Wasserschloss Taufkirchen:Wahrzeichen zu verkaufen

Das Wasserschloss in Taufkirchen ist wieder auf dem Markt, und ein weiteres Mal steht die Frage im Raum: Könnte nicht die Gemeinde das Schloss kaufen?

Von Florian Tempel, Taufkirchen

Das Wasserschloss Taufkirchen steht zum Verkauf. Die Erben des 2010 verstorbenen Schlossbesitzers Nico Forster haben einen potenziellen Käufer an der Hand. Der will das Schloss jedoch nur erwerben, wenn die Gemeinde ihr unbefristetes Nutzungsrecht der Räume im Parterre und im ersten Stock aufgeben würde. Für Bürgermeister Franz Hofstetter (CSU), der diese Nachricht bei der Jahreshauptversammlung des Fördervereins des Wasserschlosses bekannt gab, kommt das "überhaupt nicht in Frage". Das Schloss sei als "historischer und kultureller Mittelpunkt" für die Gemeinde "unheimlich wichtig, auch in der Zukunft". Wenn die Mehrheit in Taufkirchen diese Ansicht teilt, wird es also nicht zu einem Eigentümerwechsel kommen. Oder doch? Eines ist denkbar und wird mit Sicherheit in den kommenden Wochen in Taufkirchen diskutiert werden: Die Kommune könnte das Schloss kaufen.

Das Wasserschloss wird auf vielfältige Weise genutzt. Im Fuggersaal, im Innenhof oder auf der Schlossterrasse finden Konzerte, Lesungen, Tagungen und Seminare statt. Die Kreismusikschule nutzt mehrere Räume für Musikunterricht, und der Oase-Naturkindergarten hat hier seine überdachte Heimat. Die Gemeinde hat ihr Trauzimmer im Schloss eingerichtet und nicht im Rathaus. In den vergangenen Jahren gab es rund ums Schloss Garten- und Mittelaltermärkte, am kommenden Wochenende findet hier der Taufkirchener Kirtamarkt statt, und im Advent wird es einen riesigen Adventskalender mit täglichen Veranstaltungen geben. Außerdem gibt es Pläne, ein Taufkirchener Heimatmuseum im Schloss einzurichten.

Wasserschloss Taufkirchen

Einige kommunale Einrichtungen befinden sich im Taufkirchener Wasserschloss. Bei einem Verkauf könnte das Nutzungsrecht fallen.

(Foto: Florian Tempel)

Wo auch sonst. Das Wasserschloss hat eine gut 750-jährige Geschichte und ist das Wahrzeichen Taufkirchens. Im Jahr 1263 wurde es erstmals urkundlich erwähnt. Im Laufe der Jahrhunderte gehörte es den Fraunbergern, den Fuggern und den Freiherren von Puech. 1919 erwarb es der Landarmenverband Oberbayern und richtete 1924 eine Fürsorgeanstalt ein, aus der sich 1970 das Bezirkskrankenhaus entwickelte. Die Nutzung als Teil der psychiatrischen Klinik endete 1998.

Vor zehn Jahren gab es den bislang letzten Besitzerwechsel: Die Gemeinde erwarb das Schloss vom Bezirk Oberbayern für den symbolischen Preis von einem Euro und verkaufte es unmittelbar danach zum gleichen Preis an Nico Forster. Der Multimillionär, der mit Zubehör für Mobiltelefone ein Vermögen gemacht hatte, erhielt das Wasserschloss nur unter Bedingungen: Er räumte der Gemeinde ein unbefristetes Nutzungsrecht im Erdgeschoss und im ersten Stock ein. Im Gegenzug erhielt er die beiden obersten Geschosse und 2,9 Millionen Euro öffentlicher Zuschüsse für die Sanierung des Gebäudes. Forster steckte etwa 1,1 Millionen Euro eigenes Geld in die Renovierung.

Wasserschloss Taufkirchen: Franz Hofstetter ist gegen einen Verkauf.

Franz Hofstetter ist gegen einen Verkauf.

(Foto: Peter Bauersachs)

Im Februar 2010 starb Forster im Alter von 47 Jahren an einer schweren Nierenerkrankung. Nach seinem Tod bekam die Gemeinde Taufkirchen das Angebot, das Wasserschloss zu kaufen. Der Gemeinderat beriet sich und lehnte einen Kauf letztlich ab. "Das ist die geltende Beschlusslage", sagt Bürgermeister Hofstetter.

Dass die minderjährigen Erben von Nico Forster - oder vielmehr der für sie agierende Vermögensverwalter - das Wasserschloss verkaufen wollen, kann Hofstetter durchaus verstehen. Forster selbst hatte sehr spezielle Pläne für die Nutzung der oberen Geschosse. Der Einbau von extravaganten Wohnungen ist mit seinem Tod gestoppt. Ein nicht unerheblicher Teil des Schlosses befindet sich seitdem in einem Rohbauzustand. Die Gemeinde, die ihre Räume unbefristet nutzen darf, müsste das alles nicht stören. Dennoch findet Hofstetter den "Status quo nicht zufriedenstellend". Er sagt aber auch: "Ein Erwerb muss gründlich überlegt werden." Der Kaufpreis ist nur ein Posten. Hofstetter schätzt die weiteren Renovierungskosten auf circa zwei Millionen Euro.

Für den Bürgermeister ist nun "die öffentliche Meinungsbildung" eröffnet. Im Dezember soll sich dann der Gemeinderat mit dem Thema befassen und möglichst schon im Januar 2016 einen Beschluss fassen. Unterstützung für einen Kauf durch die Gemeinde kommt vom Förderverein Wasserschloss Taufkirchen. Der Vereinsvorsitzende Klaus Ulrich Wolter hatte es in seiner Ansprache zur 750 Jahr-Feier 2013 schon sehr deutlich gesagt: Über kurz oder lang sollte die Gemeinde "das Heft in die Hand nehmen" und "die Zukunft des Gebäudes selbst gestalten".

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