Erfolg der Zielfahnder:In Chile unter Mordverdacht

Prozess um Tod seiner Frau: Erdinger Frauenarzt soll ausgeliefert werden

Der frühere Erdinger Frauenarzt Michael B., der unter dem Verdacht steht, vor bald drei Jahren seine damals 60 Jahre alte Ehefrau erwürgt zu haben, ist offenbar in Chile verhaftet worden. Der 57-Jährige, der stets seine Unschuld am Tod seiner Frau beteuert hat, war nach einem Indizienprozess Anfang 2015 vom Landgericht Landshut mangels Beweisen freigesprochen worden. Der Bundesgerichtshof (BGH) hob den Freispruch vor etwa einem Jahr auf und verwies den Fall zur Neuverhandlung zurück nach Landshut. Wenige Tage zuvor war Michael B. jedoch nach Chile geflogen, wo er sich seitdem aufhielt. Seine Ausreise nach Südamerika war legal, da er bis dahin ein freier Mann war. Erst durch die BGH-Entscheidung wurde er wieder zu einem tatverdächtigen Angeklagten. Die für den zweiten Prozess zuständigen Richter mussten erst wochenlang die Akten prüfen, bevor ein Haftbefehl erlassen und Zielfahnder des Landeskriminalamts auf ihn angesetzt wurden. Schließlich erging auch ein internationaler Haftbefehl und ein offizielles Auslieferungsersuchen an die chilenische Justiz.

Das alles hat der Sprecher der Staatsanwaltschaft Landshut, Thomas Steinkraus-Koch, bestätigt. Nur zur tatsächlichen Verhaftung wollte er nichts sagen: "So lange der nicht deutschen Boden unter den Füßen hat, werden wir uns dazu nicht äußern." Damit machte Steinkraus-Koch allerdings selbst deutlich, dass er sich vor allem aus taktischen Gründen zur Zurückhaltung verpflichtet sieht - weil eine Auslieferung aus Chile keine Selbstverständlichkeit ist. Auch der Pflichtverteidiger von Michael B., der Münchner Rechtsanwalt Matthias Schütrumpf, räumte die Verhaftung seines Mandanten indirekt ein. Ein Dementi "wäre nicht zutreffend", sagte Schütrumpf. Chile hat kein Auslieferungsabkommen mit Deutschland und liefert nur nach einer Einzelfallprüfung durch den Obersten Gerichtshof aus. Dass man als Straftäter in Südamerika in Sicherheit wäre, gilt jedoch schon lange nicht mehr. Erst im August lieferte Chile einen mutmaßlichen Mörder aus, der von der Staatsanwaltschaft Erfurt gesucht wurde.

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