun nicht mehr spielen, eine Umbesetzung gibt es nicht", sagt sie über den Verlust des Freundes, mit dem sie in Ingmar Bergmanns "Szenen einer Ehe" auf Tournee war. Und noch einmal gibt es nach einer schüchternen Regieanweisung von Rita Russek einen kurzen, heftigen Applaus für den Toten.

Dann steht, die Ähnlichkeit ist unverkennbar, Erich Hallhuber senior auf, um den Verlust des eigenen Kindes zu beklagen. Unbarmherzig, ganz und gar unbegreiflich sei dieser viel zu frühe Tod seines geliebten Sohnes. "Niemand ist fort, den man liebt", ruft der Vater aus, einen Satz Stefan Zweigs zitierend. Ohne priesterliches Geleit wird der Sarg aus der Aussegnungshalle getragen, Pater Anselm Bilgri vom Kloster Andechs hält sich dezent im Hintergrund. Die Tonbandaufnahme eines von Erich Hallhuber selbst vertonten Fiaker-Liedes beschließt diese Trauerfeier, bei der sein Sohn, sein Vater und seine Freunde erfahren, wie groß die Anteilnahme am Tod des 52-Jährigen ist - bei den Kollegen und den Verehrern des Schauspielers.

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