Taufkirchen:Freude am Schrauben

20 Schülerinnen der Realschule Taufkirchen im Technik-Camp bei BMW. Am Ende werden sie einen selbst montierten Z3 präsentieren können.

Nadja Neqqache

Der Geruch von Motorenöl und Benzin liegt in der Luft der großen Werkshalle. "Stickig ist es hier", hört man einige Mädchen jammern. Nur ab und an weht eine angenehme Sommerbrise durch die geöffneten Hallenfenster. Vom anderen Ende der Werkstatt dröhnt das laute Rattern eines Motors. "Nein, nicht so. Die Schraube muss dorthinein", ruft Kathrin ihrer Mitschülerin im Blaumann zu und eilt ihr zur Hilfe.

20 Schülerinnen der Realschule Taufkirchen verbringen die erste Woche ihrer Pfingstferien im BMW Werk in der Riesenfeldstraße in München. Während ihre Mitschüler die freien Tage beim Baden, Eisessen und Faulenzen genießen, steht für sie Arbeit auf dem Plan. Innerhalb von fünf Tagen müssen sie aus etlichen Teilen und Schrauben ein Auto zusammenbauen. Am Ende werden sie einen selbst montierten BMW Z3 präsentieren können.

Jedes Jahr kommen Schülerinnen für eine Woche in das BMW Werk, um dem Thema Technik ein wenig näher zu kommen. Das Bildungswerk für Bayerische Wirtschaft, kurz BBW, veranstaltet die "Mädchen für Technik-Camps" in Zusammenarbeit mit Unternehmen in ganz Bayern. "Uns ist wichtig, dass die Mädchen sehen, dass auch sie in diesem Berufsfeld gute Chancen haben ", sagt Andrea Weber vom BBW. Seit mehreren Jahren leitet sie das Projekt, das, wie sie sagt, "schon vielen Mädchen die Türen zu einer technischen Ausbildung geöffnet" habe.

Schraub lieber noch ein wenig fester, damit es dann auch sicher hält", weist Anna ihre Teamkollegin zurecht. Sie montieren gerade die Reifen an den roten Flitzer. Die meisten der 14- bis 16-Jährigen schnuppern in dieser Woche das erste Mal in die Technikwelt hinein. "Ich bin ohne jegliche Erfahren hierher gekommen", erzählt Kathrin. Auf die Frage, ob sie sich eine Tätigkeit in diesem Berufsfeld vorstellen könne antwortet die 14-Jährige: "Naja, es hat mir schon gefallen, aber ich glaube, dass für mich doch eher ein Job im Büro in Frage kommt."

Robert Döllerer von der BMW Ausbildungsakademie hat das Konzept für das Technik Camp beim Münchner Karosseriebauer erarbeitet. "Es gibt vier Gruppen, die in den Bereichen Produktion, Redaktion und Logistik arbeiten", sagt Döllerer. Wichtig sei ihm bei der Erstellung gewesen, dass jedes Mädchen in allen Bereichen Einblick bekomme. "Ich habe während des Camps in der Produktion und der Redaktion gearbeitet", sagt Verena. Besonders gut gefallen habe es ihr in der Produktion: "Da konnte man mal so richtig Hand anlegen." Nach dieser Woche, sagt die Realschülerin, sei sie sich auch ziemlich sicher, "dass ich später eine Ausbildung zur Mechatronikerin machen möchte". Elf Auszubildende greifen den Mädchen beim Schrauben, Löten und Zusammenbauen unter die Arme.

Einer der Helfer ist die 19-Jährige Roxana. Sie ist gerade im zweiten Lehrjahr ihrer Ausbildung zur Karosserie- und Fahrzeugbaumechanikerin. Ein Mädchen als Autobauerin? Für sie ganz normal: "Ich habe mich schon immer sehr für den Metall- und Industriebereich interessiert." Nach einem Elternabend an ihrer Schule, bei dem mehr über dieses Berufsfeld erzählt wurde, war für sie klar, dass sie eine solche Ausbildung machen möchte. Im Rahmen des Programms "Duale Berufsbildung mit Fachhochschulreife" erlangt Roxana mit dem Abschluss ihrer Ausbildung die Fachhochschulreife. "Ich hoffe natürlich, dass ich gute Noten erzielen kann, denn ich würde nach der Ausbildung gerne Maschinenbau studieren", sagt Roxana.

Wie wichtig gerade heutzutage die Frauenquote in technischen Berufen ist, betont auch Helmut Kroneder von der BMW Bildungsakademie: "Auch wir bekommen den demographischen Wandel zu spüren, deshalb liegt es uns sehr am Herzen, jungen Schulabgängerinnen die Karrierechancen in der Techniksparte zu vermitteln." Einen riesigen Vorteil sehe er für die Teilnehmerinnen des Projekts vor allem darin, "dass sie den Beruf hautnah erleben können".

Verena zieht mit aller Kraft die letzte Schraube des rechten Hinterreifens fest: "Fertig", schreit die Tüftlerin stolz. "Ich freue mich jetzt darauf, das Auto meinen Eltern zeigen zu können, so sehen sie, was ich hier alles gelernt habe."

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