Wintermarkt:Unflätig und hysterisch

Wären bei der Flughafengesellschaft nicht erschreckend viele unflätige Kommentare eingegangen - man könnte fast schmunzeln

Von Petra Schnirch

Man könnte fast schmunzeln über diesen Sturm im Wasserglas, wären bei der Flughafengesellschaft nicht erschreckend viele unflätige Kommentare eingegangen. Haben es also auch die Betreiber der Hass-Plattform Anonymous in Berlin schon mitbekommen, dass es am Flughafen im Erdinger Moos einen Wintermarkt und keinen Christkindlmarkt gibt. Würde er anders heißen, gäbe es bestimmt Frotzeleien, weil ein Weihnachtsmarkt eben nicht bis zum 27. Dezember dauert.

Dass sich so viele bemüßigt fühlen, im Internet ihren Senf dazugeben zu müssen, mag verwundern. Schmecken werden den Besuchern Glühwein und Kinderpunsch trotzdem. Wer den Namen Wintermarkt wie ein Facebook-Nutzer für eine "absolute Schande" hält, der soll halt, des "christlichen Hintergrunds" wegen, woanders hingehen.

Nachdenklicher stimmt der Ton im Facebook-Forum der Startbahn-Befürworter. Wer die Bürgerinitiativen polemisch als "Bodensatz" der Gesellschaft bezeichnet, wer ihnen rechtes Gedankengut unterstellt, alternativ auch mal linke Hassparolen, wer alle Argumente der Gegenseite als Lügen abtut, wer missliebige Politiker und Journalisten fast reflexhaft als Lügner, wahlweise als Idioten, abkanzelt, bereitet den Weg für Schreihälse und Internet-Hysteriker. Die wollen uns glauben machen, dass mit einem Wintermarkt das Ende des Abendlandes eingeläutet wird. Was dabei verloren geht, sind die sachliche Auseinandersetzung und der Respekt vor den Menschen, die anderer Meinung sind.

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