Waldbesitzer rechnen mit großen Schäden:Borkenkäfer in den Startlöchern

Waldbesitzer rechnen mit großen Schäden: Von Borkenkäferlarven befallene Fichtenrinde: Waldbesitzer rechnen wieder mit großen Schäden durch die Käfer.

Von Borkenkäferlarven befallene Fichtenrinde: Waldbesitzer rechnen wieder mit großen Schäden durch die Käfer.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Durch die geringen Niederschläge verfügen die Fichten über zu wenig Wasser, um Harz zur Abwehr zu produzieren. Die Fallen, die zur Populationsmessung dienen, sind sehr voll

Von Florian Kistler, Landkreis

Die Lage in den Wäldern ist angespannt: "Wir stehen kurz vor einer massenhaften Explosion der Borkenkäferzahlen", erklärt Rainer Mehringer, Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Erding. "Die Fallen, die zur Messung der Population dienen, sind im Vergleich zu den vorherigen Jahren wie 2015 sehr viel voller."

Dass die Fichten bei Sturm und Trockenheit mit dem Borkenkäfer zu kämpfen haben, ist laut Mehringer ein "ganz natürlicher Vorgang und nichts Neues". Derzeit hätte sich die Situation aufgrund der extrem warmen Temperaturen im April und der geringen Niederschläge jedoch verschärft. "Der Borkenkäfer greift in diesem Jahr früher und auch intensiver an", sagt Stefan Warsönke, Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Erding.

Laut Mehringer liegt es vor allem an den Wurzeln, dass die Fichte größere Probleme mit der Trockenheit hat. "Diese Bäume sind sogenannte Flachwurzler und saugen das Wasser nur aus den oberen 30 Zentimetern des Bodens", sagt Mehringer. Da es im Frühjahr nur etwa 13 bis 14 Liter geregnet hat und ein Vielfaches für diesen Zeitraum normal wäre, hätten die Bäume Probleme gehabt, an Wasser zu kommen und sich gegen den Schädlingsbefall zu wehren. "Normalerweise versucht der Baum, dem Schaden mit Harz entgegenzuwirken. Dies kann aber nur bei genügend Wasser in ausreichender Menge produziert werden", sagt Mehringer. Auch würden die milden Wintermonate ein Problem darstellen. Gibt es keine länger anhaltenden Kälteperioden, würden Fichten weiterarbeiten und kontinuierlich Wasser aus dem Boden saugen. Dieser sei dann im Frühling meist sehr trocken und die Bäume hätten kaum Wasser zur Verfügung.

Dass die Lage derzeit angespannt ist, zeigt auch ein Blick auf die Internetseite der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft. Dort gibt es eine Karte mit der aktuellen Gefährdungslage. Der Landkreis Erding ist in dieser gelb markiert, was heißt, dass vor Befall gewarnt wird. Warsönke schaut mit Sorge auf dieses Jahr und geht davon aus, dass sich die Situation demnächst zuspitzen dürfte: "Wir sind knapp vor dem roten Bereich. Obwohl der Regen in den vergangenen Tagen gutgetan hat, macht sich die neu geschlüpfte Generation bereits fertig." Sollte es auch in den Sommermonaten über einen längeren Zeitraum heiß bleiben, könnte es laut Warsönke sogar sein, dass drei Generationen von Borkenkäfern in diesem Jahr schlüpfen und in den Wäldern ihr Unwesen treiben.

Um dem Borkenkäfer das Leben schwer zu machen, sei eine saubere Waldwirtschaft notwendig. "Die Waldbesitzer müssen regelmäßig die Bäume kontrollieren und bei Befall abholzen", sagt Warsönke. Dabei sei es wichtig, dass anschließend das Holz aus dem Wald gebracht und nicht liegen gelassen wird. Darüber hinaus empfiehlt Mehringer ein Umdenken bei der Bepflanzung von Wäldern: "Wir müssen weg von den Reinkulturen, bei denen die Wälder nur aus Fichtenbäumen bestehen. Viel sinnvoller wären Mischbestände, bei den beispielsweise auch Laubbäume vorzufinden sind." Dadurch hätten es Schädlinge wie der Borkenkäfer sehr viel schwerer sich auszubreiten und größeren Schaden anzurichten.

Fälle mit anderen Schädlingsarten gibt es laut Mehringer kaum: "Da in unseren Wäldern sehr viele Fichten stehen, gibt es eigentlich kaum Probleme mit dem Eichenprozessionsspinner oder dem Zweipunktigen Eichenprachtkäfer." Auch Fälle vom asiatischen Laubholzbockkäfer, der in immer wiederkehrenden Abständen für Aufregung sorgt und von China über Holzpaletten nach Europa und auch Bayern kam, gäbe es in der Region derzeit nicht.

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