Wegen Bauarbeiten:Ort der Ruhe

Wegen Bauarbeiten: Die Absperrung war als Test gedacht. Nun ist er aber, um neuen Streit zu vermeiden und aus Sicherheitsgründen geblieben.

Die Absperrung war als Test gedacht. Nun ist er aber, um neuen Streit zu vermeiden und aus Sicherheitsgründen geblieben.

(Foto: Renate Schmidt)

Der Pavillon im "Garten der Sinne" ist bis auf Weiteres mit einem Zaun dicht gemacht

Von Florian Tempel, Dorfen

Im "Garten der Sinne" in Dorfen ist Ruhe eingekehrt. Der Pavillon ist seit kurzem mit Bauzaunelementen abgesperrt. Keiner kann mehr rein und dementsprechend im Pavillon auch keinen Krach mehr machen. Wer glaubt, die Absperrung sei nun doch die radikale Reaktion der Stadt auf die Beschwerden von Anwohnern, die sich in ihrer Nachtruhe von lärmenden Jugendlichen gestört und belästigt fühlten, irrt jedoch. Im Bauamt der Stadt Dorfen ist zu erfahren, dass vielmehr der Boden des Pavillons unbedingt repariert werden muss. Bis das geschehen ist, muss der Pavillon zu bleiben, weil man sich in ihm sonst den Fuß verknacksen könnte. Da nebenbei das Dorfener Volksfest beginnt und Festbesucher auf dem Nachhauseweg im "Garten der Sinne" rasten könnten, ist die Sicherungsmaßnahme besonders dringlich. Angetrunkene stolpern ja leicht.

Die Anlage "Garten der Sinne" ist ein Projekt der "Lokalen Allianz für Menschen mit Demenz" in Zusammenarbeit mit der Stadt Dorfen. Der sechseckige Pavillon, ein paar Bänke und ein künstlerisches Objekt stehen auf einem Grünstreifen nahe der Isen. Das sieht nett und gemütlich aus, und war bislang auch ein gern genutztes Plätzchen zum Verweilen. Gar nicht nett fanden es indes Anwohner, die mehr oder weniger direkt daneben leben, dass auch Jugendliche den Pavillon als Treffpunkt nutzen. In einem Beschwerdebrief an die Stadt hatten die Anwohner kein gutes Wort für die jungen Leute übrig, die sich "zum Teil bereits am Nachmittag ganz gezielt im Pavillon" träfen. Die Youngster seien dabei "ausgerüstet mit Getränken unter anderem Bier und Musikgeräten". Diese Zusammenkünfte brächten "eine unzumutbare Lärmbelästigung" und die Lebensqualität der Anwohner werde so ganz "erheblich reduziert". Und deshalb forderten die Nachbarn: die Einzäunung der Anlage.

Die Mitglieder des Bauausschusses des Stadtrats lehnten das ab. Ein Zaun, so die einhellig Meinung, gehe gar nicht. Schaut unmöglich aus. Und was soll das überhaupt. Statt Absperrungen aufzubauen müsse man miteinander reden. Die Jugendreferentin des Stadtrats, die Gemeindejugendpflegerin und der Streetworker der Mobilen Jugendhilfe müssten mit den Betroffenen in einen Dialog treten und einen Kompromiss finden. Das haben sie getan und eine Lösung ausgedacht: Der Pavillon sollte so umgebaut werden, dass man abends, so gegen 21.30 bis 22 Uhr, eine Tür zu machen und abschließen könnte. Und danach ist dann Ruhe.

Im Rathaus war man offenbar so begeister von dieser Idee, dass sie sofort umgesetzt wurde. Die Bauzäune sollten gleich mal für eine Testphase den Pavillon absperrbar machen. Tatsächlich hängen einem Zaunelement eine Kette und ein Schloss. Für letzteres gibt es zwei Schlüssel. Einer liegt bei Bauhof. Der andere wurde laut SZ-Informationen an einen der Anwohner, die sich so bitter bei der Stadt beschwert hatten, ausgehändigt. Ob das eine so gute Idee war, darüber lässt sich sicher streiten. Wenn ein Beschwerdeführer zur Aufsichtsperson gemacht wird, mag man das als probate Deeskalation empfinden oder als völlig daneben. Vor allem aber fehlte etwas: ein entsprechender Beschluss des Bauausschusses, das so zu machen.

Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) reagierte erneut schnell. Bloß nicht noch mehr Streit. Die Zaunelemente samt Kette und Schloss bleiben, letzteres dauerhaft zugesperrt. Bis auf Weiteres, denn bis der Pavillon renoviert und umgebaut ist, wird es etwas dauern. Die Männer vom Bauhof haben erst mal anderes zu tun. Und der Bauausschuss hat erst Mitte September seine nächste Sitzung.

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