Urlaubsreisen:Die Verunsicherung nimmt zu

Starnberg: Reisebüro Schaufenster

In Deutschland gibt es etwa 11 000 Reisebüros. Seit dem Ausbruch der Corona-Krise sind die Umsätze weggebrochen. Ohne staatliche Hilfen werden viele Agenturen das Jahr 2020 nicht überstehen.

(Foto: Nila Thiel)

Wegen Terroranschlägen werden früher beliebte Reiseländer wie die Türkei fast gar nicht mehr gebucht. Davon profitieren vor allem Spanien und Italien. Viele bleiben auch in Deutschland

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Terroranschläge in Frankreich und Belgien, Putschversuch und Ausnahmezustand in der Türkei. 2016 ist bisher geprägt von gefährlichen Brennpunkten und das schlägt sich unmittelbar auf die Reisebranche nieder. In Ländern wie der Türkei, Tunesien und Ägypten stehen die Hotels leer. Die Liste der Länder, für die das Auswärtige Amt eine Reise- oder zumindest Teilwarnung heraus gibt, ist lang. Die Verunsicherung der Kunden zeigt sich in den Reisebüros in der Nachfrage. Als sicher angesehene Länder wie Spanien mit den Balearen und den Kanaren, aber auch Deutschland profitieren. Und: es wir mehr Last-Minute gebucht.

Vor allem Familien machen sich Sorgen

"Die Leute sind vorsichtiger geworden, aber die Verunsicherung ist nicht erst seit den letzten Ereignissen da", sagt Birgit Gärtner vom Reisemarkt Erding. Ganz sei aber die Nachfrage nach einem Urlaub in der Türkei nicht eingebrochen. Es sei zudem zu beobachten, dass sich Familien mehr Sorgen machen, weniger Paare. Stornierungsanfragen seien beim Reisemarkt aber noch nicht eingegangen. Profitiert haben seit Beginn der Buchungen für die Sommersaison die Balearen und Spanien, die Kanaren seien schon länger "ein Selbstläufer". Auch Italien sei für Selbstfahrer immer interessant. Auffallend sei auch, dass sich der Reisemarkt für Griechenland stabilisiert habe.

Letzteres sieht auch Oliver Eßmann vom TUI-Reisebüro in Erding. Einige hätten auch Griechenland wieder auf dem Zettel. Nachdem Länder wie Ägypten, Türkei und Tunesien wegen der unsicheren Lage wenig nachgefragt werde, profitiere Spanien. Aber dort hätten die Preise angezogen. Auch Italien und Österreich, wo man selber anreisen könne, werde gebucht. Und Deutschland sei attraktiv, was man an der Auslastung der Ferienparks sehe. Zudem mach er die Erfahrung, dass - bis auf Fernreisen - später gebucht werde und nicht schon im Winter der Sommerurlaub.

Kroatien ist wieder beliebter

"Die Kunden werden vorsichtiger, das bemerken wir auch bei uns. Es wird lange abgewartet und bei Familien sind eher wieder Ziele gefragt, bei denen man selber anreisen kann, wie zum Beispiel Italien, aber auch Ost- und Nordsee wird nachgefragt", sag Sandra Hauner vom Reisebüro Scharf. Gut gingen die Länder in der nördlichen Mittelmeerregion, wie Spanien, aber auch Kroatien sei wieder ein beliebtes Reiseziel. Bei der Türkei sei es hingegen zum "Stillstand" gekommen. Wer für August oder September gebucht habe, warte wohl ab. Eine offizielle Reisewarnung vom Auswärtigen Land gebe es nicht, darum gebe es derzeit auch von den Veranstaltern keine Stornierungsangebote für die Türkei für diese Zeit.

Auch im Reisebüro Hagl macht man schon seit längerem die Erfahrung, dass die Kunden sensibler werden und die politische Lage in den Reiseländern beobachtet. "Entschieden wird dann erst kurz vor Reisetermin. Westeuropäische Länder wie Italien, Spanien oder Kroatien sind davon ausgenommen", sagt Brigitte Köglmeier. Auch Deutschland sei sehr gefragt. Zunehmend mehr werde Griechenland gebucht. "Letztes Jahr war Griechenland noch mehr ein Last-Minute-Ziel, aber nachdem heuer die Türkei als günstiges Reiseland weggefallen ist, springt Griechenland ein." Wer angesichts der versuchten Militärputsches auf eine Stornierung seiner Reise in die Türkei hofft, weil es ihm zu unsicher sei, den muss Köglmeier enttäuschen: "Es gibt für die Türkei keine Reisewarnung, also auch kein Recht auf kostenlose Stornierung. Da kann man nur auf die Kulanz des Reiseveranstalters hoffen, dass der eine Umbuchung ermögliche".

Das Auswärtige Amt rät Reisenden in die Türkei in Istanbul und Ankara bis zur vollständigen Klärung der Lage weiterhin "zu äußerster Vorsicht". Dies gelte insbesondere auf öffentlichen Plätzen für Menschenansammlungen. Wegen des Ausnahmezustands wird empfohlen, Es wird dringend empfohlen, immer ein gültiges Ausweisdokument mit sich zu führen. Landesweit sei aber weiter mit politischen Spannungen sowie gewaltsamen Auseinandersetzungen und terroristischen Anschlägen zu rechnen.

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