Taufkirchen:Ungeheuer beliebt

Das Taufkirchener Urzeitmuseum erwartet im vierten Jahr seines Bestehens einen Besucherrekord. Das Erfolgsrezept ist so einfach, wie überzeugend: "Wir stellen nicht klassisch aus, sondern vermitteln die Wissenschaft kindgerecht"

Matthias Vogel

Das Urzeitmuseum in Taufkirchen läuft richtig gut. Und erst am Sonntag hat Leiter Peter C. Kapustin wieder einen Hinweis darauf erhalten, warum dem so ist. Eine junge Familie war aus dem Allgäu angereist, über 140 Kilometer mit dem Auto. "Der Sohn ist ein großer Dinosaurier-Fan und es gibt in ganz Bayern kein Museum, dass sich so intensiv mit dem Thema beschäftigt wie unseres."

Taufkirchen: Einen neuen Besucherrekord hat das Urzeitmuseum in Taufkirchen im Blick.

Einen neuen Besucherrekord hat das Urzeitmuseum in Taufkirchen im Blick.

(Foto: Peter Bauersachs)

Seit 2008 gibt es die Sammlung prähistorischer Funde in Taufkirchen, die jährliche Besucherzahl hatte sich auf 5000 eingependelt. Heuer wird der Wert wohl deutlich übertroffen. "Wenn es im Herbst nicht gerade permanent 25 Grad und Sonnenschein hat, könnten wir heuer die 6000er Marke erreichen", sagt Kapustin. Damit spiele man insgesamt natürlich noch in einer unteren Liga, allerdings würden sich auch größere Häuser nach einem Zuwachs von 20 Prozent die Finger lecken.

In Eichstätt gebe es ein vergleichbares Museum, dort seine aber nur Funde aus dem Altmühltal ausgestellt. Und auch ein Museum in München biete etwas zum Thema T-Rex und Kollegen. "Die haben aber sonntags zu", sagt Kapustin. Nicht alleine die geballte Ladung fossiler Exponate sei es, die das Urzeitmuseum so attraktiv mache. Es sei die Mischung der Aufbereitung, die jung und alt fasziniere. "Wir pflegen originale Fossile in Landschaften ein, beleuchten aber auch mit Modellen die Vergangenheit. Wir stellen nicht klassisch aus, sondern vermitteln die Wissenschaft kindgerecht. Und das gefällt eben auch den Eltern", erklärt Kapustin. Immer häufiger gebe es darüber hinaus positive Rückmeldungen wegen der Familienfreundlichkeit. "Wir sind nicht allzu groß. Die Kinder ermüden nicht und die Eltern haben sie immer im Blick."

Stillstand ist Rückschritt, das gilt offenbar auch im Umfeld Millionen Jahre alter Fundstücke. "Wir bemühen uns, immer etwas neues zu bieten", sagt Kapustin. Im kommenden Frühjahr soll ein neuer Außenbereich eingeweiht werden. Kinder können dann zum Beispiel in einem riesigen Sandkasten Schätze bergen, Modelle sollen der Szenerie einen Hauch von Jurassic-Park verpassen. "Im ersten Bauabschnitt wird der Eingangsbereich komplett überarbeitet. Später wird der Außenbereich im Süden gebaut. Es wird in diesem Urzeit-Garten einige Überraschungen für unsere Gäste geben", verspricht Kapustin.

Vor einiger Zeit habe man die statischen Fossilien um ein paar urzeitliche Lebensformen ergänzt. In ein Aquarium tummeln sich seither afrikanische Riesenschnecken, indische Wasserspringer und Axolotl aus Mexiko. "Bei letzteren können Teile des Gehirns und der Organe nachwachsen, deshalb sind sie auch für die Medizin sehr interessant", sagt der Museumsleiter. Ganz aktuell ist der Einzug einer neuen Museumsbewohnerin: Lucy. Der "Paläo"-Künstler Peter Pavlovski aus Wien hat für das Urzeitmuseum in Taufkirchen eine lebensnahe Büste einer 3,2 Millionen Jahre alten Vorfahrin in der Entwicklung zum Menschen, geschaffen. Dabei wurde ein Jahr Arbeit investiert und sage und schreibe 80 000 echte Menschenhaare einzeln verarbeitet.

Das Werbebudget des Taufkirchener Urzeitmuseums ist klein. Und auch der geplante Außenbereich ist nur mit viel ehrenamtlichem "Fleiß und Schweiß" zu realisieren, sagt Kapustin. Umso mehr freue es ihn, dass sich die Qualität seines Museums weit über die Landkreisgrenzen hinaus herumgesprochen hat. "Wir bekommen Besuch aus München, Landshut, Mühldorf oder Altötting, das freut mich."

Die Besucher haben mittlerweile fünf Gästebücher vollgeschrieben, ausschließlich mit positiven Vermerken. Immer mehr Schulklassen und Kindergarten-Gruppen besuchen das Museum, zweimal hat schon der Bayerische Rundfunk das Treiben im Urzeitmuseum gefilmt und wurden am Anfang vielleicht fünf bis zehn Kindergeburtstage in das prähistorische Ambiente verlegt, sind es heute zwei bis drei pro Monat. "Vielleicht werden wir unser Marketing noch forcieren, aber schon jetzt sind wir auf einem sehr guten Weg", so Kapustin.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: