Wartenberg:Der Kardinal lädt herzlich ein

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Der nächste Weltjugendtag findet in Polen statt. Stanislaw Dziwisz, der Erzbischof von Krakau und Gastgeber des globalen Treffens, fordert in Wartenberg die Gläubigen dazu auf, Gottes Wort "auf die Straße zu tragen"

Von Wolfgang Schmidt, Wartenberg

Für Wartenbergs polnischen Pfarrer Gregor Bartkowski war es ein ganz besonderer Tag. Es gab ja auch einen hohen Besuch am Samstag in seiner Kirche Mariä Geburt zu begrüßen. Nicht jeden Tag kann er eine festliche Messe feiern mit einem Kardinal, der ein langer Wegbegleiter war von Papst Johannes Paul II., der das katholische Kirchenoberhaupt in seinen Armen aufgefangen hatte, als am 13. Mai 1981 der junge Türke Ali Agca den polnischen Papst lebensgefährlich verletzt hatte. Der hohe Gast war Kardinal Stanislaw Dziwisz, Erzbischof von Krakau, wo im nächsten Jahr der Weltjugendtag stattfindet. "Wir fühlen uns jetzt ganz persönlich eingeladen", sagte Pfarrer Bartkowski.

Einen hohen Gast konnte der Wartenberger Pfarrer Gregor Bartkowski (links) mit Kardinal Stanislaw Dziwisz (Mitte) in der Wartenberger Kirche begrüßen. (Foto: Renate Schmidt)

Die Anreise des hohen katholischen Würdenträgers verlief eher unspektakulär. Kurz nach 10.30 Uhr fuhr der Chauffeur mit der Limousine am Wartenberger Pfarrheim vor, wo er von einer Abordnung von Gemeinderäten und Pfarrgemeinderäten aus Wartenberg, Langenpreising, Berglern und Zustorf erwartet wurde. Schließlich hatte der Vorsitzende des Wartenberger Pfarrgemeinderats, Jörg Basten, ja zur Ratsherrenmesse eingeladen. Ein bisschen komisch war es schon, dass alle drei Bürgermeister der Verwaltungsgemeinschaft Wartenberg verhindert waren. Aber auch ihre Stellvertreter machten ihre Sache gut. Kardinal Stanislaw Dziwisz schüttelte viele Hände, legte die liturgischen Gewänder an, hielt einen Gottesdienst in deutscher Sprache, obwohl ursprünglich an eine lateinische Messe gedacht war, wie Basten sagte.

Ganz persönliche Werbung für den Weltjugendtag: Der Erzbischof von Krakau suchte das Gespräch mit den Ministranten. (Foto: Renate Schmidt)

"Ich will euch nicht mit meiner deutschen Sprache quälen", sagte Dziwisz in seiner Predigt nach einigen einleitenden Worten in Deutsch. Die Botschaft, derentwegen er gekommen war, brachte Pfarrer Adam Czempik unter das Kirchenvolk. Wer zu Christus Ja sage, sage Ja zu höheren Idealen, für die es sich lohne zu beten. Das Evangelium, so die Botschaft des Erzbischofs von Krakau, sei immer aktuell. Und gerade die Jugend könne in anderen Enthusiasmus entfachen, wenn sie bereit sei, Gottes Wort "auf die Straße zu tragen". Schließlich zog der Botschafter des Weltjugendtags in Krakau noch seinen wohl größten Trumpf: "Papst Franziskus wird unter uns sein", wurde den Gläubigen in der gut gefüllten Wartenberger Kirche mit auf den Weg gegeben.

Das Motto des Jugendtreffens der katholischen Welt lautet dieses Mal "Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden". Und auch finanziell wurde noch im Gotteshaus ein kleiner Grundstock für Reisewillige gelegt. Die Kollekte, sagte Pfarrer Bartkowski, diene dazu, auch denen eine Teilnahme an dem Großereignis Weltjugendtag zu ermöglichen, die es sich finanziell sonst nicht leisten können.

Auch aus anderen Gründen könnte eine Teilnahme scheitern. Christina, 19, ist eher vorsichtig, was die Reise nach Krakau betrifft. Sie steht vor ihrem Abschluss als Notariatsangestellte und weiß nicht, ob ihr Job sich mit einer Teilnahme am Weltjugendtag vereinbaren lässt. Ihre 17-jährige Schwester Angela ist da einen Tick optimistischer, vor allem dann, wenn "die anderen auch mitziehen". Vielleicht hat ja die Veranstaltung nach dem Kirchgang bei der Entscheidungsfindung weitergeholfen. Beim Stehempfang im Pfarrgarten kam es nicht nur zu Gesprächen zwischen dem gastgebenden Kardinal und den fleißigen Ministranten. Es gab auch Anschauungsmaterial über die Weltjugendtage früherer Jahre und Farbprospekte über die vielen Attraktionen, die die Stadt Krakau zu bieten hat. Ganz sicher hat auch der langjährige Oberbürgermeister von Oświęci, Janusz Marszalek, noch wertvolle Überzeugungsarbeit geleistet.

© SZ vom 07.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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