Taufkirchen:Douglasie auf dem Vormarsch

Zapfenpflücker klettern in die Bäume

Douglasien werden bis zu 60 Meter hoch. In Nordamerika erreichen sie einen Durchmesser von zwei Metern, in Europa etwa die Hälfte.

(Foto: dpa)

Waldbauern stellen sich auf den Klimawandel ein und suchen nach einer Alternative zur Fichte. Naturschützer sehen diese Entwicklung kritisch: Sie favorisieren heimische Baumarten

Von Wolfgang Rescher, Taufkirchen

So wie die Wälder heute sind, können sie nicht bleiben. Darin sind sich Forstwirtschaftler und Naturschützer einig. Die Wälder müssen klimafest werden, doch auf welche Weise das geschehen soll, darin sind sich die Experten nicht einig. Naturschützer möchten Mischwälder fördern und reine Fichtenbestände zurück drängen. Forstbewirtschafter möchten dagegen gerne schon angepasste, ausländische Baumarten pflanzen. Auch die Waldbesitzervereinigung Erding (WBV) und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Erding (AELF) befassen sich mit diesem Thema: Ob die Douglasie eine Option für die Zukunft ist, das diskutieren die Teilnehmer an einem Waldspaziergang an diesem Freitag, 15. Juli, in Tegernbach.

Forstwirtschafter überlegen schon lange, wie sie auf den Klimawandel reagieren sollen, und sind auf der Suche nach Alternativen. Besonderen Augenmerk widmen sie der Douglasie, einem nordamerikanischen Nadelbaum, der seit etwa 120 Jahren auch in Deutschland angebaut wird. Susann Schröcke, Försterin des WBV, erklärt: "Die Douglasie wächst schnell und ist ertragreich." Auf nicht optimalem Boden sei sie zwar ähnlich sturmgefährdet wie die Fichte, doch halte sie Extremtemperaturen und Trockenheit besser aus. Sie könne die Fichte aber nicht komplett ersetzen.

Naturschützer rechnen mit einem höheren Schädlingsbefalls, wenn immer mehr Douglasien gepflanzt werden. "Es geht nicht nur darum, Bäume zu pflanzen, die extremen Wetterbedingungen standhalten. Sie müssen auch widerstandsfähig gegen Schädlinge sein", sagt Manfred Drobny, Geschäftsführer des Bund Naturschutz Erding. Und hier zeige die Erfahrung, dass natürlich vorkommende Baumarten wie Buchen oder Eichen besser gewappnet seien. Drobny führt aber auch ökonomische Gründe an. "Heimische Bäume sind insgesamt stabiler. Und ertragreich ist, was stabil ist." Deshalb ist Drobny auch bei der Fichte anderer Meinung: "Es ist ein Fehler, dass man nicht bereit ist, auf die Fichte zu verzichten." Sie komme natürlicherweise in der Erdinger Umgebung nicht vor, und sie benötige intensive Pflege. Daher müsse man immer bedenken, ob sich der Aufwand für die Aufzucht solcher Baumarten wirklich lohne.

Ein Freund der Douglasie ist dagegen Forstamtmann Stefan Klutschewski vom AELF Erding. "Die Douglasie fügt sich sehr gut in unsere Bestände ein. Außerdem ist sie kein völlig fremder Baum bei uns." Ihre Vorfahren waren vor der Eiszeit in der Region heimisch, wurden durch die Eiszeit aber verdrängt und sind dann in Europa ausgestorben. Ein Argument, das Manfred Drobny anders interpretiert: "Die Douglasie wurde von den Gletschern vor 10 000 Jahren verdrängt. Heutzutage ist sie nicht mehr bei uns heimisch." In einem Punkt gibt Klutschewski dem Naturschützer recht. "Die Douglasie ist kein Allheilmittel, sie ist nur ein Baustein in unserem Baumartenportfolio." Das Ziel sei immer eine gesunde Mischung aus verschiedenen Nadel- und Laubbaumarten.

Der Baumschulenbesitzer Rupert Oberloher aus Rattenkirchen bestätigt die Tendenz hin zur Douglasie. Ihr Anteil sei in den vergangenen Jahren gestiegen und habe sich bei gut zehn Prozent eingependelt, sagt er.

Start der Waldbegehung ist am Freitag, 15. Juli, um 14 Uhr an der Bushaltestelle Tegernbach in der Gemeinde Taufkirchen. Jeder kann mitgehen, es gibt fünf Stationen. Die Teilnehmer sehen einen Fichtenbestand, der in einen Mischwald umgebaut wird, sie sehen auch Douglasien in modernen Wäldern. Über Chancen und Risiken des Baumes wird diskutiert.

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