Werkstattbesuche:Auf Entdeckertour durch Neufahrns Ateliers

21 Künstler lassen sich bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen. Der Termin bei Badewetter mitten im Sommer entpuppt sich allerdings als nicht ideal - das Kunstwochenende hätte mehr Besucher verdient

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Man muss das jetzt nicht politisch interpretieren, aber die bayerische Uhr in dem Garten am Schwalbenweg geht definitiv anders: "Die dreht sich, wie der Wind geht", erklärt Wolfgang Matzke schmunzelnd. Die Zeiger sind Teil eines Windspiels, das er selbst kreiert hat. Und das Ergebnis ist wiederum Teil eines ganzen Windspiel-Parks mit Kunstwerken aus Aluminium und Stahl: Eulen und Elche, Hubschrauber und Motorräder, Symbole und stilisierte Engelsflügel kreisen und drehen sich vor seiner Werkstatt.

Aus dem Hobby hat der gelernte Elektrotechniker mit seiner Frau ein Kleingewerbe gemacht. An diesem Tag führt das Ehepaar immer wieder Gäste durch Garten und Werkstatt. "Wir kennen uns von unserem Katzen-Stammtisch", erzählt eine Besucherin und lächelt. Jetzt nutzt sie das "offene Atelier", um die künstlerische Seite ihrer Bekannten näher kennenzulernen.

Eine ähnliche Szene kann man im VHS-Gesundheitsraum am Marktplatz erleben. Gleich mehrere Künstler zeigen in dem Raum mit den großen Panoramafenstern, die einen Blick über halb Neufahrn ermöglichen, ihre Arbeiten. Zu ihnen gehört Manuela Manzinger, die sich gerade mit einer Besucherin unterhält: "Normalerweise gehen wir immer gemeinsam mit unseren Hunden Gassi," berichten die beiden. Diesmal sind die Hunde daheim geblieben.

Zum zweiten Mal fand das "offene Atelier" statt. 21 Künstler an neun Standorten haben mitgemacht und Interessierten an zwei Nachmittagen die Möglichkeit geboten, ihnen bei der Arbeit über die Schulter zu schauen und ins Gespräch zu kommen. Wobei das Atelier auch im Freien sein konnte: Hartmut Hattler zum Beispiel, den viele durch seine Aquarell-Grußkarten mit Neufahrner Motiven kennen, hatte sich zum Arbeiten und Ausstellen diesmal einen Wiesenstreifen am Doktor-Held-Weg in Massenhausen ausgesucht.

Sein Standort und die Veranstaltung überhaupt hätten mehr Besucher vertragen. Mit der Terminwahl ist es im Sommer freilich so eine Sache, und auch dieses Wochenende hatte seine Tücken: Fußball-WM in Russland, Tennis-Finale in Wimbledon, dazu Badewetter - nicht gerade ideale Voraussetzungen für ein Kultur-Event. "Vielleicht sollte man die Veranstaltung eher mal im Herbst oder im Advent machen", überlegt Manuela Manzinger. Da hätten die Leute mehr Zeit - und würden vielleicht die Chance nutzen, gleich in ein Weihnachtsgeschenk zu investieren.

Einem Sport-Event haben auch Siegi Läng, Anke Chapman und Petra Schmitt weichen müssen. Die drei Künstlerinnen wollten im Mintrachinger Sportheim ausstellen. Dort war aber genau an diesem Wochenende in Dart-Wettkampf. Die Frauen, die sich regelmäßig zum Malen treffen oder gemeinsam neue Techniken ausprobieren, haben aus der Not eine Tugend gemacht: Sie funktionierten eine Garage mit diversen Stellwänden und einem Pavillon zu einer Galerie um. Die Fans hat es nicht gestört. "Wenn die Siegi eine Ausstellung macht, sind wir immer dabei", erzählt ein Ehepaar aus Eching. Andere haben ihren Ort von einer Seite erlebt, die sie noch nicht kannten: "Ich wusste nicht, dass es das gibt", staunte eine Besucherin in der Druckwerkstatt von Erika Adolph und Rudolf Rosenhauer am Rosenweg: Früher habe sie in München gewohnt und viele Ausstellungen dort besucht, "und mit der Zeit stelle ich jetzt fest, dass auch Neufahrn interessant ist." Im Blick hatte sie dabei wohl auch Else - ein Huhn aus Pappmaché und Federn, das für Erika Adolphs neuestes Werk wirbt: ein liebevoll illustriertes Buch über ein theaterspielendes Huhn.

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