Subventionen für Biogasanlagen:Stopp der ''Vermaisung''

In keinem oberbayerischen Landkreis wird mehr Strom aus Biogas erzeugt als in Erding. Trotzdem sollen die Subventionen sinken. Der Fachverband Biogas befürchtet ''gravierende Einschnitte'' für die Betreiber.

Thomas Daller

Die Bundesregierung will die "Vermaisung" stoppen: Laut einer Handlungsempfehlung des Bundesumweltministeriums soll der Anteil von Mais und Getreidekorn in Biogasanlagen auf 60Prozent energetisch begrenzt werden. Auch eine Mindestvorgabe für Wärmenutzung sieht das geplante neue Energie-Einspeise-Gesetz (EEG) von 2012 an vor. An der Vergütungsschraube für die Güllevergärung soll ebenfalls gedreht werden. Der Fachverband Biogas mit Sitz in Freising befürchtet "spürbare Einschnitte" für die Anlagenbetreiber.

Mais-Ernte

Futtermittel oder Energielieferant? Viele Erdinger Landwirte nutzen Mais, um daraus Biogas herstellen zu lassen.

(Foto: Günther Reger)

18,4 Megawatt Strom erzeugen die 72Biogasanlagen im Landkreis Erding. Das ist der Rekordwert in Oberbayern. Zum Vergleich: In Freising gibt es 20 Anlagen, in Ebersberg 22 und in Mühldorf 32. Gleichzeitig hat aber auch der Maisanbau im Landkreis Erding stark zugenommen: Er nimmt mittlerweile etwa 40Prozent der Ackerfläche im Landkreis Erding ein. Vor dem Boom der Biogasanlagen waren es etwa 30 Prozent.

Andrea Horbelt, Sprecherin des Biogas-Verbandes, geht davon aus, dass ein entsprechender Referentenentwurf am 6.Juni im Kabinett beraten wird. Sie hält die Beschränkung beim Mais für problematisch, weil 90 Prozent aller Anlagen Mais einsetzen und Mais nach wie vor die Pflanze sei, die den höchsten Ertrag pro Hektar bringe. "Wir sind noch nicht so weit", sagte Horbelt, "dass wir Mais durch andere Pflanzen ersetzen können. Gebt dem Mais noch ein paar Jahre eine Chance, auch auf die Gefahr der Vermaisung hin. Das wird sich ändern."

Abstriche sollen die Anlagenbetreiber auch beim "Gülle-Bonus" machen: Vier Cent pro Kilowattstunde erhalten sie bisher, wenn sie ihre Anlage beispielsweise mit 30 Prozent Gülle und 70 Prozent Mais betreiben, obwohl die tatsächliche Stromausbeute aus Gülle nur sieben bis acht Prozent der Gesamtleistung beträgt. Dieser Bonus soll nun um 50 Prozent gekürzt werden und zwar nicht nur bei den neuen, sondern auch bei den Altanlagen. Der Fachverband Biogas hält das für einen Eingriff in den Bestandsschutz, der landwirtschaftliche Betriebe in den Ruin treiben könnte. Der Fachverband fordert stattdessen, dass man den tatsächlichen Gasanteil der Gülle herausrechnen solle und dass es nur dafür einen Bonus geben solle. Der sollte dann allerdings satte 30 Cent pro Kilowattstunde betragen, erläuterte Sprecherin Horbelt.

Wenn der Staat die Einspeisevergütungen für Strom aus Biogasanlagen reduzieren würde, könnte sich das aber auch auf die Entwicklung der Pachtpreise auswirken. Denn im Landkreis Erding ist bereits ein Kampf um jeden Hektar Ackerland entbrannt, den die Bauern ohne Biogasanlagen verlieren. Bei auslaufenden Pachtverträgen bekommen sie keine Flächen mehr. Bisher zahlten die Bauern pro Hektar und Jahr zwischen 350 und 400 Euro. Aktuell werden um die 1000 Euro verlangt. Ein Effekt dieses Nachwachsende-Rohstoffe-Bonus ist, dass die Flächenbesitzer und nicht die Bewirtschafter den finanziellen Rahm abschöpfen. Wenn die Boni 2012 abgesenkt werden, pendeln sich die Preise wieder etwas ein. (Seite 3)

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