"Uns läuft die Zeit davon":Unermüdlich

"Uns läuft die Zeit davon": Die Moosburger Solartage - eine Mischung aus 16 Vorträgen und 32 Ausstellern - zog im vergangenen Jahr wieder viele interessierte Besucher an.

Die Moosburger Solartage - eine Mischung aus 16 Vorträgen und 32 Ausstellern - zog im vergangenen Jahr wieder viele interessierte Besucher an.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die große Energiewendeeuphorie ist abgeebbt, die Klimaziele von Stadt und Landkreis bis 2035 sind kaum zu schaffen. Doch die Moosburger Solarfreunde kämpfen weiter und errichten die zweite eigene Fotovoltaikanlage

Von Karlheinz Jessensky, Moosburg

Seit rund 20 Jahren kämpfen sie mit Leidenschaft für eine Energiewende. Die Moosburger Solarfreunde haben in dieser Zeit viel erreicht, auch ihre Heimatstadt zur "Solarstadt" gemacht - und doch sind die von der Politik anvisierten Klimaziele in weite Ferne gerückt. "Bei Klimaschutz und Energiewende läuft uns die Zeit davon", sagte Vorsitzender Hans Stanglmair auf der Jahreshauptversammlung in der Moosburger Kegelhalle. Die Solarfreunde aber machen unverdrossen weiter, können für sich auch als Erfolg verbuchen, dass es beim neuen Baugebiet Amperauen keine Gas- und Ölheizungen geben wird. Zudem errichtet de r Verein eine zweite vereinseigene Fotovoltaikanlage (PV-Anlage).

Von einem "arbeits- und erfolgreichen Jahr" konnte Stanglmair in der gut besuchten Versammlung berichten. Das kommunalpolitische Interesse scheint dagegen eher ausbaufähig. Allein Dritter Bürgermeister Michael Stanglmaier (Grüne) war von den Stadträten anwesend. Er ist auch Energiereferent des Stadtrats und für die Solarfreunde der richtige Mann im Energieausschuss. Trotz formellen Lobs für Bürgermeisterin Anita Meinelt (CSU) für die gute Zusammenarbeit klangen bei Hans Stanglmair auch kritische Untertöne durch. "Sie hat nicht wirklich was dagegen", formulierte Stanglmair bezüglich der vielen Ideen und Aktionen der Solarfreunde. Als da unter anderem waren: die Moosburger Solartage als einzigartige Mischung aus 16 Vorträgen, 32 Ausstellern und vielen interessierten Besuchern. Dann Aktivitäten der "Solarfreundinnen" zum Thema Plastikvermeidung, die Unterschriftenaktion der "Jungen Solarfreunde" zum Baugebiet Amperauen, die auch den Stadtrat überzeugte. Dann noch das Stadtradeln, bei dem das Solarteam den Dritter wurde. Die Solartage werden heuer am 21. und 22. April stattfinden.

Die vereinseigene PV-Anlage auf dem Dach des Jugendhauses brachte gute Erträge und die Solarfreunde auf den Gedanken, es mit einer weiteren Anlage zu probieren. Die wird jetzt, mit dem Segen der Stadt, am neuen Kindergarten an der Ginsterstraße entstehen und den erzeugten Strom komplett ins Netz einspeisen. Der wirtschaftliche Ertrag wird wie bei Anlage 1 der Jugendarbeit in der Stadt zugute kommen. Die Errichtungskosten betragen rund 20 000 Euro und sind gut machbar, dem Verein geht's finanziell gut.

Die Mitgliederzahl von 460 stagniert aber etwas, wie auch von der großen Energiewendeeuphorie gesellschaftlich und politisch im Moment wenig zu spüren ist. Dabei geht es, sagt Hans Stanglmair, bei der Energiewende beileibe nicht nur um Kilowattstunden und Technik, sondern um Lebensumstände und Zukunftsaussichten der Menschen. Das seien die größten Herausforderungen unserer Zeit. Das Pariser Abkommen habe vernünftige Ziele festgelegt, bei der Umsetzung bestehe aber eine enorme Lücke zwischen Handlungsbedarf und -bereitschaft. Auch in Moosburg zeigt dies Spuren: Der Zubau an Solaranlagen ist zurück gegangen, und auch beim Energiewendeziel von Stadt und Landkreis, bis 2035 energiepolitisch autark zu sein, "führt überhaupt kein Weg dahin".

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