Wachsendes Interesse an Politik:"Wir sind im Aufwind"

Wachsendes Interesse an Politik: Der Antrag der Grün-Alternativen List, auf dem Gelände der stillgelegten Dachziegelfabrik Meindl "sozial verträglichen Wohnungsbau zu realisieren", wurde vom Dorfener Stadtrat vor einem Jahr einstimmig angenommen.

Der Antrag der Grün-Alternativen List, auf dem Gelände der stillgelegten Dachziegelfabrik Meindl "sozial verträglichen Wohnungsbau zu realisieren", wurde vom Dorfener Stadtrat vor einem Jahr einstimmig angenommen.

(Foto: Renate Schmidt)

Die Hauptversammlung der Dorfener Grünen ist so gut besucht wie seit langem nicht mehr. Der Dreier-Vorstand Hanna Ermann, Ursula Frank-Mayer und Michael Rott wird einstimmig im Amt bestätigt

Von Florian Tempel, Dorfen

"Es freut mich narrisch, dass so viele da sind." Michael Rott, einer der drei gleichberechtigten Ortsvorsitzenden der Dorfener Grünen, konnte es kaum fassen. Das Nebenzimmer in der Taverna Sirtaki war so voll, dass der Wirt die Tische schnell und geschickt umstellen musste, damit man die Hauptversammlung überhaupt ordentlich abhalten konnte. Der mit mehr als 20 Leuten gut gefüllte Raum beweise schon mal ganz klar eines, sagte Rott: "Wir sind im Aufwind."

Das Gleiche behaupten zwar momentan nicht wenige Parteien. Die Dorfener Grünen können es aber für sich sogar beweisen. Bei der Bundestagswahl schnitten die Grünen in Dorfen mit 12,1 Prozent überdurchschnittlich gut ab. Auf lokaler Ende sind die Grünen mit ihren oft sehr gut besuchten Veranstaltungen die aktivste politische Partei. Und in Person von Ursula Frank-Mayer ist eine Dorfener Grüne als Landkreis-Direktkandidatin für die Landtagswahl im Oktober nominiert worden, die mit Platz 16 zudem eine sehr respektable Platzierung auf der Oberbayern-Liste errungen hat. Da Michael Rott, Hanna Ermann und Ursula Frank-Mayer unter diesen positiven Umständen keine Amtsmüdigkeit verspüren, wurden der Dreier-Vorstand der Dorfener Grünen einstimmig wiedergewählt.

Zur "politischen Großwetterlage" sagte Ermann, dass sie der geplatzten Jamaika-Sondierungen viel Positives abgewinnen könne. Während der Sondierungsverhandlungen hätten die Grünen ihre politischen Positionen sehr gut darstellen können - "besser als im Wahlkampf". Letztlich sei sie persönlich aber sogar froh, dass der FDP-Vorsitzender Christian Lindner die Bildung einer schwarz-gelb-grünen Bundesregierung verhindert habe. Der SPD warf Ermann vor, dass sie in den Groko-Sondierungen die ökologischen Aspekte vollkommen außer Acht gelassen habe. Während die Grünen zuvor eine Reduzierung der dreckigsten Kohlekraftwerke um fünf Gigawatt erreicht hätte, "steht nun von Kohleausstieg Nullkommanix drin" im Sondierungspapier von Union und SPD. Selbst das Wort "Klimaschutz" werde nicht an einer einzigen Stelle erwähnt, sagte Ermann. Andreas Hartl regte an, dass die Dorfener Grünen sich intensiv mit dem neuen Grundsatzprogramm der Partei befassen sollten und im Sinne "innerparteilicher Demokratie" Wünsche, Anregungen oder Kritik über den Kreisverband nach oben tragen sollten.

Zur bayerischen Landtagswahl im Oktober meldete sich Norbert Schertler zu Wort. Er sagte, er hoffe auf die Möglichkeit, dass die Grünen mit der CSU eine Regierungskoalition in Bayern bilden können. Landtagskandidatin Frank-Mayer fand die Aussicht auf Schwarz-Grün im Freistaat hingegen "nicht begeisternd".

In ihrem Bericht aus dem Stadtrat wurde schnell klar, welches lokale Thema die Dorfener Grünen am meisten beschäftigt: die Umwandlung des Geländes der ehemaligen Dachziegelfabrik Meindl in ein Wohngebiet, einen neuen Stadtteil von Dorfen. Frank-Mayer sagte, dass der einstimmig vom ganzen Stadtrat befürwortete Antrag der Grün-Alternativen Liste, auf dem Meindl-Areal sozial und bezahlbar zu bauen, ein erster großer Erfolg war. Die Grünen setzten sich dafür ein, dass auf dem Gebiet "neue Wohnformen" realisiert werden. Andreas Hartl, der frühere Chef der Dorfener Stadtverwaltung, beklagte jedoch, dass die Stadt sich vom Grundeigentümer, der belgischen Etex-Holding, die Planungsinitiative aus der Hand nehmen lasse. Die Stadt müsse für eine gute Planung unbedingt einen städtebaulichen Wettbewerb veranstaltet. Für das Rathaus sei doch auch ein Wettbewerb ausgelobt worden, wobei dieser "nicht annähernd so wichtig war", sagte Hartl. Auch angesichts der schwierigen Frage, wie man das Gebiet überhaupt vernünftig erschließen könne, müsse ein "Stadtplaner planen und nicht ein Investor".

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