Untersuchung:Frischluftproduzenten

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Domberg, Schafhof oder der Weihenstephaner Berg: Freisings "Grüne Hänge" sind auch für den Klimaschutz von Bedeutung

Von Peter Becker, Freising

Viel Buschwerk und Bäume, zwischen denen sich Trampelpfade hindurchschlängeln, gebahnt von Freisingern, die vielleicht nach Abkürzungen gesucht haben. Diese sind markante Merkmale der "Grünen Hänge", welche zwei Büros im Auftrag der Stadt Freising untersucht haben. Den Bericht, den Annegret Michler von einem Städtebaubüro aus Kaufbeuren im Planungsausschuss des Stadtrats vorlegte, nahmen die darin versammelten Stadträte wohlwollend zur Kenntnis.

Es handele sich um ein gutes, unterstützenswertes Projekt, fand Umweltreferent Manfred Drobny (Grüne). Und was besonders vorteilhaft ist: "Die Leute haben was davon und der Natur- und Klimaschutz auch." Die Charakteristika der "Grünen Hänge" von Freising sollten erhalten werden - trotz des Zwangs zur ständigen Nachverdichtung in der Stadt. Sie umfassen laut Einteilung der beauftragten Büros die acht Teilbereiche Mitterfeld in Vötting, den Schafhof, Biernerberg, Weihenstephaner Berg, Lankesberg, Domberg, Holzer Berg und den Tuchinger Berg. Zu ihren Eigentümlichkeiten gehört, dass sie quasi als Vorposten des tertiären Hügellandes im Norden von Freising in die Schotterebene hineinragen und die Stadttopografie prägen. Dabei erfüllen sie nach Ansicht der Städteplaner wichtige Funktionen. Sie sind Frischluftproduzenten und regeln somit die Temperaturextreme. Dies sei vor allem vor dem Hintergrund zu Untersuchungen des lokalen Klimawandels von Bedeutung, heißt es in einem beigelegten Bericht. Schließlich handele es sich bei der Freisinger Innenstadt um einen klimatisch belasteten Raum.

An den Hängen der Hügel befindet sich laut Expertise alter Baumbestand, der seltenen Pflanzen und Tieren einen Lebensraum bildet. Für den Menschen bilden die Hangkanten einen Naherholungsraum, in dem sie verschiedenen Freizeitaktivitäten nachgehen können. Der Erhalt der Hänge wurde gar als "Step 16" mit sehr hoher Priorität in den Stadtentwicklungsplan aufgenommen.

Annegret Michler gab im Ausschuss einen Überblick über die bisherigen Aktivitäten. Für die Bestandsaufnahme der acht Teilbereiche rückten die Kartierer zu verschiedenen Jahreszeiten aus: im Winter und Frühjahr 2017 sowie im Sommer. Sie wollten das Gelände sowohl ohne als auch mit Laub an den Bäumen untersuchen. "Somit konnten wichtige Sichtachsen ermittelt werden, die im Sommer nicht mehr erkennbar sind", sagte die Referentin. Die Städteplaner werteten historische Pläne und Bilder aus.

Insbesondere das Büro Leuninger & Michler stellte Grünstrukturen und Gebäude in einen Zusammenhang und verknüpfte geschichtliche mit aktueller Nutzung. Das Büro WGF erstellte eine landschaftsplanerische Analyse. Eine Rolle spielt dabei, wie Wasser durch Erosion die Hügel formte. Für das "Schutzgut Mensch" wurden Rad- und Wanderwege im Bayern-Atlas und Wegevernetzung, öffentliche Grünflächen, Spielplätze, Einrichtungen für Freizeit, Kultur und Bildung untersucht. Die Freisinger selbst spielten eine große Rolle in der Analyse der grünen Hänge. In Informationsveranstaltungen befragten sie die Städteplaner, welche Rolle diese in ihrem Leben spielen und versuchten Verständnis für verschiedene Pflegemaßnahmen auch auf Privatgelände zu wecken. In Passantenbefragungen ergaben sich interessante Aspekte. Die Büros nahmen beispielsweise erst auf Anregung eines Freisingers den Schafhof in ihre Teilbereiche auf. In Phase zwei der Untersuchung wollen die beauftragten Büros jetzt Leitbilder entwickeln und Ziele formulieren, Mögliche Planungsinstrumente und klimatische Auswirkungen sollen näher untersucht und die Öffentlichkeitsarbeit forciert werden. In der dritten Phase legen die Büros dann konkrete Handlungsempfehlungen vor.

© SZ vom 17.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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