"Wir wollen besser vorbereitet sein":3500 Notplätze im Warteraum

Falls wieder mehr Flüchtlinge kommen, stehen Betten bereit

Von Veronika Wulf, Erding

Im Moment läuft im Warteraum am Fliegerhorst alles ziemlich geregelt ab: Jeden Monat kommt ein festes Kontingent von 1000 Flüchtlingen. Doch das Bundesinnenministerium weiß, dass sich das schnell ändern kann, sobald wieder mehr Menschen nach Deutschland kommen. "Wir wollen einfach besser vorbereitet sein als im letzten Jahr", sagt eine Sprecherin des Ministeriums. Deshalb stehen im Warteraum 3500 sogenannte reaktivierbare Plätze bereit.

"Im Notfall, wenn der Bedarf plötzlich da ist, muss der Warteraum innerhalb von sieben bis vierzehn Tagen winterfeste Plätze zur Verfügung stellen können", sagt die Sprecherin. Grund dafür ist, dass der Warteraum in Feldkirchen geschlossen wird, die Registrierungskapazitäten aber nicht kleiner werden sollen. Es seien immer noch viele Menschen auf der Flucht. Auch Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) stellt sich auf zusätzliche Neuankömmlinge ein. "Wenn beispielsweise das Abkommen mit der Türkei scheitern sollte, dann sind es schnell sehr viel mehr Menschen, die Asyl in Deutschland beantragen wollen."

Der Platz wäre vorhanden: Die meisten der 3500 Betten stehen leer, da die 1000 Umsiedlungs-Flüchtlinge nicht alle auf einmal kommen, sondern über den Monat verteilt. Mit der Neuverteilung von 160 000 Flüchtlingen innerhalb der EU sollen die Länder an der EU-Außengrenze entlastet werden. Deutschland verpflichtete sich, bis September 2017 27 500 Flüchtlinge aufzunehmen. In einem geregelten Verfahren werden Flüchtlinge aus Eritrea, Syrien, Iran und Irak von Griechenland und Italien nach München eingeflogen. Busse bringen sie nach Erding zum Warteraum am Fliegerhorst, einer Einrichtung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge. Dort werden die Neuankömmlinge registriert und versorgt, ehe sie am nächsten Tag nach dem Königsteiner Schlüssel auf die Bundesländer verteilt werden.

In diesem Jahr kamen 408 Flüchtlinge aus Griechenland und 207 aus Italien. Die ersten zwei Charter-Flieger landeten im November, die nächsten kommen am Montag aus Rom und am Donnerstag aus Athen. Um die 27 500 Flüchtlinge bis September 2017 umzusiedeln, müssten es monatlich weit mehr als die geplanten 1000 sein. Noch ist nicht einmal diese Rate erreicht. "Wir müssen das Verfahren erst etablieren", sagt die Sprecherin des Innenministeriums, "aber im Moment ist nicht absehbar, dass es mehr als 1000 im Monat werden." Wenn es länger dauere, dann sei Deutschland nicht das erste Land, das die EU-Vorgaben nicht einhalten könne.

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