Warteraum Asyl in Erding:Einfach mal Danke

Warteraum Asyl in Erding: Viel Rummel um den Kanzleramtsminister Erding, aber wenig Rummel um den Warteraum Asyl selbst: Peter Altmaier wird von der Presse zu bundespolitischen Themen befragt.

Viel Rummel um den Kanzleramtsminister Erding, aber wenig Rummel um den Warteraum Asyl selbst: Peter Altmaier wird von der Presse zu bundespolitischen Themen befragt.

(Foto: Renate Schmidt)

"Respekt vor der enormen Leistung": Peter Altmaier, Kanzleramtsminister und Flüchtlingsbeauftragter, besucht den Warteraum Asyl - und ist begeistert

Von Mathias Weber, Erding

"Aufmerksamkeit", das ist es, was sich Volker Grönhagen, der Leiter des Warteraums Asyl am Sonntag erwartet hatte. Aufmerksamkeit und öffentliche Wahrnehmung, die der Kanzleramtsminister und Flüchtlingskoordinator der Bundesregierung, Peter Altmaier (CDU), durch seinen Besuch am Erdinger Fliegerhorst auf die Arbeit von Rotem Kreuz und Bundeswehr lenken würde. Das hat wohl nur zum Teil geklappt: Zwar sind Dutzende Medienvertreter angereist, aber was sie von Altmaier wissen wollten, hatte mit dem Warteraum nichts zu tun. Denn in einem Interview hatte der Minister am Sonntag gesagt, dass straffällig gewordene Flüchtlinge künftig auch in Drittstaaten abgeschoben werden sollen. Auf die Frage, wie das aber genau geschehen solle, kam keine konkrete Antwort von Altmaier.

Statements für die Tagesschau zu geben, dazu war Altmaier aber auch nicht in den Warteraum gekommen. Er wurde eingeladen vom Erdinger Bundestagsabgeordneten Andreas Lenz (CSU), damit sich der Flüchtlingskoordinator selbst ein Bild vom Camp machen könne. Das hat er: Gut zwei Stunden nahm sich Altmaier am Sonntagnachmittag Zeit. Es ging einmal quer durch das Camp: Zuerst hat er sich von Leiter Grönhagen erklären lassen, wie die Abläufe genau funktionieren. Dann hat sich der Minister die Anmeldungscontainer angeschaut, danach ging es in das große Registrierungs- und Versorgungszelt. Den Abschluss fand der Rundgang in einem der Shelter, die ehemaligen Flugzeughangars, die jetzt aber zu Massenunterkünften umgebaut wurden.

Das Camp am Fliegerhorst hat Altmaier auch mit geplant - in Berlin am Schreibtisch

Ein Wort kam Altmaier bei seinem Rundgang immer wieder über die Lippen: "Danke" sagte er zum Beispiel zu den jungen Helferinnen vom Roten Kreuz und den Soldaten, die die Registrierungen durchführen und Kleidung und Toilettenartikel verteilen: "Danke für Ihren Einsatz." Altmaier selbst habe "Respekt" vor "der enormen Leistung", die hier in Erding mit dem Bau des Camps in nur wenigen Wochen durchgeführt wurde: "Es ist beeindruckend, was hier geleistet wird." Das Camp hat er übrigens, wie Altmaier sagte, auch mit geplant - vom Schreibtisch aus im Kanzleramt. Recht viel mehr als sich informieren und seinen Dank übermitteln, dass wollte Altmaier am regennassen Sonntagnachmittag aber nicht. Andreas Lenz hatte den Minister allerdings auch deshalb nach Erding eingeladen, weil er ihn auf eine "schnelle Begrenzung der Flüchtlingszahlen" hinweisen wollte. Schon vor dem Besuch sprach Lenz von "dramatisch hohen Zahlen" und einer "Belastungsgrenze", an der man ankomme. Während um den Tross aus Politikern, Medien und Helfern der alltägliche Betrieb im Wartezentrum recht undramatisch vonstatten ging, rettete sich der Minister in Allgemeinplätze: Die Flüchtlingszahlen seien ja schon gesunken, man müsse von der illegalen Migration zur legalen Migration kommen, eine europäische Lösung werde gesucht.

Kurzer Schreck

Der gewohnte und eingespielte Arbeitsablauf im Warteraum Asyl am Fliegerhorst wurde am vergangenen Freitag für einige Stunden unterbrochen. Am Nachmittag wurde bei Erdarbeiten auf dem Gelände eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Die Bombe wurde zunächst per Hand freigelegt, ein Experte des Kampfmittelräumdienstes identifizierte das Objekt schließlich als amerikanische, zehn Kilo schwere Splitterbombe. Bevor die Bombe entschärft werden konnte, wurde ein Sicherheitsradius von 300 Metern eingerichtet. Die nächstgelegenen Unterkunftshallen wurden evakuiert und 250 Asylsuchende verübergehend verlegt. Wie es vom Polizeipräsidium Oberbayern Nord heißt, hat ein Experte der Kampfmittelbeseitigung um 16.20 Uhr mit der Entschärfung begonnen - und um 16.40 Uhr war er schon wieder fertig damit. webe

Aber auch auf das Kleinklein der Flüchtlingskrise wurde Altmaier angesprochen. Erdings Oberbürgermeister Max Gotz und Landrat Martin Bayerstorfer (beide CSU) hatten über die Veränderungen im Baurecht gesprochen, mit manchen Lockerungen im Zuge der Flüchtlingskrise sind sie nicht einverstanden - etwa, wenn das kommunale Planungsrecht übergangen wird. Von Altmaier dazu aber (zumindest öffentlich) wieder nichts Konkretes: Er wisse, dass es Akzeptanzprobleme gebe, aber man müsse mit den Problemen auf kommunaler Ebene "so umgehen, dass man einen Konsens erreicht." Und: "Man muss gegenseitig Rücksicht nehmen." Sprachs, setzte sich in sein Auto und fuhr zum nächsten Termin nach Straubing. Auch dorthin dürfte Altmaier das Thema Asyl folgen: In Feldkirchen bei Straubing steht der zweite bayerische Warteraum. Im anderen, dem Erdinger Warteraum, geht es nach dem Besuch des Ministers weiter wie gehabt. Alle paar Minuten führen die Soldaten eine neue Familie in einen Registrierungscontainer. Die Männer tragen die Rücksäcke durch den Regen, die Frauen die kleinen Kinder, manche husten. "Wunderbares Erkältungswetter", sagte Oberbürgermeister Gotz.

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