Wasserwacht:Im Notfall zur Stelle

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(Foto: Renate Schmidt/Renate Schmidt)

Fast wäre kürzlich ein junger Asylbewerber im Kronthaler Weiher ertrunken. Viele der Flüchtlinge können nicht schwimmen. Die Wasserwacht passt zwar an vielen Badeorten auf, aber eine 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Kaum scheint die Sonne und es ist warm genug in diesem verregneten Sommer, zieht es die Menschen an die Seen und Weiher oder ins Freibad. Unter ihnen auch viele Asylbewerber, von denen viele nie schwimmen gelernt haben. Und obwohl im Landkreis Erding gegenüber vergangenem Jahr viel mehr Asylbewerber leben, machen sie der Wasserwacht wenig Probleme - auch, wenn vor kurzem erst ein 22-jähriger Flüchtling mit wenig Schwimmerfahrung fast im Kronthaler Weiher ertrunken wäre. "Heuer passiert auch nicht mehr als sonst, aber es ist immer gefährlich, wenn Nichtschwimmer ins Wasser gehen", sagt Siegfried Ippisch, Leiter der Wasserwacht Erdung. Und da gebe es keinen Unterschied bei den Nationalitäten.

Sechs Ortsverbände hat die Wasserwacht Erding. Neben der Kreisstadt ist die Wasserwacht in Wörth, Neuching, Dorfen, Finsing und Langenpreising vertreten. 16 839 Stunden an den fünf Wachstationen und zwei Freibädern im Landkreis Erding leisteten die ehrenamtlichen Helfer im vergangenen Jahr. Fünf Menschen konnten aus lebensgefährlichen Situationen gerettet werden. Die Wasserwachtler decken an ihren Standorten vor allem an sonnigen Wochenenden, wenn der Ansturm auf die Bademöglichkeiten am größten ist, die Überwachung der Seen ab. "Unsere Hauptaufgabe ist aber nicht die Rettung, auch wenn die sehr wichtig ist, aber mehr sind die Helfer mit Erste Hilfe beschäftigt. Mit Sonnen- oder Insektenstichen, Schnittwunde oder auch mal einen Knochenbruch."

Unter der Woche oder außerhalb der überwachten Zeiten geht jeder Badegast aber in Eigenverantwortung ins Wasser. "Eine 100-prozentige Sicherheit kann es eh nicht geben. Das muss jedem bewusst sein, der nicht schwimmen kann", sagt Ippisch. Das könnten die ehrenamtlichen Kräfte auch gar nicht leisten. Trotzdem würde man sie auch außerhalb der regulären Einsatzzeiten oft an den Wachstationen anfinden - was dem 22-Jährigen das Leben gerettet habe.

Eine 100-prozentige Sicherheit kann es schon bei der Größe des Kronthaler Weihers mit einer Wasserfläche von mehr als 22 Hektar nicht geben. Es ist der größte Badesee im Landkreis Erding und wird an starken Sommertagen von bis zu 8000 Gästen genutzt. Besetzt ist die Wasserwachtstation dort samstags von 13 bis 19 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 19 Uhr. Ein Rund-um-die-Uhr ist personell nicht möglich.

Zur Eigenverantwortung von jedem Menschen gehört nach Ippischs Meinung schwimmen zu lernen und deshalb werden auch von der Wasserwacht oder der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Schwimmkurse angeboten. Und die finden laut Ippisch auch regen Anklang, es gebe sogar Wartelisten. "Aber von Asylbewerbern kommen nicht sehr viele", sagt Ippisch. Dabei würden die Betreuer der Flüchtlinge sie auf die Kurse hinweisen. Zudem gebe es zum Beispiel am Kronthaler Weiher Hinweisschilder in verschiedenen Sprachen, die auf die Gefahr hinweisen, ohne schwimmen zu können, ins Wasser zu gehen.

Auch im Waldbad Taufkirchen hat es bisher keine Schwimmunfälle mit Flüchtlingen gegeben. "Es sieht zwar oft ein bisserl lustig aus, aber sie können sich über Wasser halten", sagt Thomas Pupp. Ähnliches berichtet Robert Maier, Bereichsleiter der Freizeitanlagen der Erdinger Stadtwerke: "Bis jetzt ist bei uns zum Glück nichts passiert. Viele Asylbewerber kommen auch mit ihren Betreuern, die neben unserem Personal ein Auge auf sie haben. Manchmal sieht es ein bisserl ungelenk aus, aber das ist auch bei anderen so." An den Wochenenden wird das Personal im Freibad von Ehrenamtlichen der Wasserwacht unterstützt.

"Man merkt ihnen schon an, dass Wasser nicht ihr Medium ist, aber das ist bei allen Nichtschwimmer so, egal woher sie kommen", sagt auch Andreas Kögel, Bademeister des Dorfner Freibades, über die Asylbewerber, die ins Bad kommen. Auch dort hat es bisher noch keine besonderen Vorkommnisse mit ihnen gegeben, sagt Kögel.

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