Treffpunkt für Jugendliche:Gestörte Nachtruhe

Der "Garten der Sinne" raubt Anwohner den letzten Nerv

Von Florian Tempel, Dorfen

"Wir sehen uns vor Gericht." Das ist eine Aussage, die alles andere als eine friedliche Beilegung eines Streits bedeutet. Der Satz fiel, als Dorfener Bürger, die nahe des sogenannten Gartens der Sinne an der Isen wohnen, empört und enttäuscht die Sitzung des Bauausschusses des Dorfener Stadtrats verließen. Der Garten der Sinne raubt ihnen in diesem Sommer noch den letzten Nerv.

Der Garten der Sinne ist ein Projekt der "Lokalen Allianz für Menschen mit Demenz" in Zusammenarbeit mit der Stadt Dorfen. Es ist eine kleine Anlage auf einem Grünstreifen neben der Isen auf Höhe der Etzkapelle. Neben einem kleinen Pavillon gibt es noch ein paar Bänke und ein recht hübsches Kunstobjekt von Albert Stiller, einem Mitarbeiter des Dorfener Bauhofs. Er hat mehrere quadratische Holzrahmen versetzt übereinander geschraubt. Der Blick durch das Objekt wird gleichsam gebündelt und fokussiert. Alles in allem strahlt die kleinen Anlage eine ruhige und sanfte Atmosphäre aus. So ist das ja auch gedacht: Demenzkranke sollen hier ab und an bei einem Gruppentreff herkommen, etwas entspannen und sinnieren - oder so ähnlich.

Die Anwohner, die mehr oder weniger genau neben dem Garten der Sinne wohnen, sind jedoch überhaupt nicht entspannt. Nicht wegen den Demenzkranken. Die Anwohner schreiben in ihrem Beschwerdebrief: "Seit der Eröffnung des Gartens der Sinne fand keine Nutzung durch demenzkranke Bürger statt." Genutzt wird der Pavillon jedoch sehr wohl: von Jugendlichen. Diese treffen sich, laut den Anwohnern, "zum Teil bereits am Nachmittag ganz gezielt im Pavillon, sie sind ausgerüstet mit Getränken unter anderem Bier und Musikgeräten". An Freitagen und Samstagen hielten sich die Jugendlichen mitunter "bis in die frühen Morgenstunden im Pavillon" auf. Und das bringe "eine unzumutbare Lärmbelästigung mit sich". Die Lebensqualität der Anwohner werde so "erheblich reduziert" und die Nachtruhe unzumutbar gestört. Reden bringe gar nichts, denn "auf unsere Bitten nach Ruhe bei den Jugendlichen ernten wir nur Beleidigungen und Bedrohungen."

Bauamtsleiter Franz Wandinger erklärte, dass die Beschwerdeführer den Bau eines Zaunes verlangten, der die Jugendlichen vom Betreten des Garten der sinne abhalte. Allerdings würde eine eingezäunte und abgesperrte Anlage ja überhaupt nicht mehr genutzt werden können. "Aus verschiedenen Quellen", sagte Wandinger, wissen man aber, dass Bürger "aller Altersstufen" sich gerne dort aufhielten, zum Beispiel ein Großvater mit seinen Enkeln.

Die Mitglieder des Bauausschusses zeigten zwar etwas durchaus Verständnis, dass die Anwohner genervt sind. Doch von einem Zaun hielten sie nicht viel. Besser als solch durchgreifende Maßnahmen, die den Garten der Sinne vollkommen unbenutzbar machten, sei es, in einen Dialog zu treten. Das sollen die Jugendreferentin des Stadtrats, die Gemeindejugendpflegerin und ein Streetworker der Mobilen Jugendhilfe übernehmen. Es müsse sich doch eine Kompromisslösung finden lassen, so die einhellige Meinung im Bauausschuss. Die Anwohner sahen das aber erst mal nicht so.

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