Vielfältige Werke:Kreative Schularbeiten

Bei der Aktion Stadtteilkunst haben die Realschulen, Gymnasien und beruflichen Schulen in Erding künstlerische Projekte im und für den öffentlichen Raum geschaffen

Von Antonia Steiger, Erding

Schmuck aus Beton hat eine lange Haltbarkeit, Skulpturen aus Gips eine kürzere. Manches könnte für immer bleiben, anderes findet nur in diesem einen Augenblick statt. Erdings OB Max Gotz (CSU), Stadtbaumeister Sebastian Henrich und ihre Begleiter haben bei einer Radtour am Freitag von Schule zu Schule viele Formen künstlerischer Schaffenskraft kennen gelernt. Es waren die Ergebnisse der Stadtteilkunst 2018, bei der dieses Mal die weiterführenden Schulen zur Teilnahme aufgefordert waren.

Grellbunt hängen seit Freitag Plastiknetze in den Bäumen im Stadtpark. Es gibt Nester zu entdecken, farbige Baumstümpfe und Skulpturen aus Schwimmnudeln, alles in knalligen Farben. Das sind die Werke der Mädchenrealschule Heilig Blut, die dem Betrachter ein neues Naturerlebnis bescheren wollen. Weil dort nun riesengroße Netze aus Plastikbändern hängen, werde der eine oder andere auch mal wieder den Blick nach oben wenden und die beeindruckenden Bäume betrachten, sagte Kunstlehrerin Monika Dreier. Dass sie für ihre Land Art Kunststoff verwendet haben, dafür hätten sie sich reichlich Kritik eingehandelt. Es hat sie aber nicht von ihrem Plan abgebracht. Die Objekte sind noch bis zum Ferienanfang zu sehen.

Völlig verschwunden aus dem öffentlichen Raum war dagegen bereits am Freitagabend wieder der Beitrag des Anne-Frank-Gymnasiums: Gotz, die Stadträte und die weiteren Besucher waren eingeladen zur Teatime im Park. Im grünen Klassenzimmer gab es Tee in selbst gefertigtem Teegeschirr und dazu eine Performance der Theatergruppe, die vor den zu diesem Zeitpunkt schon leicht erschöpften Gästen die Geschichte des Tees schauspielerisch umsetzten. Es war die letzte Station einer sehenswerten Reise.

Die Stadtteilkunst ist eine Idee der früheren zweiten Bürgermeisterin und Kulturreferentin Ingrid Sollanek: Der Stadtrat entscheidet alle zwei Jahre - manchmal dauert es auch etwas länger -, für welches Projekt das Geld verwendet werden soll. Auch der Edelstahl-Bogen "Jetzt" von Robert Kessler an der Haager Straße auf Höhe der Einmündung der Bachinger Straße ist ein Projekt der Stadtteilkunst.

Erdinger Schulen waren schon einmal eingebunden in die Aktion: Vor sechs Jahren bekamen alle Erdinger Grundschulen ein Budget und den Auftrag, zusammen mit Künstlern ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Der farbige Holzzaun der Grundschule am Grünen Markt ist zum Beispiel ein Ergebnis der damaligen Aktion.

Die weiterführenden Schulen sollten ohne Künstler auskommen, und auch dieses Vorgehen hatte Erfolg: An der Herzog-Tassilo-Realschule fertigte eine Gruppe Schüler über Monate hinweg Figuren, die für die Werte stehen sollen, die an der Schule gelebt werden, wie Rektor Michael Altmann erklärte. Zwei Gipsfiguren - Freundschaft und Bildung - sind das sehenswerte Ergebnis. Sie stehen nun in dem Atrium der Schule und sollen dank fachkundiger Behandlung auch ein paar Regenschauer überstehen.

Etwas empfindlicher dürfte das Konstrukt des Korbinian-Aigner-Gymnasiums sein: Ein Grassofa mit Rollen, das nun im Stadtpark steht und das in den kommenden Monaten an mehreren Standorten in Erding auftauchen wird, unter anderem am Weiher und am Grünen Markt, aber auch ganz unvermutet ganz woanders. Man möge die Augen aufsperren, baten die Schüler. Wer sich draufsetzt, soll ein Selfie machen und es auf Instagram unter grassofa_erding posten.

Am berührendsten war die Kunstaktion der Berufsschule und der Berufsoberschule. Gemeinsam mit Peter Böhm haben Schüler der Integrationsklassen Bilder ihrer Fluchterfahrungen gezeichnet. Düster, naiv oder abstrakt: Dem Betrachter teilen sich die Erfahrungen der jungen Menschen auf unmittelbare Weise mit, sie machen nachdenklich und das noch mehr, wenn man in den Begleittexten liest, welche Schicksale die Flüchtlinge erlitten haben und worunter sie leiden. Da kommen die Windlichter und Schmuckstücke aus Beton, manche bunt angemalt, sehr viel optimistischer daher. Es gibt eben sehr viel mehr als nur Grenzen und Mauern, was man aus diesem Stoff herstellen kann. Der Betonschmuck ist online unter www.bik-fosbos.jimdo.de zu sehen, die Bilder werden im Herbst im Museum Erding ausgestellt - wie alle anderen Objekte.

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