Erdinger Moos:Wie Fluggäste auf das neue Satelliten-Terminal reagieren

Erdinger Moos: Der neuer Satellit wird am Flughafen München in Betrieb genommen.

Der neuer Satellit wird am Flughafen München in Betrieb genommen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Am ersten Tag sind die Flughafenmanager angespannt. Verhalten sich die Passagiere so, wie sie sich das vorgestellt haben?

Von Marco Völklein

Eine fahrerlose U-Bahn? Madeleine Thäter kann man damit nicht beeindrucken. "Haben wir in Nürnberg doch schon lange", sagt die junge Frau aus dem fränkischen Zirndorf. Zusammen mit vier Freundinnen hebt sie an diesem Dienstagmorgen gegen 6.30 Uhr vom Münchner Flughafen ab. Für ein paar Tage geht es nach Rom, "Mädelsausflug", erzählt Thäter, während um sie herum eine Kapelle Blasmusik spielt, Stewardessen der Lufthansa Lebkuchenherzen verteilen und Flughafenchef Michael Kerkloh symbolisch ein blaues Band durchtrennt. Am vergangenen Freitag wurde das neue Satellitenterminal am Flughafen eingeweiht, an diesem Dienstag nun geht es in Betrieb.

Gleich am ersten Tag ist ordentlich was los im neuen Terminal auf dem östlichen Vorfeld. Schon um kurz nach sieben eilen Hunderte Geschäftsleute durch die Gänge, decken sich mit belegten Semmeln und Getränken in den Restaurants ein. An nahezu allen der insgesamt 27 Abstellpositionen direkt am Gebäude stehen Flugzeuge bereit, um die Passagiere aufzunehmen. Und tief im Keller rauscht alle zwei bis vier Minuten die fahrerlose Mini-U-Bahn durch den 400 Meter langen Tunnel, der das bestehende Terminal 2 mit dem neuen Abfertigungsgebäude verbindet.

"Einen Traumstart" habe man mit dem neuen Terminal hingelegt, sagt Projektleiter Philipp Ahrens. Den Zeitplan habe man eingehalten, ebenso den Kostenrahmen von rund 900 Millionen Euro. Und am ersten Tag? Gibt es keine Probleme im Regelbetrieb? "Allenfalls Kleinigkeiten", sagt Ahrens.

Was am ersten Tag alles schief ging

Tatsächlich laufen zum Beispiel im Keller die Rollbänder, die den Passagieren den Weg von der Mini-U-Bahn zur Gepäckausgabe im Terminal 2 erleichtern sollen, in den ersten Stunden noch in die verkehrte Richtung. In einer Kabine der Herrentoilette im Nordpier des Satellitenterminals fehlt das Klopapier. Und in der Wand, wo eigentlich ein Touchscreen sein sollte, über den der Passagier den Mangel dem Betreiber melden kann, klafft noch ein Loch.

Einige Flughafenmanager jedenfalls wirken leicht angespannt. "Die Frage ist: Verhält sich der Passagier jetzt so, wie wir uns das vorgestellt haben?", sagt Christian Wallner, der Geschäftsführer der Terminal-2-Betriebsgesellschaft, einer Gemeinschaftsfirma des Flughafens und der Lufthansa. Sie hat schon das Terminal 2 gebaut. Und ihr untersteht nun auch das daran angedockte Satellitenterminal.

Seit Anfang Januar hatten Mitarbeiter des Flughafens mit mehr als 2800 Komparsen im Rahmen eines Probebetriebs die Abläufe im Gebäude wieder und wieder getestet. Nun fragen sich alle: Stimmen die Annahmen der Planer? Passen die Umsteigezeiten? Und ganz wichtig aus Sicht der Flughafenmanager: Bleibt den Passagieren noch genügend Zeit, um durch die vielen neuen Shops zu schlendern oder in einem Restaurant einzukehren? Immerhin macht der Airport mehr als die Hälfte seines Umsatzes mit dem "Retail-Geschäft", also in den Bereichen Einkaufen und Gastronomie.

"Es spielt sich alles nach und nach ein"

Entsprechend früh auf den Beinen ist an diesem Dienstagmorgen auch Erik Kliemt, der als Küchenchef drei Restaurants mit insgesamt mehr als 20 Köchen verantwortet. "Es spielt sich alles nach und nach ein", sagt er. In der Regel brauche es etwa 100 Tage, bis ein Gastronomiebetrieb läuft. "Das ist bei einer Wurstbude nicht anders als in der Spitzengastronomie", sagt Kliemt.

Er muss es wissen: Erst vor wenigen Wochen ist er ins Erdinger Moos gekommen. Zuvor hat Kliemt als Küchenchef im Berliner Hotel Adlon gearbeitet. Etwa 20 bis 30 Gäste seien in den drei Restaurants in den ersten eineinhalb Stunden am Dienstag bereits "durchgerauscht", sagt Kliemt.

Bei den meisten Passagieren jedenfalls findet das neue Gebäude durchaus Anklang. "Hell und modern" sei die Architektur, sagt beispielsweise eine Frau aus der Nähe von Landshut. Ein paar Meter weiter steht Thomas Neumeister aus dem Landkreis Erding vor dem Vorfeldtower und schaut auf die große Monitorwand, die da über ihm thront. Den Tower, von dem aus die Fluglotsen die gerade gelandeten Maschinen zu ihren Abstellpositionen dirigieren, haben die Architekten kunstvoll in das Abfertigungsgebäude integriert.

Direkt unter den Lotsen kann man nun an Tischen sitzen, an den Marktständen darum herum gibt es unter anderem Sushi. "Sieht spektakulär aus", findet Neumeister. Andere Fluggäste vermissen indes ein paar Dinge, die sie aus dem Terminal 2 gewohnt sind: Gratis-Zeitungen zum Beispiel liegen nicht aus. Auch die Kaffee- oder Teespender der Lufthansa sucht man vergebens. Schließlich will der Flughafen ja Umsatz machen in seinen neuen Hallen.

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