Zehn Jahre Kooperation:Gelebte Inklusion

Die Heilpädagogische Tagesstätte St. Nikolaus und die Mädchenrealschule Heilig Blut pflegen eine produktive und nicht nachlassende Freundschaft

Von Debora Schießl, Erding

Seit zehn Jahren verbindet sie eine ganz besondere Partnerschaft: Jugendliche der Heilpädagogischen Tagesstätte St. Nikolaus und Schülerinnen der katholischen Mädchenrealschule Heilig Blut treffen sich seit 2007 regelmäßig zum gemeinsamen Lernen, Musizieren, Spielen und Spaß haben. Das Jubiläum dieser Kooperation wurde nun gefeiert. Am Freitagmorgen stand in der Sporthalle der Mädchenrealschule alles unter dem Motto: "Mein Herz schlägt auch für dich - Freundschaft überschreitet Grenzen".

Die Zusammenarbeit zielt auf die Inklusion von beeinträchtigten Jugendlichen. Regelmäßig trifft man sich zu unterschiedlichen Aktivitäten aus dem Bereich Kunst, Ernährung, Sport und Natur. Die Treffen sind für die Schüler freiwillig und sollen Berührungsängste mindern. Nach dem offiziellen Festakt mit Reden und Musik wurden für die teilnehmenden Schüler Workshops angeboten.

Nach einem Vortrag des Blasorchesters begrüßte Schulleiter Josef Grundner die Gäste. Das sogenannte "Freundschaftsprojekt" sei bemerkenswert: "Seit nun schon zehn Jahren hat das Engagement nicht nachgelassen - weder bei den Schülern, noch bei den Lehrern". Die Integration von benachteiligten Schülern sollte aber nichts Außergewöhnliches sein, sondern müsse Alltag werden. "Wir möchten an dieser Schule zu Toleranz erziehen", betonte Grundner, "auch behinderte Kinder sollen spüren, dass sie akzeptiert werden." Aktuell sind 30 Schülerinnen der Mädchenrealschule und zehn Schüler von der Tagesstätte im Projekt involviert.

Mein Herz schlaegt auch fuer Dich

Gemeinsam spielen und Spaß haben, das ist der ebenso einfache wie überzeugende Kern des Projekts.

(Foto: Stephan Görlich)

"Das ist gelebte Inklusion", fand Rosemarie Zampach, Leiterin der Heilpädagogischen Tagesstätte. Die Kooperation sei nicht nur für die behinderten Kinder von Vorteil:"Auch die Schülerinnen von Heilig Blut profitieren davon. Sie üben ihre soziale Kompetenzen und können bei tollen Aktionen dabei sein." Jedes Jahr organisiere das Kollegium neue Projekte: "Zum Thema Ernährung haben wir mit den Schülern in der Weihnachts- und Osterzeit gemeinsam gebacken und gekocht." Oft habe man auch gemeinsam die Natur erkundet.

Alexander Friedrich hatte während seines Zivildienstes das Projekt unterstützt und betonte, dass die Aktion Schüler nachhaltig inspiriere: "Manche Jugendliche merken dann, dass der soziale Beruf etwas für sie ist. Bald kommt eine ehemalige Schülerin für unser Projekt zurück. Sie war bei der Kooperation dabei und hat mittlerweile eine Ausbildung als Erzieherin abgeschlossen."

Die Jubiläumsfeier mit festlichen Reden und musikalischen Beiträgen der Schüler wurde mit einem Buffet beendet. Danach durften die Schüler aus den beiden Schulen an zahlreichen Workshops teilnehmen. Bei Lerntherapeutin Ute Kaiser wurde "einfach nur gespielt". Die Spielauswahl stellte sie spontan zusammen. "Ich muss mich auf die Gruppe einlassen und sehen, was funktioniert", erzählte Kaiser. Eine Stunde lernten die bunte Schüler Spiele wie "Kakerlakenpoker", wo flunkern und tricksen durchaus erlaubt war.

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"Es muss nicht perfekt aussehen, die Hauptsache ist, es wird bunt." Der Erdinger Künstler Harry S. beteiligte sich mit einem T-Shirt-Workshop.

(Foto: Stephan Görlich)

Auch der Erdinger Künstler Harry S. ließ sich etwas einfallen: "Passend zum Thema bemalen wir T-Shirts mit einem Herz-Motiv." Da durfte es gern abstrakt werden. "Wir benutzen eine Tropftechnik mit Seidenfarben. Es muss nicht perfekt aussehen, die Hauptsache, es wird bunt", erklärte Harry S. Außerdem boten die Firma Lego und die Lehrkraft und Künstlerin Petra Zunterer kreative Workshops für die Kinder an.

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