Zuzugsdruck:Düstere Prognose

Zuzugsdruck: OB Gotz will, dass Erding eine eigenständige Stadt bleibt und nicht zu einem Münchner Vorort wird.

OB Gotz will, dass Erding eine eigenständige Stadt bleibt und nicht zu einem Münchner Vorort wird.

(Foto: Renate Schmdit)

"Das schaffen wir nicht": Für die Entwicklung des Immobilienmarktes hat Erdings OB Gotz schlechte Nachrichten

Von Philipp Schmitt, Erding

Dass der Erdinger Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) nicht davor zurückschreckt, sich klar zu äußern, ist bekannt. So eindeutig und in so starken Worten, wie er sich kürzlich bei der Vertreterversammlung der VR-Bank zum Thema Gewerbeentwicklung und Zuzug geäußert hat, das ist auch für ihn selten - und dürften die Stadt nicht kalt lassen. Gotz sagte im Hinblick auf die neuesten Prognosen zum möglichen Zuzug bis 2035, dass die Stadt einen derartigen Boom auf dem Wohnungsmarkt nicht verkraften werde: "Wir schaffen die Herausforderungen beim Wohnungsbau nicht."

München und die Flughafenregion werde in den nächsten Jahrzehnten ein Magnet bleiben und erheblichen Zuzug generieren, doch das anhaltende Bevölkerungswachstum sei "eine furchtbare Vision, die aber in Realität zu erwarten sein wird." Der Wohnungsbau werde in den kommenden Jahren mit dem Wachstum und Bedarf nicht Schritt halten, auch wenn in den umliegenden Kommunen viel neues Bauland geschaffen werde. Weil die Zinsen auch weiterhin niedrig bleiben könnten und Immobilien deshalb attraktiv blieben, würden die Grundstückspreise wohl weiter steigen.

Gotz begrüßte die Entscheidung des Erdinger Stadtrates, den jährlichen Bevölkerungszuwachs in der Stadt moderat zu gestalten. Viele Bürger stünden einem ungebremsten Wachstum kritisch gegenüber: "Die Menschen wollen dieses gewaltige, völlig unregulierte Wachstum in dieser Dimension nicht mehr haben. Wir sagen zwar Ja zu einer weiteren Entwicklung in Erding, jedoch muss diese auch verkraftbar sein." Eine Herausforderung für die Stadt sei die Umwandlung des Fliegerhorstgeländes. Erding müsse mit dem Wegfall der vielen Arbeitsplätze und der Umwandlung des Geländes in Wohngebiete und Freizeit- und Naturareale umgehen und die Prosperität weiter sichern.

Und dazu gehörten auch die nötigen Gewerbeflächen. Gotz sagte, dass sie "derzeit hinten und vorne fehlen". Es brauche Neuausweisungen und der "Platzmangel" müsse gemeistert werden. Er nahm auch Stellung zur Diskussion um eine mögliche große Gewerbe- und Logistikhalle in Erding-West, die nicht nur auf Gegenliebe stößt. "Ich bin der Meinung, dass die Stadt zurecht eine Diskussion dazu führt, und das, was dazu an Diskussionsbeiträgen auch von angeblichen Wirtschaftsvertretern gekommen ist, ist schäbig und für den Wirtschaftsstandort Erding schädlich." So sei mit ihm Politik nicht zu machen, er wolle einen offenen Dialog führen und um die richtigen Lösungen kämpfen. Die Aufgabe des Fliegerhorstes müsse kompensiert werden, um auch nachfolgenden Generationen Jobs und Wohlstand zu sichern.

In Erding müsse offen und ehrlich darüber diskutiert werden, ob die Stadt ein Münchner Wohnvorort werden oder weiter ein eigenständiger Gewerbestandort mit guten Arbeitsplätzen bleiben wolle: "Ich halte die Diskussion für wichtig und ich halte es für maßlos daneben, wenn gesagt wird, dass hier nur Unternehmen nach Erding kämen, die nicht einmal den Mindestlohn zahlen."

Gotz sprach sich zudem für eine zentralere Gewerbeansiedelung in der Region aus, "auch wenn das meine Bürgermeisterkollegen nicht gerne hören." Denn durch ständig neue kleine Gewerbegebiete in den umliegenden Gemeinden würde eine unschöne Zersiedelung gefördert - für Gotz wenig sinnvoll.

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