Verschwundene Prachtbauten:Der Freiherrenstand brachte kein Glück

Mehr als 300 Jahre gehörte Schloss Pirka der Familie Lampfritzheimer aus Wasserburg, die weitere Ländereien dazukaufen konnte. Auf den gesellschaftlichen Aufstieg folgte der wirtschaftliche Abstieg. Heute lebt im Herrenhaus eine bürgerliche Familie

Von Regina Bluhme, Steinkirchen

Auf der Kreisstraße von Fraunberg nach Niederstraubing zweigt hinter Edersberg ein Weg ab. Hier thront auf einem Hügel Schloss Pirka. Von der Anlage, deren Anfänge sich bis ins 14. Jahrhundert verfolgen lassen, steht heute noch das Herrenhaus. Die Besitzer waren Eigentümer großer Ländereien, Richter, adelige Herrschaften. Heute ist das liebevoll gepflegte Gebäude im Besitz von nichtadeligen Schlossherren: Hier wohnt in vierter Generation die Familie Wasserlechner.

Franz Wasserlechner muss manchmal direkt schmunzeln, wenn wieder mal ein Radler an Schloss Pirka vorbei kommt und dann vor lauter Schauen "fast gegen die Mauer fährt". Das Gebäude ist aber auch wirklich ein Hingucker. Eine kleine Auffahrt führt zu dem zweistöckigen herrschaftlichen Haus mit dem mächtigen Walmdach. Einst standen auf dem Dach sogar kleine Zwiebeltürme, an jeder der vier Ecken einer. Zu sehen ist das auf einem Kupferstich von Michael Wening, der aus dem Jahr 1720 stammen dürfte.

Schloss Pirka

Seehäuschen und Gemüsegarten sind längst verschwunden.

(Foto: Repro: Landesamt für Digitalisierung)

Das Bild zeigt die vier Türmchen mit wehenden Fahnen, einen steinernen Stufenaufgang zum Haus und eine seitliche Einfahrt, die durch einen gemauerten Torbogen führt. "Dieser Weg ist heute noch da", sagt Wasserlechner. Das Tor allerdings ist längst verschwunden. Ebenso das winzige Häuschen mit dem Zwiebelturm gleich neben dem Herrenhaus. Wozu dieses gemauerte Häuschen einst diente, kann Wasserlechner nur vermuten: "Vielleicht ein Teehaus oder Sommersitz?"

Aber das ist noch nicht alles, was einst zu der kleinen Schlossanlage gehörte. Der Kupferstich zeigt zum Beispiel, dass sich dort auch zwei lang gezogene landwirtschaftliche Gebäude befanden sowie ein sehr gepflegter und akkurat umzäunter Gemüsegarten. Etwas abseits vom Herrenhaus hat Wening ein zweites wesentlich schlichteres Wohngebäude abgebildet. "Dort dürften wohl die Bediensteten gelebt haben", vermutet der Steinkirchner Altbürgermeister Hans Fertl. Er hat die Geschichte von Pirka recherchiert. Und das hat er herausgefunden: Im Jahr 1341 erwarb die Familie Lampfritzheimer aus Wasserburg den Sitz von einem Wiernhart von der Swaint. Hans und Lamprecht Lampfritzheimer hießen die Käufer. Die Familie war recht wohlhabend. Ihr gehörte auch Niederstraubing.

Verschwundene Prachtbauten: Das Herrenhaus zieht aber heute noch die Blicke der Passanten auf sich. Es wird von seinen Besitzern sorgsam gepflegt.

Das Herrenhaus zieht aber heute noch die Blicke der Passanten auf sich. Es wird von seinen Besitzern sorgsam gepflegt.

(Foto: Renate Schmidt)

Über viele Jahrhunderte nahmen die Söhne der Familie einflussreiche Positionen unter den jeweiligen Herzögen ein. So war ein Friedrich Lampfritzheimer 1473 als Richter in Erding tätig. Dokumente belegen allerdings auch, dass im späteren 16. Jahrhundert ein Hans Lampfritzheimer als Mitglied der Ständeopposition lange Jahre in Haft gehalten wurde. In einem Verzeichnis aus dem Jahr 1597 geht hervor, dass in Pirka ursprünglich Holzgebäude standen. "Pürkha" ist beschrieben als "hülzerner Süz und Sedl, Rueprechten Lampfrizhaimer zuestendig."

Wirtschaftlich ging es stetig bergauf, und 1621 konnte Susanne Lampfritzheimer die Gründe von Strazell hinzukaufen. 1667 wurden die Lampfritzheimer in den Freiherrenstand erhoben. Doch das brachte kein Glück. In den folgenden Jahren verarmte die Familie. Sie musste schließlich Pirka und Strazell verkaufen. Der letzte adelige Besitzer waren die Grafen von Pestalozzi, die Pirka in den Jahren 1853 bis 1855 abstießen. Hier enden die Recherchen von Hans Fertl.

Letztlich hat von der Schlossanlage nur das Herrenhaus überlebt, das um 1700 erbaut worden ist. Wie es nach den Pestalozzis weiterging, das weiß auch Franz Wasserlechner nicht. 1903 jedenfalls hat sein Großvater Josef das Schloss inklusive 8,3 Hektar Land erworben. Auf Pirka wurde Landwirtschaft betrieben, dann hat Wasserlechners Vater übernommen, schließlich Franz Wasserlechner selbst. Die Landwirtschaft hat die Familie inzwischen aufgegeben. Sohn Michael ist jetzt Besitzer von Schloss Pirka. Er wohnt mit Familie im ersten Stock, Franz Wasserlechner mit seiner Frau im Erdgeschoss. Viel habe er in das denkmalgeschützte Haus investiert, berichtet er. "Da hätte ich mir locker ein schönes neues Haus bauen können." Aber ans Verkaufen habe er nie gedacht. Und auch sein Sohn wolle weiter im Schloss wohnen. In vierter Generation, in einem ganz besonderen Haus.

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