Verleihung der Goldenen Stadtmedaille:Engagiert für Erding

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In aufgeräumter Stimmung feierte man im Museum Erding: (von lniks) Jakob Mittermeier, OB Max Gotz, Roswitha Bendl, Eva Kolenda und Fritz Steinberger (Foto: Renate Schmidt)

OB Max Gotz ehrt Kommunalpolitiker, die über Jahrzehnte hinweg ehrenamtlich gearbeitet haben. Vereinsgründungen, Parteiämter und soziale Arbeit: Diese vier tragen noch heute entscheidend für ein gelingendes Miteinander bei

Von Antonia Steiger, Erding

Eine Kommune hat nur wenig Instrumente zur Hand, um Menschen zu ehren, die Großes geleistet haben - zumal, wenn die Ehrung zu Lebzeiten erfolgen soll. Die Stadt Erding hat jedoch die Goldene Stadtmedaille. Dass es nie mehr als zehn Preisträger geben darf, macht die Auszeichnung umso wertvoller. Der Stadtrat hat nun gleich vier Menschen ausgezeichnet - allesamt Politiker im Ehrenamt. Ein starkes Zeichen und eine Ermunterung für alle, die einen ähnlichen Weg erwägen: Roswitha Bendl (ÖDP), Eva Kolenda (SPD), Fritz Steinberger (SPD) und Jakob Mittermaier (CSU) sind seit Donnerstag Träger der Goldenen Stadtmedaille.

"Ortskenntnis und Verwurzelung - das finde ich in Erding"

Nicht die Infrastruktur, nicht die Öffnungszeiten der Kindertagesstätten und nicht der neue Kreisverkehr am Ortsrand machten eine funktionierende Kommune aus, sondern die Menschen, die sich im Ehrenamt engagieren. Das sagte der Direktor des Bayerischen Gemeindetags, Franz Dirnberger, der die Festansprache hielt, und es wurde dabei nicht ganz deutlich, wer sich durch diesen Umstand mehr geehrt fühlte: er oder OB Max Gotz (CSU). Vor den Stadträten und weiteren Gästen im Museum betonte Dirnberger die Bedeutung der Kommunalpolitik als Instanz, die Entscheidungen dort treffe, wo sie sich auch auswirkten. Ortskenntnis, Detailwissen und Verwurzelung - das gebe es nicht Brüssel, Berlin oder in München. "Das finde ich in Erding." Die Entscheidungsträger wüssten genau, "um was es geht".

Fast 40 000 Frauen und Männer sitzen ihm zufolge ehrenamtlich in den Kommunalparlamenten, machten Sachpolitik und ließen sich nur selten von parteipolitischen Interessen lenken. Jetzt gelte es, junge Menschen vom Ehrenamt zu überzeugen, damit Vereine überleben und die Parteien ihre Listen füllen könnten. Gotz würdigte die neuen Medaillenträger mit persönlichen Worten. Er habe zu allen eine besondere Beziehung sagte er - zu Roswitha Bendl beispielsweise die eines ehemaligen Schülers zu seiner ehemaligen Lehrerin. "Damals musste ich zuhören, jetzt ist es umgekehrt", sagte er und freute sich, dass Bendl mittlerweile lachen könne, wenn sie sich an diese Zeiten erinnere - das war wohl auch mal anders.

Selbst die Generäle hatten Respekt

Gotz zählte Bendls vielfältiges ehrenamtliches Engagement auf, nicht nur in der Stadtpolitik, sondern unter anderem auch in der Kirche und in der ÖDP, wo sie es bis in den Bundesvorstand geschafft habe. Ähnlich weite Wegstrecken im Ehrenamt hat Eva Kolenda zurückgelegt. Die SPD-Politikerin war nicht nur Dritte Bürgermeisterin, sondern auch beteiligt an der Gründung mehrere Vereine und Institutionen wie dem Erdinger Mieterverein, dem Förderverein Fendsbacher Hof und dem Kleiderladen durch die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen. Heute noch steht sie an der Spitze der Baugenossenschaft Erding.

Roswitha Bendl,...

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(Foto: Renate Schmidt)

...Eva Kolenda...

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(Foto: Renate Schmidt)

...und Fritz Steinberger haben sich richtig gefreut über diese Auszeichnung. Dass sie die neue Anstecknadel bei jeder sich bietenden Gelegenheit am Revers tragen, darauf werde er genau achten, sagte OB Max Gotz.

1972 wurde Fritz Steinberger erstmals in den Stadtrat gewählt, er war Zweiter und Dritter Bürgermeister und führte die allerallerwichtigsten Institutionen: den Volksfestausschuss, den Kleingartenverein und den Ortsverschönerungsverein. Als Berufssoldat brachte er es zum Hauptpersonalrat im Verteidigungsministerium und verschaffte sich Respekt bis in die höchsten Dienstränge, wie ein General ihm kürzlich bestätigt habe, sagte Gotz. Mittlerweile zittere er nicht mehr, wenn er an ihn denke. Sein soziales Engagement lebte Steinberger bei der Arbeiterwohlfahrt aus. Anders als die anderen drei Geehrten ist Jakob Mittermeier am Anfang seiner politischen Karriere sogar Gemeinderat in Altenerding gewesen - von 1972 bis zur Gemeindegebietsreform 1978.

Mittermeier ist immer noch Fraktionssprecher

Mittermeier saß von 1978 bis 1990 im bayerischen Landtag und habe auch in dieser Zeit weiter im Kommunalparlament gewirkt. Bedeutende Spuren habe er bei der Vorbereitungen der 1200-Jahr-Feier Altenerdings hinterlassen, als Gründungsmitglied der Stadtkapelle und als Vorsitzender des Fremdenverkehrsvereins, der in dieser Zeit eine neue Struktur bekommen habe. Aber vor allem: Mittermeier ist immer noch politisch aktiv, nicht irgendwo, sondern an vorderster Stelle als Sprecher der CSU-Fraktion im Erdinger Stadtrat. Nach 50 Jahren in der Kommunalpolitik mit harten Konsequenzen für das Familienleben stellte Mittermeier anschließend fest: Man hätte vielleicht doch nicht überall dabei sein müssen.

10 Bürger - Dies ist die Höchstzahl an lebenden Persönlichkeiten, die die Goldene Stadtmedaille tragen sollen. Mit den aktuellen vier Ehrungen gibt es nun neun Medaillenträger. Die bisherigen fünf sind: Hans Zehetmair (1986), Josef Mundigl (1989), Gerd Vogt (1990), Werner Brombach (2002) und Karl-Heinz Bauernfeind (2009). Erstmals hat die Stadt Erding nun ehrenamtlich engagierte Kommunalpolitiker ausgewählt. Mit einem einstimmigen Votum.

© SZ vom 15.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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