Tobias Stork musiziert in Erding:Verbindende Elemente

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Tobias Stork ist hauptberuflich Mathe- und Informatiklehrer. Er kann aber auch anders: Als Pianist spielt er die großen klassischen Werke.

(Foto: oh)

Der Erdinger Lehrer Tobias Stork ist Diplom-Mathematiker und ausgebildeter Pianist. Nun präsentiert er einen Soloklavierabend

Am Anfang war es nur das Klavier, von dem er nicht lassen konnte, doch bald zogen ihn auch Zahlen und ihre Gesetzmäßigkeiten in den Bann. Mathematik und klassische Klaviermusik faszinieren Tobias Stork und so unterschiedlich die Disziplinen sein mögen, für ihn gehörten sie stets zusammen. Der 41-Jährige ist ausgebildeter Konzertpianist und Diplom-Mathematiker. Seit 2008 unterrichtet er Mathematik und Informatik am Erdinger Anne-Frank-Gymnasium (AFG). An diesem Freitag, 3. Juni, gibt in der Aula des AFG einen seiner rar gewordenen Soloklavierabende. Der Eintritt ist frei, Erlöse fließen in die Sozialarbeit des Gymnasiums. Das Konzert beginnt um 19 Uhr.

Er werde oft gefragt, sagt Stork, worin die Verbindung zwischen Musik und Mathematik liege. Im Prinzip lässt sich ein Tonintervall durch ein bestimmtes Zahlenverhältnis ausdrücken, Kompositionen folgen nicht selten bestimmten Regeln. Stork gibt indes eine einfache Antwort: "Höhere Mathematik hat mit Musik nichts zu tun." Im Gegenteil, die Musik sei erst spannend, wenn feste Muster und starre Gesetze durchbrochen würden. Woher sein Interesse zu beiden Fächern kommt, wisse er nicht, sagt Stork. "Ich habe in meiner Jugend einfach eine stark ausgeprägte Neigung gespürt." Sich für eine Disziplin zu entscheiden sei für ihn aber ebenso wenig in Frage gekommen wie der Versuch einer Karriere als Berufspianist. "Ich wollte nicht alles auf eine Karte setzen."

In Zorneding aufgewachsen, beginnt Stork mit sechs Jahren Klavier zu lernen. 1990 nimmt ihn Gerhard Oppitz, der angesehene Brahms-Interpret, in seine Klasse an der Münchner Musikhochschule auf. Es sollen fruchtbare Jahre für Stork werden. Mit 25 schafft er das erste Diplom mit Bestnote - und beginnt ein Mathematikstudium an der LMU. Parallel dazu besucht er Meisterklassen in der Schweiz und in München, schließt auch diese hervorragend ab, erarbeitet sich ein breites Repertoire. Vieles spräche für ein Künstlerleben, doch Stork ist Realist: "Es gibt einen Überfluss an guten Musikern." Gymnasiallehrer werden Mitte der 2000er-Jahre jedoch gesucht. Stork entscheidet sich für ein Referendariat und tritt 2008 eine Stelle am AFG an. "Mehr Entertainment geht nicht."

Ausgezeichnete Unterhaltung verspricht auch das durchweg romantische Programm am Freitag. Die Impromptus D 935 von Franz Schubert sind vier intensive Charakterstücke aus der letzten Lebensphase des Komponisten. Beim Publikum beliebt, überzeugen sie durch eingängige, klare Themen und harmonische Raffinessen. Obwohl die Impromptus formell als Zyklus konzipiert sind, handelt es sich in der Praxis um ein großes Werk, dessen einzelne Sätze wie durch ein unsichtbares Band verbunden scheinen. Eine Meisterleistung Schubertscher Tonkunst. Tänzerischer Gestus, romantische Bravour und eine einfühlsame Kantilene zeichnen die Polonaise-Fantaisie op. 61 von Frédéric Chopin aus. Als sein einzig "wirklich seriöses Stück" bezeichnet Stork die Klaviersonate h-Moll von Franz Liszt. Mit dem technisch höchst anspruchsvollen Werk beschließt Stork den Abend. Die einsätzige Sonate kommt mit sechs Kernmotiven aus, die nach und nach vorgestellt werden und das halbstündige Werk gleichermaßen strukturieren und dem Zuhörer Orientierung bieten. Äußerst langsame, lyrische Passagen wechseln sich mit kraftvollen Fortissimo-Partien ab.

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