Umwelt:"Ein Juwel zerbricht"

Die Kreisgruppe des Bund Naturschutz kritisiert die Pläne des Landkreises, einen Jugendzeltplatz am Notzinger Weiher zu errichten. Dadurch würde wertvoller Raum für Pflanzen und Tiere für immer verloren gehen

Von Regina Bluhme, Erding

Ein kurzer Blick aufs Wasser genügt, schon kniet Manfred Drobny am Ufer des Notzinger Weihers. Nach einem beherzten Griff hält der Kreisgeschäftsführer des Bund Naturschutz kurz eine Ringelnatter in die Luft. Das strenggeschützte Tier kam ihm beim Pressetermin am Montagnachmittag gerade recht. Mit dem Oberdinger Ortsvorsitzenden Wolfgang Fritz wollte der Naturschützer zeigen, welch intakte Natur am Notzinger Weiher herrscht und wie fatal sich der geplante Kreisjugendzeltplatz auf das Idyll auswirken würde. Drobny hält den Standort grundsätzlich für falsch und das bisherige Vorgehen des Landkreises "für fragwürdig".

Umwelt: Der Notzinger Weiher bietet Fröschen, Libellen und Ringelnattern eine Heimat. Der Bund Naturschutz fürchtet nun um die Idylle. Der künftige Kreisjugendzeltplatz und die geplante Umgestaltung des Weihers drohe "das Juwel der Naherholung" zu zerstören, schreibt die Kreisgruppe Erding.

Der Notzinger Weiher bietet Fröschen, Libellen und Ringelnattern eine Heimat. Der Bund Naturschutz fürchtet nun um die Idylle. Der künftige Kreisjugendzeltplatz und die geplante Umgestaltung des Weihers drohe "das Juwel der Naherholung" zu zerstören, schreibt die Kreisgruppe Erding.

(Foto: Renate Schmidt)

"Ein Juwel zerbricht!". Unter dieser Überschrift hat die Erdinger Kreisgruppe zur Exkursion nach Notzing geladen. Das "Juwel" ist der Notzinger Badeweiher, in dessen Nachbarschaft der Kreisjugendzeltplatz geplant ist. Am Montagnachmittag geht es nach dem Treffen am Parkplatz zunächst Richtung Brandl-Weiher aufs zugewucherte Gelände des künftigen Zeltplatzes. Auf einer Fläche von zirka 4900 Quadratmetern will der Landkreis den Jugendzeltplatz errichten. Laut Bauantrag sind auf dem Areal, das sich im Besitz des Landkreises befindet, ein Servicegebäude mit Aufenthaltsraum, Küche und Sanitärbereich und ein Lagerschuppen geplant. Sternförmig sollen feste Zelte angebracht werden. Manfred Drobny zeigt auf einige Bäume und dann auf den Boden. Er erinnert an die umstrittene Fällaktion des Landkreises im November vergangenen Jahres. Damals seien auf dem künftigen Zeltplatzgelände nicht nur Stämme abgeschnitten, sondern gerodet worden, "das heißt mit der Wurzel entsorgt", darunter Silberweiden und Ulmen. "Die sind für immer verloren", fügt er hinzu. Für den künftigen Zeltplatz würden sicher noch mehr gefällt.

Umwelt: Pressetermin im Kohldistelfeld: Manfred Drobny, Kreisgeschäftsführer des Bund Naturschutz (links), und Wolfgang Fritz von der Ortsgruppe Oberding.

Pressetermin im Kohldistelfeld: Manfred Drobny, Kreisgeschäftsführer des Bund Naturschutz (links), und Wolfgang Fritz von der Ortsgruppe Oberding.

(Foto: Renate Schmidt)

"Wir stehen hier in einem bedeutenden Rückzug und Ausgleichsraum für Pflanzen und Tiere", betont der Kreisgeschäftsführer des Bund, und als habe er nur darauf gewartet, fliegt in dem Moment ein Schwarm Dieselfinken vor ihm in die Höhe. "Die sitzen in den Kohldisteln", erklärt Drobny, "ein typisches Gewächs von Mooswiesen" - und damit im Gegensatz zum allgegenwärtigen Springkraut absolut heimisch. Als würde das nicht genügen, ist in dem Augenblick auch ein Eisvogel zu hören, "eindeutig, das erkenne ich am Pfiff", sagt Drobny. Dieses Gelände sei absolut schützenswert und nicht geeignet für einen Jugendzeltplatz. Der Landkreis sollte nach einem anderen Weiher Ausschau halten, fordert er.

Seiner Ansicht nach ist das Areal zudem "nie systematisch nach naturschutzrechtlichen Vorgaben geprüft worden". Zumindest habe der Bund Naturschutz bis heute auf seine entsprechende Anfragen keinerlei Dokumentation erhalten. In der Fällaktion vom November sehe er immer noch einen "Verstoß gegen die Landschaftsschutzverordnung, betont Drobny.

Im Zuge des Kreisjugendzeltplatzes will der Landkreis Erding auch den Notzinger Weiher umgestalten. Eine Terrasse inmitten des Schilfufers soll es laut Landrat Martin Bayerstorfer nun doch nicht geben. Den geplanten Naturlehrpfade hält Wolfgang Fritz ebenfalls für überflüssig. Die Kindergruppe der Oberdinger Ortsgruppe sei schließlich am Notzinger Weiher gegründet worden und komme regelmäßig hier her. "Das ist unser Kernrevier." Hier beobachten die Kinder je nach Jahreszeit Libellen, Fröschen und Kaulquappen, sie lernen Schilf und Seerosen kennen. Er ist überzeugt: "Kinder brauchen keinen gemachte Natur, sie brauchen Natur pur: Wasser, Wiese und Bäume." Drobny sieht das genauso: "Im Grunde sind doch jetzt alle zufrieden so wie es ist: die Natur und die Bevölkerung." Und die Ringelnatter sowieso.

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