Stühlerücken bei den Grünen und der CSU:Strategische Rochaden

Im Moosburger Stadtrat tun sich neue Perspektiven im Hinblick auf die Bürgermeisterwahlen 2020 auf. Johannes Becher will in den Landtag, für Alfred Wagner und Georg Hadersdorfer eröffnen sich Möglichkeiten

Von Alexander Kappen, Moosburg

Alfred Wagner machte den Anfang. Der Stadtrat, im Februar bei den Unabhängigen Moosburger Bürgern (UMB) ausgetreten und danach ein gutes halbes Jahr als Einzelkämpfer im Gremium aktiv, verkündete Mitte September seinen Beitritt zur Grünen-Fraktion. Ein erstes Indiz, dass sich die Parteien und Kandidaten in Moosburg langsam für die Kommunalwahl 2020 in Stellung bringen. Vergangenen Freitag folgte nun ein Doppelschlag von Grünen und CSU, der weitere Hinweise darauf gab, wohin die Reise - vor allem mit Blick auf die Bürgermeisterwahl - gehen könnte.

Der heute 29-jährige Grünen-Fraktionssprecher Johannes Becher, 2014 noch Bürgermeister-Kandidat seiner Partei und als solcher trotz seiner Jugend nur knapp an der Stichwahl vorbei geschrammt, gab bekannt, sich kommendes Jahr um einen Sitz im Landtag bewerben zu wollen. Stadtrat Georg Hadersdorfer, der sich nach der Kommunalwahl 2014 im Streit von den Freie Wählern getrennt hatte und seitdem fraktionslos war, teilte ebenfalls am Freitag seinen Fraktions- und Parteieintritt bei der CSU mit. Zwei Personalien, die eine Rolle spielen könnten, wenn 2020 ein Nachfolger für die dann nicht mehr kandidierende CSU-Bürgermeisterin Anita Meinelt gesucht wird.

Freilich muss Becher erst auf der Aufstellungsversammlung der Grünen nominiert werden - und dann steht immer noch nicht fest, ob er in den Landtag gewählt wird. Aber sollte es klappen, benötigen die Grünen für die Bürgermeisterwahl - so Becher nicht als amtierender Landtagsabgeordneter kandidieren und dieses Mandat im Falle eines Wahlsiegs aufgeben will - einen anderen Bewerber.

Zwar betonten Becher und Alfred Wagner jüngst unisono, dass bis zur Kommunalwahl noch lange hin sei. Aber Becher ließ schon mal anklingen, dass er Wagner eine abermalige Bürgermeisterkandidatur - diesmal für die Grünen - zutraue. Schließlich habe dieser bereits für die UMB kandidiert und als Neuling ein beachtliches Ergebnis erzielt. Falls Becher oder er von der Grünen-Versammlung als Bürgermeisterkandidat für 2020 nominiert würde, "wird der Kandidat auch vom anderen unterstützt, weil es um Moosburg geht", sagte Wagner. Dass letztlich er dieser Kandidat sein könnte, ist durch Bechers Landtagsambitionen zumindest nicht unwahrscheinlicher geworden.

Ein möglicher Konkurrent wäre dann vielleicht das frisch gebackene CSU-Mitglied Georg Hadersdorfer, wie sowohl dieser selbst als auch die Bürgermeisterin zuletzt doch relativ unverblümt andeuteten. Hadersdorfer war vor drei Jahren schon mal drauf und dran, zum Vizebürgermeister gewählt zu werden - ehe er kurz vor knapp von der eigenen Fraktion, damals war das noch die der Freien Wähler, ausgebremst wurde. Josef Dollinger, der zuvor die Bürgermeisterwahl gegen Meinelt verloren hatte, habe ihn in der Fraktion als Vizebürgermeister vorgeschlagen, es sich dann kurz vor der konstituierenden Sitzung des Stadtrats anders überlegt und sich selbst um den Stellvertreterposten beworben, erinnerte sich jetzt Hadersdorfer bei seiner Vorstellung als neues CSU-Mitglied. Er spricht auch heute noch von einer "großen Enttäuschung", die ihn damals zum sofortigen Austritt bei den Freien Wählern bewegte und schließlich seine weitere kommunalpolitische Karriere in Frage stellte. Er habe überlegt, sein Stadtratsmandat abzugeben, "aber dann habe ich gedacht: Du bist gewählt, jetzt machst du es auch weiter".

So richtig Blut geleckt hat Hadersdorfer wieder, als Wagner im Februar bei den UMB austrat. Wagner, Hadersdorfer und die beiden Einzelkämpfer von ÖDP und Linken, Jörg Kästl und Johann Zitzlsberger, taten sich zu einer Ausschussgemeinschaft zusammen. Plötzlich saß Hadersdorfer, der seit 1999 dem Stadtrat angehört, wieder im Bauausschuss, "und das hat mir schon früher Spaß gemacht". Er wollte wieder anpacken, dachte sich aber: "Als Fraktionsloser macht das nicht viel Sinn - auch in Hinblick auf die Wahl 2020." Ans Aufhören denkt er nun ganz und gar nicht mehr.

Auf der Suche nach einer politischen Heimat stieß er nicht ganz überraschend auf die CSU, die ihn bereits seit Längerem umgarnt. Er habe Hadersdorfer schon nach dessen Austritt bei den Freien Wählern gefragt, ob zur CSU kommen wolle, berichtet deren Fraktionssprecher Erwin Weber. Aber Hadersdorfer ließ sich noch drei Jahre Zeit, bevor er in die Partei der amtierenden Bürgermeisterin Anita Meinelt wechselte.

Die wollte ihn schon 2014 als Stellvertreter haben und arbeitete in den vergangenen drei Jahren "sehr gut" mit ihm zusammen, wie sie sagt. Man habe viele gemeinsame Ziele verfolgt und, speziell im sportlichen Bereich, einiges erreicht. Sie findet Hadersdorfers Parteieintritt "vernünftig, weil man sich mit einer starken Fraktion im Hintergrund leichter tut". So könne er auch "größere Ziele verwirklichen", sagt sie. Größere Ziele? Will Hadersdorfer nun für die CSU ins Rathaus einziehen? "Man weiß nie, was kommt", sagt dieser vielsagend. Mit seinen 55 Jahren könne er jedenfalls "locker noch zwei Amtsperioden machen - als was auch immer".

In der laufenden Amtszeit ist er jetzt zunächst einmal Mitglied der größten Stadtratsfraktion, die inklusive Bürgermeisterin neun von 25 Sitzen innehat. In den beiden großen Ausschüssen, dem Finanz- und dem Bauausschuss, bekommt die CSU einen weiteren Sitz dazu und hat dort abgesehen von der Stimme der Bürgermeisterin deren vier. In den kleinen Ausschüssen bekommen die Grünen laut Meinelt durch Wagners Fraktionseintritt einen Sitz dazu.

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