Wegen "Personal-Engpässen":Sorgenkind Klinikum

Wegen "Personal-Engpässen": So strahlend wie hier sieht es 2017 im Klinikum leider nicht aus.

So strahlend wie hier sieht es 2017 im Klinikum leider nicht aus.

(Foto: Renate Schmidt)

Die Geburtshilfe ist monatelang geschlossen, das Defizit steigt

Für 2016 hatte man stolz steigende Geburtenzahlen gemeldet, fast 700 Kinder waren im Klinikum Erding auf die Welt gekommen. 2017 ist das unerreichbar. Ende Juni kommt völlig überraschend die Mitteilung, dass die Kreißsäle wegen "schwerwiegender Personal-Engpässe" mindestens drei Monate geschlossen bleiben. Es gibt zu wenige Beleghebammen. Die Versuche, neue Hebammen zu finden, haben nichts gebracht. Ausschließlich geplante Kaiserschnitte sind noch möglich. Schwangere aus Erding und dem Landkreis müssen auf andere Geburtskliniken ausweichen, nach Ebersberg, Freising, München oder Landshut. Dass Geburtshilfeabteilungen schließen müssen, ist ein bundesweites Problem. Die Erdinger Kreispolitik will sich aber auf keinen Fall mit der Schließung der Kreißsäle in Erding abfinden. Im Kreisausschuss gibt Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) "zu Protokoll", dass "wir uns als Gremium nicht damit einverstanden erklären, dass die Geburtshilfe am Krankenhaus Erding dauerhaft nicht mehr angeboten wird". Er forderte von Klinikchef Sándor Mohácsi, alles daran zu setzen, dass die Kreißsäle im Herbst wieder öffnen.

Doch das ist nicht das einzige Problem, das Mohácsi zu bearbeiten hat. Der Jahresverlust 2016 ist mit 3,3 Millionen Euro fast dreimal so hoch ausgefallen wie prognostiziert. Die Pläne für einen seit langem geplanten Neubautrakt werden auf Eis gelegt. Der Verwaltungsrat scheut die Millioneninvestitionen angesichts der hohen laufenden Verluste. Das Defizit für 2017 wird Ende des Jahres mit 2,9 Millionen Euro angesetzt. Fast 15 Millionen Euro Verluste hat der Landkreis in den vergangenen jahren mit Steuereinnahmen beglichen. Landrat Bayerstorfer sagt, "dieser Automatismus kann meines Erachtens nicht fortgesetzt werden". Wenn sich die Lage nicht bessere, müsse man auch über eine "Rekommunalisierung" des Klinikums nachdenken, die Rückumwandlung zu einem Eigenbetrieb des Landkreises.

Dann eine gute Nachrichten: Am 20. November nimmt die Geburtshilfe nach viereinhalb Monaten Unterbrechung wieder den regulären Betrieb auf. Acht Hebammen stehen von nun an parat, um Frauen im Klinikum Erding bei der Geburt zu helfen. Die Kreißsäle wurden für knapp 200 000 Euro renoviert und besser ausgestattet. Die Wiedereröffnung einer geschlossenen Geburtsabteilung ist einzigartig in Deutschland. Die Kreispolitik will aber dauerhaft mehr Kompetenzen bei Klinikum. Kurz vor Weihnachten wird im Eiltempo eine Satzungsänderung beschlossen, die dem Kreistag und vor allem dem Landrat mehr Rechte einräumt.

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