Wasserpakt des Staatsministeriums:Mulch und Würmer helfen mit

Bauerntermin in Loh

Josef Schächtl (AELF), die beiden Landwirte Stefan Hörmann und Rupert Hutterer sowie Anton Mitterer (AELF) auf der Demonstrationsfläche.

(Foto: Thomas Daller/oh)

Wenig Bodenerosion, Uferrandstreifen, gute Versickerung bei heftigen Niederschlägen: Zwei bäuerliche Betriebe im Landkreis sollen Kollegen für einen Wandel in der Landwirtschaft gewinnen

Von Thomas Daller, Landkreis

Bei Natur- und Umweltschützern hat die konventionelle Landwirtschaft nicht den allerbesten Ruf. Maisäcker, die bis ans Bachufer reichen und die Gewässer verschlammen, schwere Traktoren verdichten die Böden, die dadurch noch weniger Regen aufnehmen, zu viel Nitrat im Grundwasser und ein Verlust der Artenvielfalt durch Monokulturen sind häufig genannte Probleme. Es geht aber auch anders, das zeigen zwei Demonstrationsbetriebe im Landkreis Erding, die Landwirten zeigen sollen, wie man nachhaltig und ressourcenschonend mit Gewässern und Grundwasser, Boden und Klima umgeht. Es handelt sich um die Höfe von Stefan Hörmann in Loh bei Erding und von Rupert Hutterer in Mehnbach bei Lengdorf. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Erding (AELF) will dort künftig Schulungen veranstalten, um mehr Bauern für einen Wandel in der Landwirtschaft zu gewinnen.

Die sieben Hektar großen Demonstrationsflächen von Stefan Hörmann sind kaum zu übersehen. Sie liegen an der B 388 zwischen Erding und Grünbach, kurz hinter Schollbach auf Höhe der sogenannten Flüchtlingsbrücke. Sie fallen auf, weil sie so bunt sind. Dort wachsen Klee, Senf, Sonnenblumen, Phazelia oder Ackerbohnen. Diese Zwischenfrüchte werden auf Getreideanbauflächen nach der Ernte ausgesät. Mit ihren Wurzeln geben sie dem Boden Halt, Stengel und Blätter dienen nach ihrem Abfrieren im Winter den Würmern als Nahrung. Das verbessert nicht nur den Boden, es stabilisiert ihn auch gegen Erosion und nicht zuletzt verwandeln die Regen- und Tauwürmer mit ihren bis zu 1,5 Meter tiefen Drainagen den Acker in einen riesigen Schwamm. Hörmann hat es ausprobiert: 200 Liter Wasser pro Quadratmeter versickern auf dem Boden innerhalb von nur acht Sekunden. Das ist etwa ein Drittel der jährlichen Niederschlagsmenge in der Region. Damit leistet er nicht nur einen Beitrag zum Hochwasserschutz, es liegt auch in seinem eigenen Interesse. Denn nach heftigen Niederschlägen folgt oftmals eine längere Trockenperiode, was zu Ernteausfällen führt.

Nicht nur beim Getreide, auch beim Maisanbau ist das Prinzip anwendbar, zumindest beim Körnermais. "Ich ernte nur die Körner, der Rest bleibt auf dem Feld", sagte Hörmann. Die gehäckselten Pflanzen dienen als Mulch und Futter für Würmer und Bodenorganismen.

Vorbildlich ist zudem Hörmanns Einstellung zum Schollbächlein, das auf 800 Metern durch seine Äcker und Wiesen verläuft. Links und rechts davon hat er Uferrandstreifen belassen; Grünland, das nicht gedüngt und nicht gespritzt wird. Falls ein heftiger Niederschlag Humus vom Acker abschwemmt, verschlammt er nicht den Bach, sondern landet in dem Wiesenstreifen. Für dieses Uferrandstreifenprogramm gibt es in Bayern Fördermittel vom Freistaat. In allen anderen Bundesländern greift man schon länger durch: Dort ist der Uferrandstreifen Pflicht. "Ich sage bei unseren Verbandsversammlungen immer: Macht freiwillig und mit Förderung mit, sonst wird auch bei uns eine Vorschrift daraus, die nicht gefördert wird", sagte Anton Mitterer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten bei der Vorstellung des Projekts.

Einen interessanten Ansatz verfolgt auch Rupert Hutterer auf seinem Erlhof Agrar in Mehnbach. Maiswiese nennt sich sein umweltschonendes Anbauverfahren, auch Streifenfrässaat genannt. Es wurde in den niederschlagsreichen Gebieten des Züricher Oberlandes entwickelt. Der Boden wird nicht umgeackert, sondern die Maiskörner werden nur mit einer Schlitzfräse ausgesät, das vermindert die Bodenerosion. Zudem befinden sich zwischen den Maisreihen Wiesenstreifen, die in Abstand und Breite auf die Traktorenreifen zugeschnitten sind. Damit wird eine flächendeckende Bodenverdichtung vermieden. Technik spielt dabei eine wichtige Rolle: Das landwirtschaftliche GPS-System ermöglicht es, dass der Traktor jedes Jahr auf exakt der gleichen Spur fährt. Das Spurführungssystem hat lediglich eine Abweichung von ein bis zwei Zentimetern.

Die beiden Höfe sind als Demonstrationsbetriebe im Landkreis Erding eingerichtet worden und Bestandteil eines bayernweiten Netzwerks von rund 100 Demonstrationsbetrieben. Dieses Netzwerk ist im Rahmen eines Wasserpakts vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten aufgebaut worden. Es soll als Plattform für den gegenseitigen fachlichen Erfahrungsaustausch dienen und sich durch besonders gewässerschonende Bewirtschaftungsweisen auszeichnen. Auf dem Betrieb Hörmann in Loh findet am Freitag, 10. November, 13 Uhr, eine Führung mit Betriebsvorstellung statt. Nähere Informationen zu Betriebsbesuchen gibt Anton Mitterer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Erding, Telefon 08122/480110 oder per E-Mail an anton.mitterer@aelf-ed.bayern.de.

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