Taufkirchen:Dienstleister statt Tante Emma

Taufkirchen: Einzelne Läden in der Taufkirchener Ortsmitte stehen leer. Die Gemeinde will den Eigentümern mit einem Förderprogramm helfen.

Einzelne Läden in der Taufkirchener Ortsmitte stehen leer. Die Gemeinde will den Eigentümern mit einem Förderprogramm helfen.

(Foto: Peter Bauersachs)

Wenn Läden in einem Ort dichtmachen, leidet auch die Attraktivität der Geschäfte in der Nachbarschaft: Taufkirchen erprobt neues Konzept gegen den Leerstand von Ladenflächen.

Von Thomas Daller, Taufkirchen

Verstaubte Schaufenster, tote Fliegen in der Auslage - wenn Läden in einem Ort dichtmachen, leidet auch die Attraktivität der Geschäfte in der Nachbarschaft. In Taufkirchen will die Gemeinde den Eigentümern mit einem Leerstandsmanagement entgegenkommen. Ein Planungsbüro soll Möglichkeiten aufzeigen, welche Alternativen sich in der jeweiligen Lage bieten könnten und im besten Fall sogar einen Interessenten vermitteln.

Das Projekt ist Teil eines Städtebauförderprogramms, an dem Taufkirchen seit 2012 teilnimmt. "Was kann die Gemeinde tun, wenn Geschäfte und Unternehmen aufgrund von Erbschaft oder Leerstand sich in einer Orientierungsphase befinden und ihre Zukunft mit einem Fragezeichen versehen ist", sagte Bürgermeister Franz Hofstetter (CSU) bei einem Pressegespräch. Dabei gehe es um die ganz konkrete Beratung im Einzelfall; vorausgesetzt, die Eigentümer seien bereit, diese Unterstützung auch anzunehmen.

Für die professionelle Umsetzung hat die Gemeinde die CIMA Beratung und Management GmbH ins Boot geholt. Das Unternehmen hat bereits mehrere Kommunen bei dieser Problematik beraten. In Taufkirchen sind Projektleiter Christian Bitter und Beraterin Kathrin Schmittnägel seit Anfang Januar mit einer Bestandsaufnahme beschäftigt. Hintergrundwissen erhalten sie von einer Lenkungsgruppe aus ortsansässigen Gewerbetreibenden und engagierten Bürgern, die sich mit den Zusammenhängen auskennen.

Neben überzogenen Vorstellungen vom optimalen Pächter oder von der Höhe der Pacht hakt es in Taufkirchen auch daran, dass der Großteil der leer stehenden Ladengeschäfte relativ klein ist. "Unter 100 Quadratmeter ist es relativ schwierig, wieder Einzelhandel rein zu bekommen", sagte Kathrin Schmittnägel. "Taufkirchen", sagte Bürgermeister Hofstetter in aller Offenheit, "ist ein Bauerndorf, das nach dem Krieg gewachsen ist. Bei uns gab es mit wenigen Ausnahmen diese großen Ladenflächen nicht wie in Erding oder Dorfen." Auch die Größe des Ortes und das Einzugsgebiet des Handels spiele bei möglichen Interessenten eine wichtige Rolle: "Ein McDonalds oder Mediamarkt wird sich in Taufkirchen nicht ansiedeln", so Hofstetter.

Aber es gibt ja auch noch andere Optionen. Als "Schlüsselimmobilie" bezeichnete Christian Bitter beispielsweise die Räume der ehemaligen Schlecker-Filiale in Taufkirchen. Der Laden ist etwa 200 Quadratmeter groß und wäre "prädestiniert für einen Textilfilialisten". Mit den kleineren Ladenflächen könne man ebenfalls etwas anfangen, auch wenn es nicht zwangsläufig Einzelhandel sein müsse: "Das kann ein Dienstleister sein", sagte Schmittnägel. "Wenn jemand etwas gut macht, funktioniert es auch." Darüber hinaus betonte sie, dass sich das Flächen- und Leerstandsmanagement nicht allein auf die fünf bis sechs aktuellen Leerstände in Taufkirchen konzentrieren, sondern auch auf mögliche Problemfälle der nächsten Jahre achten werde. Die CIMA werde nun ein Standortexposé erstellen und als Ansprechpartner für die Eigentümer der verwaisten Ladengeschäfte zur Verfügung stehen. Darüber hinaus werde man Kontakte zu Filialisten knüpfen, für die Taufkirchen eine Option sein könnte.

Und nicht zuletzt biete man den Eigentümern auch an, sie dabei zu beraten, wie man verschiedene Förderprogramme ausschöpfen könne. Dabei dürfe man sich zwar keine Hoffnungen auf große Summen machen, aber Zuschüsse für Vorflächenprogramme oder eine neue Fassadengestaltung gebe es durchaus. "Leerstand sollte nicht wie Leerstand aussehen", sagte Schmittnägel. Und eine sinnvolle Zwischennutzung sei auch allemal besser als die besagten toten Fliegen in der verstaubten Auslage.

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