Im Erdinger Stadtteil Langengeisling ist der Bau eines Polizeieinsatz-Trainingszentrums geplant, in dem Polizeibeamte regelmäßig in praktischen Übungseinheiten auf verschiedene Einsatzszenarien vorbereitet und taktisch geschult werden. Bislang absolviert jeder Polizeibeamte aus den Landkreisen Erding, Freising und Ebersberg viermal im Jahr ein Training in einem zu diesem Zweck am Fliegerhorst Erding angemieteten Gebäude. Das Polizeieinsatz-Training ist, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord in Ingolstadt sagte, somit grundsätzlich nichts Neues. Mit dem Neubau eines eigenen und optimal auf die polizeilichen Trainingseinheiten zugeschnittenen Gebäudes wird aber die Wichtigkeit der realitätsnahen Vorbereitung angesichts einer veränderten Gefahrenlage unterstrichen. Bislang war es öffentlich nicht bekannt, dass die Errichtung eines solchen neuen Trainingszentrums schon seit längerem geplant ist.
Bodo Urban, der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Erding bestätigte, dass in den regelmäßigen Trainingseinheiten schon seit einigen Jahren verstärkt die Reaktion und das Verhalten bei besonderen Situationen und Vorfällen wie Amokläufen oder terroristischen Anschlägen trainiert werde: "Das muss geübt werden, da geht es auch um spezielle Einsatztaktik". Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord sagte, bei den praktischen Übungseinheiten sei es notwendig und fraglos sinnvoll, diese in möglichst realitätsnahen Räumlichkeiten durchzuspielen. Man brauche deshalb Gebäude mit Treppenhäusern, verwinkelten Wohnungen und mit längeren Fluren, von denen viele Türen abgehen. Speziell ausgebildete Polizeieinsatz-Trainer legten für die jeweils einen Tag dauerenden Übungseinheiten ein bestimmtes Szenario fest. Neben dem Praxistraining gebe es immer auch einen Theorieteil. Zudem gebe es auch gewissermaßen harmlose Trainingsmodule in denen zum Beispiel das Erste-Hilfe-Wissen der Polizeibeamten mit praktischen Übungen aufgefrischt werde.
Wo genau das geplante Polizeieinsatz-Trainingszentrum in Erding errichtet werden soll, war beim bayerischen Innenministerium nicht zu erfahren. Die Lage "im Stadtteil Langengeisling" ist zwar eingrenzend, aber nicht sehr exakt. In einer Anfrage an die Staatsregierung zum Planungsstand, die der SPD-Landstagsabgeordnete Peter Paul Gantzer Mitte Dezember gestellt hatte, hieß es nur, "das dafür benötigte Grundstück befindet sich im Eigentum des Freistaats Bayern". Auch sei es bereits im August 2015 für den Neubau des Erdinger Polizeieinsatz-Trainingszentrums haushaltsrechtlich übertragen worden. Es sei vorgesehen, das Geld für die Planung und den Bau jedoch erst im kommenden Doppelhaushalt 2019/2020 zu veranschlagen. Möglicherweise handelt es sich bei dem Grundstück um einen früheren nördlichen Teil des Fliegerhorstes, der bereits seit mehreren Jahren nicht mehr von der Bundeswehr genutzt wird und schon lange aus dem militärischen Gelände herausgelöst worden ist.
Gantzer, der in der SPD-Fraktion für die bayerische Polizei zuständig ist, sagt der SZ, die praktischen Übungen auf Einsätze seien immer wichtiger geworden. "Was noch fehlt" seien eigenen Trainingsstätten, "wie bei der Bundeswehr, wo es das schon lange gibt", sagte Gantzer. Nicht nur in Erding, auch anders wo in Bayern "muss dringend etwas gebaut werden".
In den vergangenen Jahren sind in Bayern mehrere neue Polizeieinsatz-Trainingszentren errichtet oder zumindest schon geplant worden. Im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord wird das Erdinger Zentrum der erste echte Neubau sein. Für die Polizeikräfte im Raum Fürstenfeldbruck und die dortige Fachhochschule der Polizei findet das Training in einem bestehenden, angemieteten Gebäude statt. Ebenso ist es in Ingolstadt wo ein geeignetes Haus seit etwa zwei Jahren für das Einsatztraining zur Verfügung steht.