Vorbereitungen für Abzug laufen:Es darf geschreddert werden

Vorbereitungen für Abzug laufen: Die Zeit der großen Feiern zu einer Kommandoübergabe wie hier mit dem Gebirgsmusikkorps aus Garmisch-Partenkirchen sind vorbei. Nun wird nur noch reduziert, als nächstes geht der Stab.

Die Zeit der großen Feiern zu einer Kommandoübergabe wie hier mit dem Gebirgsmusikkorps aus Garmisch-Partenkirchen sind vorbei. Nun wird nur noch reduziert, als nächstes geht der Stab.

(Foto: Renate Schmidt)

Der Stab des Waffensystemunterstützungszentrums 1 am Fliegerhorst verlässt zum Jahreswechsel Erding. Der Umzug bringt Veränderungen mit sich - für alle Beteiligten

Von Antonia Steiger, Erding

Der Jahreswechsel am Fliegerhorst Erding wird ganz ruhig vonstatten gehen, obwohl dieses Datum einen gewaltigen Umbruch markiert: Der Stab verlässt den Standort Erding - wenn auch nicht auf den Tag genau. Der Kommandeur des Waffensystemunterstützungszentrums 1, Oberst Stefan Schmidt-Schickhardt, residiert fortan in Manching, und dort wird auch der Neujahrsempfang stattfinden. Die letzten Tage des Jahres sind alles andere als von Unruhe gekennzeichnet, im Gegenteil: Wer nicht unbedingt da sein muss, darf nach Hause. "Wir Soldaten sind ja einiges gewöhnt. Aber wenn man uns die Weihnachtszeit mit der Familie nimmt, dann werden wir unangenehm", sagt Oberstabsfeldwebel Peter Jentscher.

Der Umzug wirft seine Schatten voraus. Es wird aussortiert, weggeschmissen und zur Seite gestellt. Was weg kann, das entscheide jeder für seinen Verantwortungsbereich, sagt Jentscher. Und es muss tatsächlich einiges weg, denn der Stab des Waffensystemunterstützungszentrums 1 muss sich verkleinern: um zwei Drittel der Fläche. Zuletzt waren die räumlichen Verhältnisse recht großzügig, denn das Personal wird seit Jahren schrittweise abgebaut. In Manching wird nun alles anders, nicht nur bei den eingeschränkten Platzverhältnissen. Auch der Zugang zum Gelände unterliegt anderen Anforderungen, wie Carsten Diers sagt, der als Projektoffizier für den Umzug zuständig ist. "Wir sind dort Untermieter und müssen uns anpassen." Vermieter ist die Firma Airbus, und die trifft als Rüstungsunternehmen Sicherheitsvorkehrungen, die dann auch für die Soldaten gelten. Bei der Bundeswehr dürfe jeder Soldat in jede Liegenschaft. "Dort nicht mehr", sagt Diers. "Dort muss er angemeldet sein."

Für einige Stabsangehörige wird es ein eher sanfter Übergang von Erding nach Manching, für andere nicht. 600 Umzugskisten sind geordert, sie kommen am 6. Januar, und bei einigen muss es dann ganz fix gehen: Sie ziehen wenige Tage später nach Manching um. Bis der letzte Mitarbeiter des Stabes Erding verlassen haben wird, dauert es vermutlich bis Ende März. Für den 15. März ist der "Last Call" geplant, dann ruft Oberst Stefan Schmidt-Schickhardt noch einmal alle in Erding zusammen. Insgesamt nimmt der Stab 80 Dienstposten mit nach Manching, nur zehn Prozent davon seien zivile Mitarbeiter. Einige können in Erding bleiben - längstens bis 2021, wenn der Fliegerhost komplett aufgelöst wird. Oberste Maßgabe bei Personalfragen sei der "soziale Aspekt", sagt Diers. Der Umzug müsse jedoch "bruchfrei" vonstatten gehen. "Der Betrieb muss sichergestellt sein und der Kontakt zu den Kommandobehörden und den unterstellten Einheiten."

Wenn der Stab das Stabsgebäude, das repräsentativste Haus im Eingangsbereich des Fliegerhorstes, verlassen hat, stehen die Nachmieter schon parat: Das Instandhaltungszentrum 11 zieht ein, weil seine Mitarbeiter in einem noch älteren Gebäude untergebracht seien. Auch die Aufgabe des Standortältesten geht an diese Einheit über, sie wird bis zum Schluss in Erding bleiben. "Die sperren die Tür zu", sagt Jentscher.

Der Abschied aus Erding gelingt den Soldaten nicht ohne Wehmut, wie Jentscher sagt. Er ist seit 2015 in Erding, er ist hierher gezogen, und er will hier auch nach seiner Pensionierung leben. Der Kontakt zu der Bevölkerung sei in Erding "etwas ganz Besonderes". Woanders gebe es höchstens ein "freundliches Desinteresse", sagt Diers. Ob die Ausbildungswerkstatt oder die Aktion Erbse, die Verbindung der Bevölkerung zu den Soldaten in Erding sei außergewöhnlich, sagt Jentscher. Vorerst aber ist es seine Aufgabe, den Umzug vorzubereiten. Ein Schredder steht seit Tagen auf dem Gelände, beim Ausmisten gehe es in erster Linie um Papier, sagt Jentscher. Er reduziere, seit er in Erding ist. Aber nicht alles kann mit oder in den Abfall. Es gibt in Erding auch "museale Stücke", zum Beispiel den Starfighter im Eingangsbereich, den der Erdinger OB Max Gotz (CSU) gerne in Erding behalten will, wie er einmal sagte. Die Bundeswehrangehörigen Diers und Jentscher sind skeptisch. "Das hat es noch nie gegeben", sagen sie. Geplant war ihnen zufolge einmal ein militärisches Museum auf dem Fliegerhorstgelände, eine Idee, die mit der Einrichtung der Flüchtlingsunterkünfte auf dem Gelände wieder zu den Akten gelegt worden sei. Der Starfighter und andere Stücke können aber auch an anderer Stelle untergebracht werden, zum Beispiel im Museum der Luftwaffe in Berlin. Dort können die Erdinger ihn sich dann wieder ansehen.

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