Ergebnisse der SZ-Leserumfrage:Stolz auf STA

Im Landkreis Starnberg fühlen sich viele als Gewinner. Dies untermauern auch Statistiken, die vom Wohlfühlfaktor bis zum Haushaltseinkommen reichen. Doch es gibt auch Probleme.

Von Otto Fritscher, Starnberg

STA-R-1. Mehr kann man mit einem simplen Nummernschild nicht ausdrücken. Es fährt am Dienstwagen von Starnbergs Landrat Karl Roth durch die Gegend. "Ich bin ein Star - und möchte hier bleiben", will der CSU-Politiker wohl damit sagen. Ein Gefühl, das mit ihm vermutlich viele Bewohner des Fünfseenlands teilen. Sie sehen sich als Gewinner, wenn man den vielen Statistiken glaubt, in denen die Gegend zwischen Starnberger und Ammersee immer wieder die Spitzenposition einnimmt. Und das in vielerlei Hinsicht: die meisten Millionäre, das höchste verfügbare Haushaltseinkommen, 44 Prozent über dem Bundesdurchschnitt, die höchste Ärztedichte, die meisten Geländewagen, jeweils pro Einwohner umgerechnet, aber auch die höchste Zufriedenheit mit ihren Lebensumständen.

Landrat

Freie Fahrt hat Starnbergs Landrat Karl Roth mit diesem Nummernschild an seinem Elektro-Dienstwagen nicht immer. Aber die Aussage ist klar.

(Foto: Arlet Ulfers)

Eine Aussage, die sich mit den Ergebnissen der jüngsten SZ-Landkreis-Umfrage 2017 deckt. 46 Prozent der Leser antworteten: "Ich liebe es, hier zu wohnen", und zusätzlich 48 Prozent tun es immerhin "gerne", was addiert 94 Prozent ergibt, der beste Wert aus allen Landkreisen rund um München. Als häufigster Grund (90 Prozent) werden "die Freizeitmöglichkeiten in der Natur" genannt, wiederum spitze. Auf wenig Gefallen stößt indes ganz allgemein "das Ortsbild", das nur 19 Prozent als Wohlfühl-Grund anführen.

Ergebnisse der SZ-Leserumfrage: SZ-Grafik

SZ-Grafik

Mit dem öffentlichen Nahverkehr sind 77 Prozent der SZ-Leser, die an der nicht-repräsentativen Umfrage teilgenommen haben, zufrieden. 67 Prozent fordern aber mehr Radwege. Nur gut die Hälfte (53 Prozent) meint, dass es "ausreichend Parkplätze gibt". 30 Prozent der Leser aus dem Landkreis sprechen sich für den Bau von "mehr Umgehungsstraßen" aus, ein Wert, der in der Kreisstadt mit 54 Prozent deutlich übertroffen wird. Interessant sind auch die unterschiedlichen Gründe für Fahrten: Einkaufen führt mit 73 Prozent die Rangliste an, gefolgt von Familie und Freunde besuchen (60), Freizeitaktivitäten (51) und Beruf (34). Als häufigstes Verkehrsmittel wird täglich das Auto benutzt von 45 Prozent der SZ-Leser, gefolgt vom Fahrrad (19 Prozent), während nur neun Prozent täglich in öffentliche Verkehrsmittel einsteigen.

Mit 50 Teslas dürfte ein Spitzenwert in der Region erreicht sein

Natürlich gibt es im Landkreis auch Probleme, oftmals die Kehrseiten des Wohlstands. Da werden in der SZ-Umfrage vor allem die hohen Grundstücks- und Immobilienpreise genannt, denn wer von den vielen Normalverdienern kann sich schon ein Einfamilienhaus für 1,4 Millionen Euro leisten. So ist es nicht verwunderlich, das 84 Prozent der Leser antworten, die Kaufpreise für Wohneigentum seien zu hoch, und 77 Prozent "zu wenig Wohnraum für Leute mit niedrigerem Einkommen" bemängeln. Auch die Mieten mit durchschnittlich 14,60 Euro pro Quadratmeter fressen einen Gutteil des Einkommens auf, bei Neubauten in guter Lage werden aber auch mal schnell 20 Euro pro Quadratmeter fällig. Und dann, neben dem Wohnen das zweite Problem, das die Starnberger nervt: der Verkehr. Zu viele Staus, zu wenig Umgehungsstraßen, auch für die 50 Teslas, 100 000 Euro teure Luxus-Elektroautos mit STA-Kennzeichen, eine Tesla-Dichte, die ebenfalls ein Spitzenwert in der Region sein dürfte. Zwei weitere Top-Werte: 96 Prozent bezeichnen die medizinische Versorgung im Landkreis als insgesamt gut, und 76 Prozent interessieren sich für das Kulturangebot an ihrem Wohnort.

Vielleicht trifft das Lebensgefühl vieler Starnberger am besten der Werbespruch eines früheren Fremdenverkehrsdirektors: "Wenn ich den See seh', brauch' ich kein Meer mehr." Der Mann, ein Österreicher, wurde gefeuert. Nicht, weil der Spruch schlecht gewesen wäre, sondern weil das dazu gehörige Foto auf dem Prospekt den Atlantik zeigte.

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